Wolfsblut
empfing er ihn mit einem zweiten Schlage, indem er ihm abermals »Sie Bestie!« zurief. Darauf hielt es Schmitt für das angemessenste, im Schnee liegenzubleiben, und machte vorläufig keinen Versuch mehr, aufzustehen.
»Kommen Sie, Matt«, rief der Fremde dem Hundetreiber zu, der ihm gefolgt war, »kommen Sie und helfen Sie mir.«
Beide Männer beugten sich über die Hunde. Matt ergriff Wolfsblut, um ihn aus Cherokees Rachen zu ziehen, wenn der loslassen sollte, und der jüngere Mann suchte dies zu bewerkstelligen, indem er mit den Händen die Kinnladen der Dogge aufzubrechen suchte. Aber das war ein eitles Unterfangen! Während jener zog und zerrte, drückte und drehte, machte er seinem Unwillen von Zeit zu Zeit mit einem gemurmelten »Die Bestien!« Luft.
Die Menge begann unruhig zu werden, und einige Leute beklagten sich darüber, daß man ihnen das Vergnügen verderbe. Allein sie wurden schnell zum Schweigen gebracht, als der Fremde den Kopf erhob und, in der Arbeit innehaltend, sie einen Augenblick anschaute.
»Verfluchte Bestien, die ihr seid!« brach er dann los, darauf machte er sich wieder an die Arbeit.
»Es nützt nichts, Herr Scott«, sagte endlich Matt. »Die können Sie in der Weise nicht trennen.« Die beiden hielten inne und besahen sich die ineinander verbissenen Hunde.
»Er blutet nicht so sehr«, fuhr Matt fort. »So ganz ist der andere nicht drin.«
»Aber das kann jeden Augenblick geschehen«, versetzte Scott. »Da! Haben Sie’s gesehen? Er hat viel tiefer hineingebissen.«
Des jungen Mannes Besorgnis um Wolfsblut nahm zu. Er schlug ein paarmal Cherokee derb auf den Kopf, aber der ließ nicht locker. Vielmehr wedelte er mit dem Schwanz, um zu zeigen, daß er die Bedeutung der Schläge verstände, sich aber im Recht wüßte und nur seine Pflicht täte, wenn er festhielte.
»Will denn keiner helfen?« rief Scott in Verzweiflung aus, indem er sich an die Zuschauer wandte.
Aber niemand rührte sich. Statt dessen begann man höhnische Bemerkungen zu machen und lächerliche Ratschläge zu geben.
»Sie müssen einen Keil gebrauchen«, rief Matt.
Der andere griff nach der Hüfte, zog den Revolver heraus und versuchte dessen Lauf zwischen die Kinnladen der Dogge zu schieben. Er schob und drückte so kräftig, daß man das Knirschen des Stahls an den zusammengebissenen Zähnen hörte. Beide Männer lagen auf den Knien und beugten sich über die Hunde. Da trat Tim Keenan in den Kreis. Er stellte sich neben Scott, berührte dessen Schulter und sagte warnend: »Brechen Sie ihm nicht die Zähne entzwei.«
»Vielleicht breche ich ihm den Hals«, erwiderte Scott, indem er fortfuhr, den Lauf des Revolvers tiefer hineinzuschieben.
»Ich habe nur gesagt; Brechen Sie ihm nicht die Zähne entzwei!« wiederholte der andere mit Nachdruck.
Wenn das eine Drohung war, so nützte sie nichts. Scott ließ von seiner Arbeit nicht ab, obgleich er kaltblütig aufschaute und sagte: »Ist das Ihr Hund?« Der Spielbankbesitzer bejahte durch ein Grunzen.
»Dann kommen Sie her, und brechen Sie ihm die Kinnladen auf.«
»Na, hören Sie«, entgegnete der andere ärgerlich, »darauf bin ich nicht eingeübt. Das muß ich Ihnen sagen. Den Kniff verstehe ich nicht.«
»Dann lassen Sie mich in Ruhe«, war die Entgegnung, »und gehen Sie mir aus dem Wege. Ich habe zu tun.«
Tim Keenan blieb neben Scott stehen, aber dieser nahm weiter keine Notiz von ihm. Es war ihm gelungen, das Rohr auf der einen Seite zwischen die Kinnladen der Dogge zu schieben, und er versuchte nun, es auf der anderen Seite herauszubekommen. Als dies endlich geglückt war, bewegte er es leise und vorsichtig wie einen Hebel, indem er allmählich die Kinnbacken lockerte, während Matt ebenso allmählich Wolfsbluts zerfleischten Hals hervorzog.
»Bleiben Sie in der Nähe, um Ihren Hund zu fassen«, wandte sich Scott kurz und befehlend an Cherokees Eigentümer.
Der Hasardspieler bückte sich gehorsam und packte Cherokee mit festem Griff.
»Jetzt!« kam es warnend von Scott, indem er den Hebel noch einmal in Bewegung setzte.
Die Hunde waren getrennt, aber die Dogge strebte mit aller Macht vorwärts.
»Nehmen Sie den Hund weg!« gebot Scott, und Tim Keenan zog Cherokee in den Kreis der Zuschauer zurück.
Wolfsblut machte einige fruchtlose Anstrengungen, sich auf die Füße zu stellen, aber die Beine waren zu schwach, ihn zu tragen, und er sank langsam auf den Schnee zurück. Seine Augen waren halb geschlossen und glasig, das Maul stand offen, und
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