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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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niemand einer sein wollen, wenn ihm nicht gerade der Tod droht oder er ein absolut beschissenes Leben führt?«
    Er lächelte sie an, als wäre sie ein törichtes Kind. Wofür er sie vermutlich hielt. »Die eigene Menschlichkeit ist nichts, was man leichtfertig aufgibt, Alex. Man gibt Perspektiven auf, die man nie mehr zurückbekommt. Ich hoffe, Julian hat dir das erklärt.«
    Nicht detailliert , dachte sie.
    »Was für Perspektiven?«, hakte sie nach.
    Daniel studierte sie mehrere Sekunden, bis Alex zu befürchten begann, dass er sie hinsichtlich dessen, was Julian ihr erklärt hatte und was nicht, ins Kreuzverhör nehmen könnte. Sie wollte Daniel nicht noch mehr belügen, gleichzeitig konnte sie ihm schlecht verraten, dass Julian es nicht nur versäumt hatte, ihr Instruktionen zu geben, sondern auch, ihr eine Wahl zu lassen.
    Endlich wandte Daniel seufzend den Blick ab. »Haustiere.«
    Alex blinzelte verdattert. »Sagtest du gerade Haustiere?«
    »Hunde fürchten uns, Katzen hassen uns.«
    »Katzen hassen alles und jeden«, wandte sie ein.
    »Nicht die Person mit dem Dosenöffner«, brummte er. »Es sei denn, es wäre gar keine Person.«
    Huch . Alex hätte Daniel niemals für einen Katzenliebhaber gehalten.
    »Ich denke, ich kann auf Haustiere verzichten.« Zumindest war sie bisher ganz gut ohne zurechtgekommen.
    »Kinder.«
    Was um alles in der Welt sollte sie mit einem Kind anfangen?
    »Nächster Punkt«, verlangte sie.
    Daniel wandte ihr den Kopf zu und runzelte die Stirn. »Ich gelange zu der Annahme, dass das Leben, das du hinter dir zurückgelassen hast, tatsächlich furchtbar genug war, um die Perspektive, je ein Kind zu haben, dafür zu opfern, ihm zu entfliehen.«
    »Das stimmt«, pflichtete Alex ihm bei. Bisher hatte sie von nichts gehört, das sie sich je gewünscht und für ihr pelziges Dasein aufgegeben hätte.
    »Innerer Frieden«, fügte er hinzu. »Eine reine Seele.«
    Abgesehen davon vielleicht.
    »Das solltest du mir erklären, Daniel.«
    »Nach deiner Verwandlung hast du jemanden getötet, nicht wahr?«
    Alex glaubte es zwar nicht, trotzdem nickte sie.
    »Es ist der Preis, den wir für die Unsterblichkeit bezahlen.« Daniel legte die Hand auf ihre, und Alex wurde die Kehle eng. Offenbar hatte sie ihren Hustenreiz doch noch nicht ganz überwunden. »Das ist ein sehr hoher Preis.«
    »Aber was, wenn der Mann … «, Daniel zog eine Braue hoch, »… oder die Frau den Tod verdient hatte?« Und das tausendfach.
    »Ach, Julians Methode«, murmelte er. »Ein sehr … «
    Zusammen vollendeten sie: »… schlechter Mensch.«
    »Trotzdem hast du ein menschliches Wesen getötet«, sagte Daniel. »Deine Seele ist nicht mehr weiß.«
    »Sie ist auch nicht schwarz.«
    »Vielleicht«, räumte er ein, klang jedoch nicht überzeugt.
    »Du quälst dich wegen der Person, die du getötet hast«, mutmaßte Alex. »Darum findest du keinen inneren Frieden.« Sollte das der Fall sein, wartete eine sehr lange Unendlichkeit auf Daniel.
    »Nein«, widersprach er. »Nun, doch. Ich quäle mich wegen der Person, die meine Unsterblichkeit beförderte, und das werde ich immer tun. Doch ist das nicht der Verlust des inneren Friedens, den ich meinte.«
    »Welchen meintest du dann?«
    Als er sie ansah, stand in seinen Augen solche Furcht, dass es sie kalt überlief. »Wir sind Gejagte, Alex.«
    »Du sprichst von den Jägersuchern .«
    »Wir können nie vollkommenen Frieden finden, weil da immer jemand sein wird … « Er holte tief Luft. »Es wird immer unzählige Jemands geben – und nicht alle sind Jägersucher – , die nur dafür leben und atmen, uns zu vernichten.«
    Eigentlich hätte Alex glücklich darüber sein müssen, überall Furcht in den Herzen der Werwölfe gesät zu haben, doch seltsamerweise war sie das nicht. Sie fühlte sich wie Godzilla, der die ameisenkleinen, um ihr Leben rennenden Menschen zertrampelte.
    »Hier seid ihr sicher«, versicherte sie ihm.
    Der Blick seiner dunklen Augen schien sich in die ihren zu bohren. »Sind wir das?«

18
    Wusste er Bescheid?
    Nein, das war unmöglich. Sollte Daniel den Verdacht haben, dass sie für Edward arbeitete, wäre er nicht so freundlich zu ihr. Niemand würde das dann mehr sein.
    Die Erinnerung an den zweiten Grund, weshalb sie hier war, und an das, was von ihr erwartet wurde, sobald sie es erreicht hätte, krampfte Alex den Magen zusammen und ließ sie erschaudern.
    Sie hatte plötzlich das Bild vor Augen, wie Edward Mandenauer und eine Trupp Jägersucher

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