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Wolfsblut

Wolfsblut

Titel: Wolfsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Hundetreiber deutete mit dem Daumen über die Schulter nach Wolfsblut hin. »Wolf oder Hund – das ist ganz gleich, aber gezähmt ist er schon.«
    »Nein.«
    »Ich sage ja. Und er ist auch schon angespannt worden. Schauen Sie sich ihn nur genauer an. Sehen Sie nicht die Spuren auf der Brust?«
    »Sie haben recht, Matt. Er ist ein Schlittenhund gewesen, bevor der schöne Schmitt ihn in die Klauen bekam.«
    »Und warum sollte er nicht wieder ein Schlittenhund werden?«
    »Meinen Sie?« fragte Scott eifrig. Aber die Hoffnung verschwand sogleich wieder, und er fügte kopfschüttelnd hinzu: »Wir haben ihn nun schon vierzehn Tage, und er ist noch ebenso wild, wenn nicht gar noch wilder als am ersten Tage.«
    »Haben Sie nur Geduld«, beschwichtigte Matt. »Lassen Sie ihn einmal eine Weile los.« Der andere schaute ihn zweifelnd an.
    »Ich weiß«, fuhr Matt fort, »ich weiß, daß Sie es versucht haben. Aber damals nahmen Sie auch keinen Stock mit.«
    »Dann versuchen Sie es.«
    Der Hundetreiber ergriff einen Knüttel und ging zu Wolfsblut hin. Dieser behielt, wie ein Löwe im Käfig die Peitsche des Tierbändigers auch nicht aus den Augen läßt, den Knüttel im Auge.
    »Sehen Sie, wie er kein Auge von dem Stock läßt«, bemerkte Matt. »Das ist ein gutes Zeichen. Dumm ist der nicht. Der wird mir nichts tun, solange ich den Stock bereithalte.«
    Als die Hand des Mannes dem Halse des Hundes näher kam, wies Wolfsblut knurrend die Zähne und duckte sich. Allein, wenn er auch die Hand beobachtete, er ließ den Knüttel, der drohend über ihm schwebte, dabei nicht aus dem Auge. Als Matt die Kette gelöst hatte, trat er zurück.
    Wolfsblut konnte es nicht glauben, daß er frei sei. Seit Monaten – solange er in Schmitts Besitz gewesen war – hatte er keinen Augenblick die Freiheit gekannt, außer wenn er losgelassen war, um mit anderen Hunden zu kämpfen. Stets war er nach solchen Kämpfen gleich wieder eingesperrt worden.
    Er wußte nicht, wie er sich seine Freiheit erklären sollte. Vielleicht war es nur eine neue Teufelei, welche die Menschen an ihm ausüben wollten. Er machte langsam und vorsichtig ein paar Schritte, jeden Augenblick gefaßt, daß man ihn angreifen würde. Er wußte nicht, was er tun sollte, denn die Situation war ihm so ungewohnt. Er hielt sich mißtrauisch von den beiden Männern entfernt und schritt bis zur Ecke des Blockhauses. Aber nichts geschah, und verwundert kehrte er wieder zurück und blieb ein Dutzend Schritte weit von den beiden stehen und schaute sie an.
    »Wird er nicht weglaufen?« fragte der neue Eigentümer. Matt zuckte die Schultern. »Das kommt auf den Versuch an. Wir werden es erst wissen, wenn wir es ausprobiert haben.«
    »Armer Teufel!« murmelte Scott mitleidig. »Was dem fehlt, ist ein bißchen freundliche Behandlung«, fügte er hinzu. Dann stand er auf und ging ins Haus hinein.
    Er kam mit einem Stück Fleisch heraus, das er Wolfsblut hinwarf. Dieser sprang davon hinweg und besah es sich voller Argwohn aus der Entfernung.
    »Fort, Major!« rief Matt auf einmal aus, aber die Warnung kam zu spät. Einer der Schlittenhunde hatte einen Satz nach dem Fleisch gemacht, und als er es gerade gepackt hatte, stieß Wolfsblut ihn zu Boden. Matt stürzte hin, aber Wolfsblut war schneller als er. Major erhob sich taumelnd, das Blut quoll ihm aus dem Halse und färbte den Schnee rot.
    »Es ist zu ärgerlich. Aber verdient hat er’s eigentlich!« versetzte Scott rasch.
    Matt hatte den Fuß erhoben, um Wolfsblut einen Tritt zu versetzen. Ein Sprung, ein Aufblitzen der Zähne, ein scharfer Schmerzensschrei, und Wolfsblut zog sich, fürchterlich knurrend, mehrere Meter weit zurück, während Matt sich bückte und das gebissene Bein untersuchte.
    »Er hat mich ganz ordentlich gepackt«, verkündete er und deutete auf die zerrissene Hose und das ebenfalls zerrissene Unterzeug, das sich rot färbte.
    »Ich sagte Ihnen ja, es wäre hoffnungslos mit ihm, Matt«, seufzte Scott. »Ich habe mir die Sache immer wieder überlegt, denn ich konnte den Gedanken nicht loswerden. Aber nun ist es soweit gekommen. Es ist das einzige, was man tun kann.«
    Bei diesen Worten zog er langsam den Revolver heraus und untersuchte die Ladung.
    »Sehen Sie, Herr Scott«, entgegnete Matt, »der Hund hat letzthin ein Leben wie in der Hölle geführt. Da können Sie doch nicht erwarten, daß er weiß und leuchtend wie ein Engel daraus hervorgehen sollte. Geben Sie ihm doch nur Zeit!«
    »Aber sehen Sie doch Major an«,

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