Wolfsfeuer (German Edition)
waren, und es interessierte sie auch nicht, als das Schwert genau dort, wo eben noch ihr Kopf gewesen war, in die Ziegelmauer schlug.
Alex, die in die Hocke gegangen war, ließ ihr Bein nach vorn schnellen und erwischte eines der nackten Knie des Mannes, der nichts als ein Paar Boxershorts trug. Er stieß ein Knurren aus. Etwas knirschte, und er brach zusammen, wobei ihr das Schwert beinahe den Kopf gespalten hätte.
Alex riss es dem Kerl aus der Hand und schleuderte es so weit weg, wie sie konnte. Funkensprühend schlitterte das Schwert über den Boden, dann prallte es gegen die Tür, durch die sie gerade gekommen war, und blieb davor liegen.
Sie drehte sich zu dem Angreifer um, als der mit beiden Händen nach ihrem Hals grabschte, erwischte seine Arme und zog sie weit auseinander. Dadurch geriet sein Gesicht so nahe vor ihres, dass sie Barlows Augen darin erkannte.
»Leck mich am Arsch«, murmelte Alex, »wen hat der Kerl eigentlich nicht genagelt?«
Da er wegen seines verletzten Knies sehr wenig Standfestigkeit hatte, konnte Alex ihn mit einem einzigen Schubs auf den Rücken befördern. Anschließend stand sie auf und stellte einen ihrer hässlichen Gummistiefel auf seinem Brustkasten. »Wer zum Teufel bist du?«, herrschte sie ihn an.
»Wer zum Teufel bist du ?«, konterte er.
Jetzt, da sie ihn genau unter die Lupe nehmen konnte, verstand sie nicht mehr, wie sie ihn auch nur eine Sekunde mit Barlow hatte verwechseln können. Abgesehen von den Augen hatten sie keinerlei Ähnlichkeit. Seine Haare waren dunkler, länger und ungepflegter. Er war ein gutes Stück kleiner als Barlow, außerdem bleich wie ein Vampir und wirkte leicht schwächlich. Es erstaunte sie, dass er das schwere Schwert überhaupt hatte heben, geschweige denn schwingen können.
Aber natürlich war er ein Werwolf. Er konnte ein Auto stemmen, wenn ihm danach war.
»Ich habe zuerst gefragt.« Alex bohrte ihm die Stiefelspitze in die Brust, und er röchelte. Sie verminderte den Druck ein wenig. Neuerdings konnte sie ihre Körperkraft nicht mehr gut einschätzen.
»Du bist in m einem Haus. Hau ab.«
Alex lachte. »Ich denke nicht, dass du momentan in der Situation bist, mir Befehle zu erteilen. Und wenn das hier ein Haus sein soll, brauchst du dringend einen neuen Architekten.«
»Was willst du hier?«
Was wollte sie hier? Sie hatte ihn bemerkt, war ihm gefolgt, hatte ihn windelweich geprügelt und jetzt …
Sie schnupperte, und ihre Nackenhaare stellten sich auf, als wäre gerade ein eisiger Luftzug darüber hinweggestrichen. Sie konnte das Blut auch jetzt noch riechen.
»Was ist dies für ein Ort?«, fragte sie. »Es ist kein normales Haus.« Sie rammte ihm wieder den Stiefel in die Brust. »Und verarsch mich nicht. Ich kann das Blut wittern.«
Er zog die Brauen hoch, dann wurden seine Augen langsam schmal. »Du bist Alex«, stellte er fest.
Sie erstarrte. »Woher weißt du das?«
»Du hättest es mir einfach sagen sollen. Ich kann das im Nu erledigen. Du bist gleich wieder hier raus.«
Mit einer Schnelligkeit, von der selbst ihr schwindlig wurde, packte er ihren Fuß und schob ihn weg, dann stand er geschmeidig auf, wobei er allerdings das Knie schonte, das Alex demoliert hatte.
Alex hob die Hände, die sie unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte, doch er drehte sich um und stapfte zurück in das Zimmer, aus dem er zuvor gekommen war.
»Ich werde mir eine Hose holen.« Er verschwand durch eine Tür am anderen Ende, sodass seine nächsten Worte gedämpft klangen. »Vielleicht auch noch ein Hemd.«
Mit der Überlegung, dass er vielleicht über einen geheimen Fluchtweg zu entkommen beabsichtigte, wollte Alex ihm gerade folgen, als er auch schon zurückkam, wobei er sich einen albernen weißen Laborkittel über eine zerknitterte schwarze Hose zog.
Das ausgeprägte Hinken, mit dem er das Zimmer verlassen hatte, schwächte sich allmählich zu einem kaum merklichen Humpeln ab. Er heilte verflucht schnell. Was bedeutete, dass er wesentlich älter war, als er aussah.
Wie jeder in diesem Dorf.
»Komm mit.« Er ging an ihr vorbei in die Diele.
»Warum?«
Er bog, ohne zu antworten, um die nächste Ecke.
Alex warf einen flüchtigen Blick zu der Tür, die nach draußen führte, dabei entdeckte sie das Schwert und hob es auf. Die Waffe war schwer, offensichtlich sehr alt, mit einem kunstvoll geschnitzten, aber leicht abgegriffenen Heft. Da sie nicht vorhatte, sich von Neuem überraschen zu lassen, nahm sie es mit.
Doch das wurde sie,
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