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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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leichter Wind, der nach Eis und Salz schmeckte, wehte vom Wasser heran und ließ sie an Margaritas denken. Das Einzige, was sie noch bräuchte, wären eine echt große Limette und ein Öltanker voll Tequila.
    Das Eis wogte auf und nieder, es krachte gegen benachbarte Schollen und erzeugte dabei ein merkwürdiges Rumpeln, das das einzige Geräusch in dieser menschenverlassenen Gegend war. Im Schutz der Bäume setzte Alex ihren Weg fort. Alles war so anders hier.
    Der Himmel wurde allmählich heller, sodass überall graue Schatten tanzten. In der Absicht, sich in den dichtesten Teil des Waldes zurückzuziehen, drehte Alex sich um, als sie eine blitzartige Bewegung von etwas sehr Großem, sehr Weißem bemerkte. Mit knapper Not konnte sie sich unter den Krallen wegducken, die nach ihrem Kopf ausholten, dann rannte sie wie der Teufel.
    Von einem Eisbären gejagt zu werden, konnte so etwas bewirken.
    Wie lange war das Biest schon hinter ihr her? Alex erinnerte sich an diesen speziellen Geruch, den sie nicht hatte zuordnen können, an das vage Kratzen von Krallen im Schnee, das sie für ihr eigenes gehalten hatte.
    Verdammt, er musste sie schon seit Stunden verfolgen.
    Gott sei Dank war sie in dieser körperlichen Form schneller als er. Er würde sie nie erwischen. Niemals .
    Alex überließ sich der Kraft, die in ihr schlummerte; sie rannte, wie sie nie zuvor gerannt war. Jetzt, da sie gesehen hatte, was ihr auf den Fersen war, schwand ihre Furcht. Der Bär war dämlich, wenn er tatsächlich glaubte, dass er sie erwischen und töten könnte. Sie war mehr als ein Wolf, mehr als eine Frau. Sie war beides; sie war weder noch. Sie war besser als das.
    Als Alex die Ausläufer des Waldes erreichte, brachte die Dämmerung den Horizont zum Erglühen, und kaum dass das Sonnenlicht sie berührte, stolperte sie über ihre eigenen Pfoten, die zu Fersen und Füßen und Zehen wurden, als sie sich zurückverwandelte.

6
    Nackt und verwundbar kämpfte sie sich auf die Beine. Im selben Moment brach der Bär aus den Bäumen.
    Gänsehaut breitete sich über ihren Körper, und das lag nicht allein an der eisigen Luft. Selbst wenn der bevorstehende Angriff für sie nicht tödlich endete, würde er definitiv wehtun. Und wäre ihr Körper dann wirklich fähig, alle Wunden zu heilen? Sie wusste es nicht.
    »Barlow!«, rief Alex.
    Der Bär brüllte ihr direkt ins Gesicht. Sein Atem roch nach …
    Blut und Hunger. Mit einem Hauch von verrottetem Fisch als Zugabe.
    »Scheiße«, fluchte sie. Sollte sie Fersengeld geben oder nicht?
    Der Wolf in ihr wollte kämpfen, nicht flüchten. Ihr menschliches Ich wusste es besser. Selbst wenn sie sich bei Tageslicht verwandeln könnte , würde ein Wolf keinen Kampf gegen einen Eisbären gewinnen, und als Mensch würde sie einem solchen Gegner nicht davonlaufen können.
    Der Eisbär verlagerte sein Gewicht zur linken Seite, um mit der rechten Pranke auszuholen. Das Biest war für seine Größe verdammt flink.
    Alex wich dem Hieb aus; sie war sogar in menschlicher Gestalt schneller als zuvor, trotzdem würde sie niemals schnell genug sein. Sie zog sich unwillkürlich mehrere Schritte zurück, woraufhin der Bär ein weiteres Brüllen ausstieß.
    Mehr brauchte es nicht, damit Alex einen Entschluss fasste. Sie würde nicht einfach hier stehen und sich von ihm in Stücke reißen lassen. Sie musste zumindest einen Fluchtversuch wagen. Vielleicht konnte sie sich einen Vorsprung verschaffen und sich auf einem Baum in Sicherheit bringen.
    Eisbären konnten nicht auf Bäume klettern. Oder doch?
    In der Hoffnung, eine Stelle zu finden, die so dicht war, dass sie selbst zwar hindurchpasste, das große weiße Raubtier jedoch nicht, rannte Alex tiefer in den Wald hinein.
    Die Erde bebte unter ihren Füßen; der heiße, stinkende Atem der Kreatur strich über ihren Hintern. Was hatte ein Polarbär überhaupt im Wald zu suchen? Lebten die nicht auf dem Eis?
    Alex raste weiter. Sie würde dieses Tempo nicht lange durchhalten können, doch zuerst musste sie einen Sicherheitsabstand gewinnen.
    Plötzlich tauchte Barlow hinter einem Baum auf. Alex war so überrumpelt, dass sie nicht mehr wusste, ob sie gerade zwei Füße hatte oder vier. Sie stolperte über ihre eigenen Beine, geriet ins Straucheln und wäre fast hingestürzt. Dann fand sie ihr Gleichgewicht wieder, doch diese Sekunden forderten ihren Preis.
    Der Bär erwischte Alex mit einer seiner gigantischen Tatzen.
    Sie hörte Rippen brechen, fühlte, wie ihre Haut aufplatzte,

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