Wolfsfeuer (German Edition)
-Agenten in Barlowsville einfielen und kurzerhand sämtliche Wölfe erschossen.
Alex krümmte sich innerlich zusammen. Sie sollte lieber aufhören, freundschaftlichen Umgang mit dem Feind zu pflegen.
»Du glaubst nicht, dass ihr hier sicher seid?«, fragte sie.
Daniel zuckte die Schultern. »Ich kenne Edward.«
»Persönlich?« Alex hob vor Überraschung die Stimme, was der ältere Herr mit einem Lächeln quittierte.
»Leider, ja.«
Alex wollte Daniel gerade nach seiner Geschichte fragen, als dessen Lächeln strahlend und sein Blick glückselig wurde, während er seine eingesunkenen Schultern straffte. Nur galt die Reaktion nicht Alex, sondern dem jungen Mann, der gerade durch die Tür gekommen war.
»Wow«, was alles, war Alex herausbrachte, bevor der Blick des Neuankömmlings zum Tresen schweifte, an Daniel haften blieb und das gleiche Lächeln sein Gesicht erhellte.
Der Typ war so umwerfend wie ein Calvin-Klein-Model: mit Federn geschmückte schwarze Haare, tiefblaue Augen, scharf gemeißelte Wangenknochen und ein Körper, der jeden Werwolf neidisch gemacht hätte. Sie jedenfalls war es.
Er trug ein blau-weiß-schwarz kariertes Flanellhemd über einem Etwas, bei dem es sich um ein extrem körperbetontes weißes Unterhemd zu handeln schien. Alex fand gerade noch die Zeit, sich zu wünschen, es wäre warm genug, damit er das Flanellhemd auszog, bevor sie von der Tatsache, wie perfekt er seine Jeans ausfüllte, abgelenkt wurde.
Er schlenderte auf Daniel zu, woraufhin der ältere Mann aufstand und ihm mit unverhohlener Zuneigung entgegensah. Alex nahm an, dass er Daniels Sohn, vielleicht auch sein Enkel war, gezeugt, bevor welche Tragödie auch immer Daniel zu dem Entschluss geführt hatte, lieber ein Werwolf zu sein. Gleichzeitig wollte Alex sich gar nicht vorstellen, was dieses Prachtexemplar von einem Mann dazu motiviert haben könnte, ebenfalls einer zu werden und sich hier in der tiefsten Arktis zu verstecken, anstatt mit nacktem Oberkörper über die Laufstege der Welt zu flanieren. Dann stand der heiße Typ vor ihnen, fasste nach Daniels Kinn und küsste ihn auf den Mund.
Alex blinzelte. Sie blinzelte noch mal. Dann sah sie sich im Lokal um, aber niemand schien so schockiert zu sein wie sie. Ihr kam der Verdacht, dass die anderen das Spektakel schon kannten.
Endlich hörte der Neuankömmling auf, Daniel abzuknutschen. Er hob den Kopf, blickte Alex in die Augen und zwinkerte ihr zu. »Sie sollten lieber den Mund zumachen, Ma’am, bevor Sie noch ’ne Fliege verschlucken.«
Sein umwerfender Südstaatenakzent stand in krassem Widerspruch zu dem Flanellhemd, den schweren Stiefeln und der Eiswüste, aus der er gerade gekommen war.
»Ich … äh … ja«, stammelte Alex. Warum sie angenommen hatte, dass Werwölfe zwangsläufig hetero waren, wusste sie selbst nicht. Aber tatsächlich hatte sie nie viel über Werwölfe nachgedacht – abgesehen von Methoden, wie sie sie vernichten konnte.
Daniel drehte sich mit strahlenden Augen und einem dümmlichen Grinsen zu ihr um, als der junge Mann mit einer Geste, die Alex zuckersüß fand, seine Hand nahm. So standen sie vor ihr: der hochgewachsene, muskulöse, jugendliche Halbgott und der kleine, schmächtige, adrette ältere Gentleman, beide mit einem törichten Lächeln im Gesicht. Alex hoffte nur, dass Daniel nicht bald das Herz gebrochen würde. Das wollte sie nicht miterleben müssen. Sie mochte ihn.
Seit wann mochte sie einen Werwolf?
»Das ist Josh«, stellte Daniel ihn vor.
»Hallo.« Alex streckte ihm die Hand hin. »Ich bin … «
»Alex.« Joshs Hand umfasste die ihre. Seine war angenehm warm, und das, obwohl er gerade ohne Handschuhe aus der Kälte gekommen war. »Ich weiß.« Er zuckte mit den Schultern und lächelte aufmunternd. »So wie wir alle.«
»Richtig.« Splitterfasernackt hatte sie sie alle auf dem Dorfplatz kennenlernen dürfen. Das hätte ihr peinlich sein müssen, war es aber nicht. Es gab eine Menge Dinge, die Alex früher peinlich gewesen waren, heute jedoch nicht mehr.
»Wir wollen ein paar Erledigungen machen«, ließ Daniel sie wissen.
»Ja, wir brauchen noch ein paar Hamburger«, erinnerte Josh ihn.
Alex hoffte, dass in dieser Gegend Hamburger auch wirklich Buletten waren.
»Musst du nicht zur Arbeit?«, platzte sie heraus.
Daniel warf ihr einen überraschten Blick zu, und Alex realisierte, dass sie ebenso gut hätte fragen können: Ist er dein Lustknabe?
Josh dagegen lachte nur. »Uns gehört das Kino. Aber wir haben
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