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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Dunkelheit verschwand. »Nimm dir, was du begehrst, dann verwandle dich in einen Wolf und verdufte.«
    Kopfschüttelnd ging sie zurück ins Haus. Echt irrational, nur leider traf das auch auf sie zu. Was zum Teufel hatte sie bloß geritten, sich von Julian Barlow an der Hausmauer vögeln zu lassen?
    »Ich habe ihn überhaupt nichts gelassen.« Seufzend drehte sie das Duschwasser fast bis zum Siedepunkt hoch.
    Alex setzte sich auf den Beckenrand und machte eine Bestandsaufnahme. Blaue Flecken am Hintern? Ja. Zerschrammter Rücken? Ja. Brennende, leicht blaue Füße? Ja. Selbstachtung auf historischem Tiefstand?
    »Ein doppeltes Ja.«
    Nie zuvor hatte sie jemanden um Sex angefleht; sie hatte noch nie um irgendetwas gefleht, außer …
    »Verdammt.« Alex ließ den Kopf hängen. Sie war wieder zurück am Anfangspunkt. Sie wollte sich nicht erinnern, trotzdem war es ihr unmöglich, jene Nacht in Alabama zu vergessen.
    Der Werwolf war direkt auf sie zugeprescht. Sie würde nie begreifen, warum sie ihn verfehlt hatte. Mit dem Auftauchen der Bestie war die Nacht zu einem einzigartigen Desaster geraten. Charlie hatte gezögert, obwohl er sonst nie zögerte, und nur darum hatte Alex das Gleiche getan.
    Dieser Fehler war ihr nie wieder unterlaufen.
    Das Wasser war nun heiß genug, also stellte Alex sich darunter und ließ es auf ihr Gesicht prasseln, um die Tränenschlieren wegzuwaschen. Nur die Erinnerung würde sie niemals wegwaschen können.
    Der Wolf hatte sie frontal attackiert; Alex hatte abgedrückt. Vielleicht, wahrscheinlich, hatten ihre Hände gezittert, denn die Kugel verfehlte ihr Ziel und traf etwas anderes – womöglich ein Ohr – , was sie daran erkannte, dass Flammen emporloderten. Doch sie hatte keine vitale Stelle getroffen, denn das Monster kam noch immer auf sie zu. Alex hatte gewusst, dass sie erledigt war und …
    Doch anstatt sie in Stücke zu reißen, hatte der Werwolf sie einfach zur Seite gestoßen und war in den Bergen untergetaucht. Sie hätte ihm folgen, ihm den Garaus machen sollen. Stattdessen hatte sie sich neben ihren Vater gekniet und ihn angefleht, nicht zu sterben, während sein Blut in ihre Jeans gesickert war.
    Leider war er da schon tot gewesen.
    Als der Morgen graute, war sie aufgestanden. Sie hatte Charlies Waffen und ihre eigenen eingesammelt, seine Leiche gelassen, wo sie war, und Edward angerufen.
    Er war innerhalb von vierundzwanzig Stunden eingetroffen und hatte sich um alles, inklusive Alex, gekümmert. In jener Nacht war sie mit Leib und Seele ein Jägersucher geworden. Sie war fünfzehn Jahre alt gewesen.
    Alex schrak zusammen, als sie merkte, dass sie fast im Stehen eingeschlafen wäre, während das Wasser noch immer auf ihr Gesicht prasselte. Ihr war ein bisschen übel. Ohne den Tumult in ihrem Magen zu beachten, stellte sie die Dusche ab und machte sich auf die Suche nach etwas zum Anziehen.
    Sie entschied sich für eine andere schwarze Hose und einen dicken, ebenfalls schwarzen Pullover. Dieses Mal verzichtete sie auf ein farbiges Halstuch. Ihre Optik kümmerte sie nicht.
    Alex musste unbedingt ein Geschäft ausfindig machen und Klamotten besorgen, die mehr ihr selbst entsprachen. Nicht, dass sie Geld gehabt hätte. Oder es irgendwo in der Nähe einen Walmart gab.
    Die Vorstellung eines Waltmart inmitten der Arktis, der von Werwölfen und gelegentlich einem Inuit frequentiert wurde, reizte sie zum Lachen. Was sich gut anfühlte, denn sie hatte zu weinen begonnen. Was war bloß los mit ihr?
    Sie weinte nie . Wozu auch? Tränen würden Charlie ebenso wenig zurückbringen, wie es ihr Flehen vermocht hatte. Das Einzige, was ihr Weinen bewirkte, war, dass sie sich schwach fühlte, einsam und noch trauriger als zuvor.
    Ihr Körper war ermattet von dem fantastischen Sex, darum beschloss sie, sich eine Minute hinzulegen. Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war, dass sie aufwachte und angestrengt die Ohren spitzte … da war irgendetwas.
    Auf einmal hörte sie in der tiefen Dunkelheit das Kratzen von Krallen auf Eis. Alex schlich zum Frontfenster des stillen Hauses und spähte hinaus in ein ebenso stilles Dorf.
    Bis auf das Klick, Klick, Klick . Es machte sie halb verrückt.
    Sie schob ihre nackten Füße in die scheußlichen Stiefel, die wie die brennenden Überreste einer alten Reifenfabrik rochen, und trat ins Freie.
    Der Mond erhellte den Horizont und erzeugte merkwürdige, langgezogene Schatten auf dem Schnee. Barlowsville erinnerte an ein geometrisches

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