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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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nichts. Weitere vage Beweismittel. Selbst Wilsons Erlebnis gestern nacht war nichts weiter als ein Gerücht. Verdammt, vielleicht hatten ihn ein paar Hunde in Panik versetzt. Das Problem war, man konnte das Revier nicht davon überzeugen, mit ihrer Theorie ein Risiko einzugehen. Der Mann, der in dieser Stadt eine Ermittlungsaktion gegen Werwölfe anlaufen ließ, saß auf einem Schleudersitz, wenn die Untersuchung nichts zutage förderte.
    »Glauben Sie mir?« sagte Wilson in das Schweigen im Wagen hinein.
    »Ja«, antwortete Becky, die von der Frage überrascht wurde.
    »Nicht du, Dummkopf. Das Genie. Ich will wissen, ob er mir glaubt.«
    »Wenn es kein Delirium tremens war, dann würde ich sagen, daß Sie es tatsächlich gesehen haben.«
    »Danke.« Wilson hatte geschwiegen, seit er seine Geschichte erzählt hatte. Becky wußte nicht, ob er nachdachte oder einfach in Depressionen versank. Er schien noch mürrischer zu werden, falls das überhaupt möglich war.
    Als sich Wilson wieder umdrehte, um aus dem Fenster zu starren, zog Evans die Brauen hoch. »Hören Sie«, sagte er zu Wilsons Rücken, »wenn es Sie interessiert, ich glaube Ihnen wirklich. Ich wünschte mir bei Gott, ich könnte mehr für Sie tun als nur das.«
    »Jede Winzigkeit hilft«, sagte Becky ätzend.
    »Das glaube ich. Es muß die Hölle sein.«
    »Ja«, sagte Wilson. »Das ist es.«
    Plötzlich brach hektische Regsamkeit aus. Ein paar Parkpolizisten sprangen auf Schneemobile; die Jungs vom zwanzigsten Revier zwängten sich in ihre Streifenwagen. Becky schaltete das Funkgerät ein, um den Grund dafür herauszufinden. »... dreizehn, wiederhole, dreizehn, Bethesda Fountain.«
    »Mein Gott...« Becky ließ den Wagen an und folgte den anderen in den Park. Sie schlitterten über den Neuschnee zum Ort des Notfalls. Signal 13 war der gravierendste Notruf, den ein Polizist durchgeben konnte; es bedeutete, daß ein Beamter in Schwierigkeiten war. Sämtliche Einheiten in der Nähe würden auf der Stelle reagieren - häufig auch welche weiter entfernt. Es war der Funkruf, den Polizisten am meisten haßten und auf den sie am bereitwilligsten reagierten.
    Die Gegend rund um Bethesda Fountain war einst elegant gewesen. Früher war während des Sommers hier ein Restaurant im Freien gewesen, wo man Wein trinken und den Springbrunnen betrachten konnte. Dann waren die sechziger Jahre gekommen und die Drogen, und Bethesda Fountain war zum Drogenbasar geworden. Das Restaurant hatte zugemacht. Der Springbrunnen wurde von Unrat verstopft. Graffiti waren aufgetaucht. Morde waren geschehen. Der einst belebte Platz war jetzt sommers wie winters gleich: leer, verlassen, vernichtet. Auf der Esplanade, die den Springbrunnen überblickte, kauerte ein Mann in blauer Uniform, dessen Stirn beinahe den Boden berührte. Die Motorradstreifen waren als erste bei ihm. Man konnte bereits hören, wie ein Unfallwagen vom Roosevelt Hospital herübergerast kam.
    Becky stellte den Pontiac hinter den Schneemobilen ab, die drei sprangen heraus. »Ich bin Arzt«, brüllte Evans unnötigerweise. Es gab keinen Polizisten in New York, der nicht wußte, daß der Gerichtsmediziner Arzt war. Evans lief zu dem Verwundeten, dicht gefolgt von Becky. Ein Polizist in mittleren Jahren, einer von denen, die hier gewesen waren, um die Büsche nach Beweisen abzuklappern, einer vom Suchtrupp. »Verdammter Hund«, sagte er beinahe lachend, »ein verdammter Hund hat mir ein Loch in die Seite gebissen.« Die Stimme war wütend und verwirrt. »Ein verdammter Hund! «
    »Verfluchte Scheiße«, sagte Evans.
    »Schlimm, Doc?« sagte der Mann durch Tränen.
    Evans sah weg. »Ich werde Sie nicht bewegen, bevor die Bahre hier ist, Kumpel. Sie verlieren kein Blut, wie schlimm es auch sein mag.«
    »Verflucht, es tut weh!« brüllte er. Dann verdrehte er die Augen, der Kopf sackte auf die Brust.
    »Er ist ohnmächtig geworden; macht einen Druckverband«, sagte Evans. Zwei Freunde des Mannes machten einen Druckverband über dem klaffenden Loch im Mantel. »Wo bleibt der verdammte Notarztwagen!« knurrte Evans. »Der Mann wird es nicht schaffen, wenn sie sich nicht beeilen.«
    In diesem Augenblick fuhr er vor, und die Ärzte sprangen mit ihrer Ausrüstung heraus. Sie schnitten den Mantel auf; nun konnte man die Verletzung zum erstenmal sehen.
    Sie war verheerend. Becky fing an zu schluchzen, unterdrückte es aber. Sie hatten das getan! Gerade eben, vor zwei Minuten. Sie waren hier in der Gegend! Sie legte Evans eine

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