Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
versuchte, die Tür zu öffnen. Auch sie verschlossen. Ich guckte durchs Fenster. Nichts.
    „Verdammt!“
    Ich kramte mein Handy heraus und wählte ihre Nummer. Drinnen hörte ich wieder und wieder das Echo des Klingelns an meinem Ohr, bis schließlich der Anrufbeantworter ansprang.
    „Ich bin nicht da. Hinterlassen Sie eine Nachricht. Sollte es sich um einen Notfall handeln … “ Grace’ Stimme leierte die Nummer des Notfalldienstes runter, obwohl ich mir sicher war, dass die meisten Einheimischen genau wie ich ihre Handynummer kannten.
    Kaum dass ich sie als Nächstes gewählt hatte, hörte ich ein schwaches Klingeln irgendwo dort draußen. Ich drehte mich um, starrte in das dichte Laub der Bäume und wartete darauf, dass sie abnahm, aber das tat sie nicht.
    Hatte Grace einen Spaziergang unternommen und ihr Handy unterwegs verloren? War sie ohnmächtig geworden und hatte es fallen lassen? Oder hatte sie es getan, als der Wolf, der uns zu verfolgen schien, angriff?
    Ich sehnte mich, und das nicht zum ersten Mal, nach einer Schusswaffe. Aber wer weiß, was oder wen ich am Ende erschossen hätte!
    Ich schlich die Treppe runter, dann hielt ich inne, als das Klingeln aufhörte und die Mailbox anging. Ich wartete ein paar Sekunden, drückte auf Wahlwiederholung, und als das Klingeln, das eigentlich ein Song – „Stray Cat Strut“ – war, von Neuem einsetzte, tappte ich vorsichtig zum Ende des Gartens.
    Stirnrunzelnd betrachtete ich den Schatten, den ich im Mondlicht warf. Ich ging gebückt, mit gekrümmtem Rücken, und das würde ich nicht akzeptieren.
    Ich richtete mich so schnell auf, dass meine Wirbelsäule knackte. Ich würde mich in diesen Wald wagen, Grace finden und mit jedem Problem fertig werden. Meine Tage des furchtsamen Wegduckens lagen hinter mir. Ich war die Bürgermeisterin; ich hatte das Sagen, und so würde ich mich verdammt noch mal auch benehmen.
    „Grace!“
    Ich stand an den Ausläufern des Waldes, mit dem gleißend hellen Haus hinter und den von Dunkelheit verschleierten Bergen vor mir.
    Nebel senkte sich herab. Weiße Schwaden, die sich wirbelnd, trudelnd und immer näher kommend durch die Zweige schlängelten.
    „Heilige Scheiße!“, murmelte ich.
    Das war kein Nebel.

18
    Ich schloss die Augen und riss sie wieder auf. Die wabernde weiße Wolke war noch immer da – solider als ein Nebel und doch als nichts anderes identifizierbar.
    Das Handy hatte wieder aufgehört zu läuten. Ich hielt mein eigenes noch immer stumpfsinnig an mein Ohr, bevor ich es mit steifen Bewegungen zuklappte und einsteckte, ohne die Augen ein einziges Mal von dem wogenden weißen Schemen zu nehmen. Vielleicht spukte es hier ja doch.
    Es hätte mich nicht überrascht. Viertausend Cherokee waren auf dem Pfad der Tränen umgekommen. Warum sollten nicht ein paar ihrer Geister zurückgekehrt sein?
    Ich fürchtete mich nicht vor Geistern. Zumindest nahm ich das an. Weil ich nämlich noch nie einem begegnet war.
    Trotzdem hielt ich, vor Anspannung zitternd, den Atem an, während ich die Alternativen Flucht oder Kampf gegeneinander abwog. Wie kämpfte man gegen ein Gespenst?
    Dieses Problem erledigte sich von selbst, als sich das wabernde Weiß zu einer Frau verdichtete und Grace mit nichts als einem weißen Baumwollmorgenmantel bekleidet aus dem Wald kam.
    Sie blieb stehen, als sie mich im Garten entdeckte. Wir blinzelten einander an.
    „Was tust du … “, fragten wir unisono und verstummten.
    „Gibt es ein Problem?“ Grace zog eine Braue hoch.
    Ich war mir nicht sicher, ob sie sich auf die Stadt bezog oder darauf, dass sie mit kaum mehr als einem Handtuch bekleidet im Wald herumlief. Man brauchte keinen Röntgenblick, um zu erkennen, dass sie darunter nackt war.
    „Claire?“ Grace ging an mir vorbei zum Haus. „Gibt es ein Problem in der Stadt?“
    „Nein. Ich meine, ja. Nun, nicht in der Stadt.“
    Sie warf mir einen ungeduldigen Schulterblick zu, und ihr dunkles Haar, das vor dem Hintergrund des weißen Morgenmantels noch dunkler wirkte, schwang zur Seite.
    „Konzentrier dich!“ Sie drehte den Türknauf.
    Ich runzelte die Stirn. Die Tür war verschlossen gewesen. Oder vielleicht wusste ich einfach nicht, mit welchem Trick man den Knauf drehen musste. Alte Häuser waren in dieser Hinsicht unberechenbar.
    „Ich habe versucht, dich anzurufen“, erklärte ich. „Ich habe dein Handy klingeln hören … “
    Grace fasste in ihre Tasche, hielt es hoch und wackelte damit.
    „Warum bist du nicht

Weitere Kostenlose Bücher