Wolfsbrut
durchgebrochen, die sie niemals hätte erleben sollen. »Ich hätte da hinten sterben sollen«, dachte sie. Sie sah ihren Partner an. Er hatte es gerade noch rechtzeitig gemerkt - eine Falle. Herrgott, was für eine schlaue Falle! Und sie waren gerade in dem Augenblick entkommen, als sie zugeschnappt war.
»Du weißt, was geschehen ist«, sagte Wilson.
»Ja.«
Er nickte und schwieg ein paar Minuten. Der Streifenwagen fuhr durch die Central Park West. Wilson berührte das Türschloß; die Fenster waren geschlossen. »Sie sind sehr schlau«, sagte er.
»Das wußten wir.«
»Aber es war eine sehr heimtückische Falle. Diesen Mann zu verwunden... das Wissen, daß wir reagieren würden... einen Hinterhalt zu legen. Alles sehr schlau.«
»Wie hast du es herausgefunden? Ich muß gestehen, ich war völlig ahnungslos.«
»Du solltest anfangen, defensiv zu denken. Sie haben den Mann verwundet, nicht getötet. Das hat mich stutzig gemacht. Weshalb verwunden, wo sie ihn doch einfacher töten konnten? Es mußte derselbe Grund sein, aus dem ein Jäger verwundet. Um zu locken. Als mir das klar war, dachte ich mir, wir sollten zu den Schneefahrzeugen gehen. Offen gesagt, ich bin überrascht, daß wir es geschafft haben.«
Der Streifenwagen fuhr vor dem Reviergebäude vor. Nachdem sie lange die Straße entlanggesehen hatten, stiegen die beiden Polizisten aus und eilten die Stufen empor. Der diensthabende Sergeant sah auf. »Der Captain erwartet Sie«, sagte er.
»Dürfte verflucht sauer sein«, murmelte Wilson, während sie ins Büro des Captain gingen.
Es war ein drahtiger, ordentlich gekleideter Mann mit eisgrauem Haar und runzligem Gesicht. Aber seine Bewegungen, seine Haltung, gehörten einem jüngeren Mann. Er hatte gerade den Mantel abgelegt und am Schreibtisch Platz genommen. Jetzt sah er auf und zog die Brauen hoch. »Ich bin Captain Walker«, sagte er. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
»Wir haben einen Verdächtigen gesehen...«
»Kommen Sie mir nicht mit diesem Mist. Alle haben gesehen, wie diese Hunde unter Ihrem Auto hervorgekommen sind und Sie fast bis zur Grand Army Plaza verfolgt haben. Was, zum Teufel, sollte das?«
»Hunde?« Wilson war kein Schauspieler. Becky merkte ganz deutlich, daß er etwas verheimlichte. Aber vielleicht unterschätzte sie ihn.
»Ja, Hunde. Ich habe sie gesehen. Wir alle. Und Baker hat gesagt, Hunde hätten ihn zerfleischt.«
Wilson schüttelte den Kopf. »Da bin ich überfragt.«
»Sehen Sie, ich weiß einfach nicht, was hier vorgeht. Ich meine, Sie beide sind eine Spezialeinheit, und das soll mir recht sein; aber ich habe einen Schwerverletzten drüben im Roosevelt, und der sagt, es war ein Hund. Ich habe gesehen, wie Sie beide abgehauen sind, als liefen Sie vor dem Tod persönlich davon. Und Sie wurden von zwei Hunden verfolgt. Und jetzt wüßte ich eben gerne, was verdammt noch mal hier los ist.« Das Telefon läutete. Ein paar gemurmelte Worte, ein Fluch, dann legte er auf. »Und die New York Post auch. Draußen warten ein Reporter und ein Fotograf auf mich. Was soll ich ihnen sagen?«
Becky griff ein. Wilson hatte das Kinn zurückgezogen, die Schultern gereckt und war kurz davor, es zu verraten. »Sagen Sie ihnen, was wahrscheinlich stimmt. Ihr Mann wurde auf eine unbekannte Weise verletzt. Ich meine, wenn jemandem der Dickdarm heraushängt, dann kann es schon sein, daß er etwas im Delirium ist. Er wurde sofort bewußtlos, nachdem er es gesagt hatte, richtig? Und was die Hunde anbelangt, die uns verfolgt haben... das muß reiner Zufall sein.«
Der Mann sah sie an. »Sie verzapfen Scheiße. Ich weiß nicht warum, aber ich werde nicht darauf bestehen. Aber damit eines klar ist: Ich schulde Ihnen beiden gar nichts. Und jetzt verschwinden Sie. Mir egal wohin.«
»Was ist mit dem Reporter?« fragte Becky. Das war wichtig. Man konnte die Geschichte nicht der Presse zuspielen, solange das Problem nicht gelöst werden konnte.
»Ich werde den Reportern mitteilen, was Baker gesagt hat. Und ich werde Ihnen sagen, daß er im Delirium war. Ist das ausreichend?«
»Was soll das heißen, ausreichend? Woher sollen wir das wissen?«
»Sie sind diejenigen, die diese Sache vertuschen, nicht? Sie beide laufen herum und achten darauf, daß keine Hundegeschichten in die Presse gelangen, oder?«
Wilson machte die Augen zu und schüttelte den Kopf. »Verschwinden wir von hier«, sagte er. »Wir haben Besseres zu tun.«
Sie verließen das Revier und riefen ein Taxi. Es hatte sicher
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