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Wolfsblut

Wolfsblut

Titel: Wolfsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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und trat einige Schritte zurück, aber Wolfsblut zögerte mit dem Angriff. Er stand still, mit gespitzten Ohren, und besah sich neugierig das seltsame Tier, das da vor ihm stand. Noch nie hatte er einen solchen Hund gesehen. Tim Keenan schob die Bulldogge vorwärts, indem er murmelte: »Nimm ihn!«, und klein, breit und unschön watschelte sie bis in die Mitte des Kreises. Hier blieb auch sie stehen und blickte zwinkernd nach Wolfsblut hinüber. Aus der Menge ertönten laute Rufe: »Nimm ihn, Cherokee! Drauf, Cherokee! Nimm ihn!«
    Aber Cherokee war auf den Kampf nicht begierig. Er drehte den Kopf herum, zwinkerte die schreienden Männer an und wedelte dabei gutmütig mit dem Schwanzstumpf. Er hatte keine Furcht, er war nur träge. Auch war es ihm noch nicht klargeworden, daß sein Herr wünschte, er solle mit dem Hunde da kämpfen. Mit einem solchen hatte er noch nie gekämpft, und er wartete, daß man ihm den richtigen brächte.
    Tim Keenan trat heran, beugte sich zu Cherokee hinab und strich ihm mit beiden Händen die Schultern entlang gegen das Haar, indem er ihn mit kurzen Bewegungen vorwärts schob. Cherokee begann zu grollen, leise und ganz tief unten in der Kehle. Es war zwischen dem Grollen und der ruckweisen Bewegung der Hände des Mannes ein gewisser Zusammenhang; das Grollen wurde jedoch lauter, wenn der Ruck zu Ende ging, erstarb dann schließlich und begann bei der nächsten Bewegung von neuem.
    Dies blieb nicht ohne Wirkung auf Wolfsblut; sein Haar fing an, am Nacken und an den Schultern sich zu sträuben. Endlich gab Tim Keenan den letzten Ruck und trat zurück, und Cherokee raste krummbeinig und geschwind aus eigenem Willen vorwärts. Nun schnappte Wolfsblut zu. Ein Schrei der Überraschung wurde laut, denn Wolfsblut war mehr wie eine Katze vorwärts gesprungen, hatte gebissen und war mit derselben katzenartigen Geschwindigkeit weggesprungen.
    Cherokee blutete an einem Ohr und hatte einen Schlitz an dem dicken Halse, aber er achtete das nicht und knurrte nicht einmal, sondern machte kehrt und verfolgte den Gegner. Die Kampfesweise der beiden, die Raschheit des einen, die Beharrlichkeit des andern, erregte den Parteigeist der Menge, und die Wetten stiegen bedeutend. Immer wieder sprang Wolfsblut zu, biß und sprang unverletzt zurück, und unablässig folgte ihm der seltsame Feind, ohne sich zu beeilen, doch auch nicht langsam, immer aber entschlossen und in geschäftsmäßiger Weise. Es lag in seiner Methode ein Ziel, auf das er erpicht war und von dem man ihn nicht abbringen konnte. Wolfsblut war verwundert. Nie hatte er einen Hund gesehen, der kein Haar hatte, das ihn schützte, keinen dichten Pelz, in den die Zähne nicht eindringen konnten, sondern überall weiches Fleisch, das leicht blutete. Jedesmal wenn er zuschnappte, sanken die Zähne tief hinein; was ihn aber noch weiter wunderte, war, daß der andere nie aufschrie, wie er es doch bei andern Hunden gewohnt gewesen war. Außer einem Grollen oder Grunzen nahm dieser jeden Angriff schweigend hin, doch nie erlahmte er in der Verfolgung. Dabei war Cherokee nicht unbeholfen. Er wendete und drehte sich schnell genug im Kreise herum, aber Wolfsblut war nie da. Auch Cherokee hatte nie mit einem solchen Hunde gekämpft, dem man nicht nahe kommen konnte, und auch er wunderte sich. So sprang Wolfsblut unverletzt hin und her, jedoch ohne jenem unten an die weiche Stelle der Kehle kommen zu können. Dazu war die Dogge zu niedrig, auch waren ihr die mächtigen Kinnladen ein Schutz. Allein Cherokee blutete aus vielen Wunden, denn Kopf und Hals waren ihm an beiden Seiten zerschlitzt und zerrissen, doch zeigte er keine Spur von Mutlosigkeit. Im Gegenteil setzte er beharrlich seine Verfolgung fort und blieb nur einmal einen Augenblick wie verblüfft stehen, indem er zwinkernd die Zuschauer anblickte und zu gleicher Zeit mit dem Schwanz wedelte zum Zeichen, daß er weiterkämpfen wolle. Doch in diesem Augenblick schoß Wolfsblut auf ihn los und riß ihm das eine Ohr in Fetzen. Mit einer leichten Bewegung des Ärgers nahm Cherokee die Verfolgung wieder auf, rannte auf der innern Seite des Kreises, den Wolfsblut machte, und versuchte diesen am Halse zu packen. Doch um die Breite eines Strohhalmes verfehlte er den Angriff, und Rufe der Bewunderung wurden laut, als Wolfsblut der Gefahr durch einen Sprung in entgegengesetzter Richtung entging.
    Die Zeit verstrich. Wolfsblut sprang immer noch die Kreuz und Quer und teilte Wunden aus, und mit immer gleicher,

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