Wolfsblut
die Zunge hing schlaff aus dem Halse heraus. Er sah wie erwürgt aus. Matt untersuchte ihn.
»Er ist nahe dran gewesen«, verkündete er. »Aber er atmet noch ganz normal.«
Der schöne Schmitt hatte sich erhoben und kam heran, um nach Wolfsblut zu sehen.
»Matt, wieviel ist ein guter Schlittenhund wert?« fragte Scott. Der Hundetreiber, immer noch auf den Knien, bückte sich über Wolfsblut und rechnete einen Augenblick. »Dreihundert Dollar«, antwortete er dann.
»Und wieviel einer, der so zerrissen und zerfleischt ist wie der da?« fragte Scott, indem er Wolfsblut mit der Fußspitze berührte.
»Die Hälfte«, lautete die Antwort des Hundetreibers.
Scott wandte sich an Schmitt.
»Haben Sie gehört, Herr – Bestie? Ich nehme Ihnen den Hund ab und gebe Ihnen hundertfünfzig Dollar dafür.« Dabei öffnete er seine Brieftasche und zählte die Scheine ab. Schmitt legte die Hände auf den Rücken zum Zeichen, daß er das Geld nicht nehmen wolle.
»Ich verkaufe ihn aber nicht«, entgegnete er.
»Doch! Weil ich ihn kaufe«, versetzte der andere. »Hier ist das Geld. Der Hund gehört mir.«
Schmitt machte mit den Händen auf dem Rücken einige Schritte nach rückwärts. Scott sprang auf ihn zu und holte zum Schlage aus. Der andere bückte sich, um ihm auszuweichen.
»Ich habe doch ein Recht auf ihn«, rief er weinerlich aus.
»Sie haben sich Ihres Rechtes auf den Hund verlustig gemacht«, war die Entgegnung. »Wollen Sie das Geld nehmen, oder soll ich –«, und Scott erhob abermals die Hand zum Schlage.
»Schon gut«, versetzte Schmitt mit einer Raschheit, die nur der Furcht entspringen konnte. »Aber ich nehme das Geld nur unter Protest. – Der Hund ist eine Goldgrube«, fügte er hinzu, »und ich werde mich nicht berauben lassen. Jedem das Seine.«
»Da haben Sie recht«, antwortete Scott, indem er ihm das Geld hinreichte. »Jedem Menschen das Seine. Aber Sie sind kein Mensch, Sie sind eine Bestie.«
»Warten Sie nur, bis ich nach Dawson komme, dann verklage ich Sie«, drohte Schmitt.
»Wenn Sie auch nur den Mund auftun, wenn Sie nach Dawson kommen, so lasse ich Sie aus der Stadt jagen. Verstanden?« Schmitt brummte eine Erwiderung.
»Verstanden?« donnerte der andere ihn an.
»Ja«, brummte Schmitt zurückweichend.
»Ja – weiter?«
»Jawohl, Herr«, entgegnete Schmitt, indem er ihm höhnisch die Zähne wies.
»Nehmen Sie sich in acht! Der beißt noch!« rief jemand unter den Zuschauern, worauf ein schallendes Gelächter ertönte. Scott kehrte sich um und trat an den Hundetreiber heran, der um Wolfsblut bemüht war, um ihm zu helfen. Einige Leute machten sich auf den Heimweg, andere standen in Gruppen, gafften und schwatzten, Tim Keenan gesellte sich zu einer der Gruppen.
»Wer ist denn das Großmaul?« fragte er.
»Weedon Scott«, antwortete einer.
»Und wer, zum Henker, ist Weedon Scott?« fragte der Hasardspieler.
»Ach, einer von den allerersten Minenexperten. Er steht sich mit all den großen Tieren da gut. Wenn Sie nicht in Ungelegenheiten kommen wollen, so kommen Sie dem nicht in den Weg, das rate ich Ihnen. Er hat alle Beamten in der Tasche. Der Gouverneur ist ein Duzfreund von ihm.«
»Ich dachte gleich, es müßte etwas Besonderes mit ihm los sein«, versetzte der Hasardspieler. »Darum hielt ich auch von Anfang an meine Finger von ihm fern.«
FÜNFTES KAPITEL
Unzähmbar
»Es ist hoffnungslos«, erklärte Weedon Scott, »ganz hoffnungslos.«
Er saß auf den Treppenstufen des Blockhauses und schaute den Hundetreiber an, der ebenfalls wie hoffnungslos mit den Achseln zuckte. Dabei blickten beide nach Wolfsblut hinüber, der mit gesträubtem Haar und zähnefletschend wild an der Kette zerrte. Matt hatte den Schlittenhunden verschiedene, von einem Stock unterstützte Lektionen erteilt, und sie hatten begriffen, daß sie Wolfsblut in Ruhe lassen müßten. Sie hatten sich in einiger Entfernung niedergelegt und scheinbar seine Existenz vergessen.
»Er ist ein Wolf, und da hilft kein Zähmen«, erklärte Scott weiter.
»Das weiß ich doch nicht so genau«, warf Matt ein. »Bei alledem, scheint mir, ist immerhin ein gut Teil vom Hunde in ihm. – Aber eines weiß ich ganz sicher, und das läßt sich nicht wegleugnen.« Der Hundetreiber machte eine Pause und nickte vertraulich nach den Bergen hinüber.
»So tun Sie doch nicht so geheimnisvoll mit dem, was Sie wissen«, erwiderte Scott gereizt, nachdem er eine Zeitlang gewartet hatte. »Was ist es? Heraus damit!«
Der
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