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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ich. Ich musste Grace anrufen und herausfinden, wie ihre kleine Spritztour in die Wildnis verlaufen war. Es wunderte mich, dass ich noch nichts von ihr gehört hatte.
    „Ja“, erwiderte er geistesabwesend. „Wir sehen uns später.“
    Damit rechnend, dass Malachi mich zu meinem Auto begleiten, mir möglicherweise sogar einen Gutenachtkuss geben würde, wandte ich mich der Musik und den Lichtern zu. Ich zermarterte mir das Gehirn nach einem Weg, das zu vermeiden – was mir gerade noch fehlte, wäre, dabei ertappt zu werden, wie ich mit einem Fremden Küsse austauschte –, als mich donnerndes Hufgetrappel herumwirbeln ließ.
    Gerade noch rechtzeitig, um Malachi Cartwright und sein Pferd verschwinden zu sehen.

17
    Als ich zurück in den Lichtkreis schlüpfte, war die Vorstellung gerade zu Ende. Niemand schien mein Fehlen registriert zu haben.
    Wohin war Cartwright unterwegs? Was könnte in den Tiefen eines Waldes, der nicht sein eigener war, so dringend seine Anwesenheit erfordern?
    Zwei gute Fragen, nur würde ich wahrscheinlich auf keine je eine Antwort bekommen.
    Die Wahrsagerin wurde regelrecht belagert. Nicht, dass ich meine Zukunft vorhergesagt haben wollte, aber ich hätte sie gern nach dem Talisman gefragt. Allerdings stand zu befürchten, dass ich am Ende genauso schlau sein würde wie zuvor. Höchstwahrscheinlich stünde ich nur mit der nächsten Affentatze da, und darauf konnte ich gut verzichten. Ich beschloss, am nächsten Abend wiederzukommen und das Rindenstück mitzubringen.
    Dutzende Menschen standen vor den Tierkäfigen Schlange. Auch vor dem Berglöwen drängte sich eine gewaltige Horde; ebenso viele spähten in etwas, von dem ich annahm, dass es der Bärenkäfig war. Mehrere Zigeuner liefen herum und behielten das Geschehen im Auge.
    Ich versuchte, Joyce zu finden, jedoch erfolglos. Sie musste direkt nach der Vorstellung heimgegangen sein. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Immerhin war sie jeden Morgen lange vor mir im Büro.
    Ich stieg in meinen Wagen und fuhr gerade los, als ich einen Blick auf Sabina erhaschte, die am Waldrand stand. Ich winkte ihr zu, aber sie reagierte nicht.
    Die junge Frau tat mir leid. Sie wirkte verloren und einsam. Ich fragte mich, ob die Zigeuner wegen ihrer Gebrechen auf sie herabsahen oder wahlweise über sie wachten, als wäre sie ein verwundeter Welpe.
    In der Absicht, mit ihr zu kommunizieren, ging ich vom Gas, aber als ich wieder zu der Stelle sah, an der ich sie gesehen hatte, war sie verschwunden.
    Die Straße nach Lake Bluff war wie ausgestorben. Mangels Straßenbeleuchtung war es unter dem Dach der Bäume, die zu beiden Seiten von den Bergen eingefasst wurden, fast wie in einer Höhle.
    Ich fuhr langsamer als erlaubt und achtete sorgsam auf irgendwelche Bewegungen am Waldrand. Ein Rotwild, das mir vor den Wagen sprang, hätte einen folgenschweren Unfall verursachen können. Zumindest würde mein Airbag aufgehen, und ich hasste es, wenn das passierte.
    Mehrere Minuten lang erhellten die Scheinwerfer nur den Asphalt, als plötzlich ein dunkler Schemen auf mich zuraste. Ich scherte aus und trat mit voller Wucht auf die Bremse. Das Vorderrad grub sich in den Kies am Straßenrand, der Wagen schlitterte zur Seite und kam mit der Schnauze im Straßengraben zum Stehen.
    Ich holte zittrig Luft, wandte den Kopf und fand mich Nase an Nase mit einem Wolf wieder.
    GottseiDankwardasFensterzu!TrotzdemzuckteichzurückundschlossinderErwartung,dassdasGlasnachinnenzerberstenunddieScherbeninmeinGesichtregnenwürden,dieAugen.
    Nichts passierte.
    Ich öffnete ein Auge, dann das zweite. Das Einzige, was ich sah, waren Bäume.
    „Mist.“
    Hatte ich wirklich einen Wolf gesehen? Ich hatte nicht die Absicht, auszusteigen und nach Spuren zu suchen, hätte das selbst dann nicht getan, wenn ich in der Lage gewesen wäre, den Abdruck eines Hundes von dem eines Kojoten oder auch nur eines Albatrosses zu unterscheiden. Das war Grace’ Job.
    Ich legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas, bevor ich mit quietschenden Reifen aus dem Graben und zurück auf die Straße rollte. Ich umklammerte das Lenkrad so fest, dass mir die Finger wehtaten, während ich in wesentlich rasanterem Tempo als zuvor in die Richtung zurückfuhr, aus der ich gekommen war.
    An dem Wolf war etwas Eigenartiges gewesen. Etwas, worauf ich nicht den Finger legen konnte, weil er so schnell aufgetaucht und wieder verschwunden war, dass ich noch nicht mal sicher sagen konnte, ob ich ihn tatsächlich gesehen hatte.
    Das

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