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Wolfsblut

Wolfsblut

Titel: Wolfsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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grimmiger Beharrlichkeit rannte der andere hinter ihm her. Früher oder später mußte dieser seinen Zweck doch erreichen und Wolfsblut so packen, daß er die Schlacht gewann. Mittlerweile nahm er alle Angriffe unbewegt hin. Seine kurzen Ohren hingen in Fetzen, sein Hals und seine Schultern waren voller Wunden, selbst die Lippen bluteten von den schnell ausgeteilten Bissen, die er nicht vorhersehen und darum nicht vermeiden konnte. Von Zeit zu Zeit versuchte Wolfsblut, Cherokee umzuwerfen, was ihm nicht gelang, da sie zu ungleich in der Höhe waren. Einmal jedoch trieb er das Spiel zu oft. Als Cherokee sich umdrehte, um Wolfsblut bei seinen flinken Kreuz- und Quersprüngen zu folgen, hatte er die Schulter entblößt, und Wolfsblut stieß dagegen. Da aber Wolfsbluts Schulter die des andern weit überragte und der Stoß sehr kräftig gewesen war, verlor Wolfsblut das Gleichgewicht und purzelte über die Dogge hin. Zum erstenmal, solange er gekämpft hatte, sahen die Zuschauer, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Er überschlug sich in der Luft, und er würde auf den Rücken gefallen sein, hätte er sich nicht wie eine Katze in der Luft umgedreht, um mit den Beinen zuerst auf die Erde zu gelangen. Trotzdem fiel er schwer auf die Seite. Im nächsten Augenblick stand er jedoch auf den Füßen, doch diesen Augenblick hatte Cherokee benutzt und ihn an der Kehle gepackt.
    Allein der Griff war zu niedrig gewesen, zu tief an der Brust, doch hielt Cherokee fest. Wolfsblut sprang auf und rannte wie wild im Kreise herum, indem er versuchte, die Dogge abzuschütteln. Das Gewicht am Halse machte ihn rasend, es hinderte seine Bewegungen, es beschränkte seine Freiheit. Es war wie eine Falle, und alles in ihm empörte sich dagegen. Ein paar Minuten lang war er wie wahnwitzig; der Wille zum Leben hatte völlig von ihm Besitz genommen. Vernunft und Verstand hatten ihn verlassen, und nur der Trieb des Fleisches regte sich machtvoll in ihm, der blinde Drang zu leben und sich zu bewegen, da Bewegung der Ausdruck des Lebens war.
    So rannte er immer im Kreise herum, wandte sich hin und her und versuchte stets die Last, die ihm am Halse hing, abzuschütteln. Allein Cherokee hielt fest. Selten nur kam er mit den Füßen auf den Boden und suchte sich dann gegen Wolfsblut zu stemmen, aber einen Moment später hatte er wieder den Halt verloren und wurde im Kreise herumgeschleppt. Allein er wußte, daß er recht täte, wenn er festhielte, und fühlte selbst ein gewisses Frohlocken darüber. Dann schloß er einen Augenblick die Augen und ließ sich hin und her schlenkern, unbekümmert, welcher Schaden ihm auch daraus erwachsen könne.
    Endlich hielt Wolfsblut inne; er war müde. Er konnte nichts tun, und das verstand er nicht. Bei all seinen Kämpfen war ihm noch nie so etwas passiert; nie hatte ein Hund so gekämpft. Er legte sich nieder und rang keuchend nach Atem. Cherokee, immer festhaltend, suchte ihn ganz umzuwerfen, doch leistete Wolfsblut Widerstand. Dabei fühlte er, wie die Kinnlade des andern sich ein ganz klein wenig lockerte, um ein wenig höher hinauf sich wieder zu schließen. Das geschah stets, wenn Wolfsblut ruhig blieb, sonst begnügte jener sich damit, festzuhalten.
    Cherokees wulstiger Nacken war der einzige Körperteil, den Wolfsbluts Zähne erreichen konnten. Er packte ihn da, wo der Hals aus den Schultern kommt, aber er verstand es nicht, die Kampfesweise der Dogge nachzuahmen, auch waren seine Kinnladen nicht dazu geschaffen. Er zerschlitzte nur den Hals des Gegners, bis eine Veränderung in der Stellung ihn davon abzulassen zwang. Es war der Dogge schließlich gelungen, Wolfsblut auf den Rücken zu wälzen, und ohne seine Kehle loszulassen, stand sie nun über ihm. Da krümmte sich Wolfsblut wie eine Katze und grub die Hinterfüße in den Unterleib des über ihm stehenden Feindes und hätte ihm mit den langen, scharfen Krallen den Leib aufgerissen, wenn Cherokee nicht seitwärts getreten wäre, so daß er nun im rechten Winkel zu ihm stand.
    Aber es gab kein Entrinnen aus den Kinnladen, die Wolfsblut gepackt hielten; sie waren so unerbittlich wie das Schicksal. Langsam kamen sie der großen Ader am Halse immer näher. Was Wolfsblut allein noch vom Tode errettete, war der dicke Pelz, welcher seine Hautwulste am Halse bedeckte. Den konnten Cherokees Zähne nicht durchdringen, aber allmählich arbeiteten sie sich in die Höhe, indem die Dogge bei jedem Lockern der Zähne mehr Hautfalten zwischen die Kinnbacken bekam,

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