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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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bis er das Bild von Alex auf den Knien verscheucht hatte. Als er ihr endlich ins Schlafzimmer folgte, war sie ein Wolf – ihr Körper schlank und geschmeidig, die grünen Augen in ihrem lohfarbenen Wolfsgesicht blitzten. Sie sprang aufs Fenstersims und verschwand durch die Öffnung, das Knirschen ihrer Pfoten auf dem Schnee ein unwiderstehlicher Lockruf an den Wolf, der gerade in ihm erwachte.
    Er schoss vom Boden hoch und hatte sich bereits in einen Wolf verwandelt, als er durch das Fenster hechtete, im Laufschritt neben Alex landete und sie zusammen die Nacht begrüßten.
    Alex fühlte den Sog des Mondes wie ein Aufwallen von Lust tief in ihrem Inneren. Sie wollte ihre Schnauze zum Himmel emporrecken und heulen. Sie wollte sich im Schnee wälzen und Purzelbäume darin schlagen. Sie wollte ihre Gliedmaßen um seine schlingen.
    Sie konnte nicht länger verleugnen, dass etwas an Julian Barlow sie magisch anzog – und das nicht nur, wenn sie Wölfe waren.
    Der silberne Himmelskörper schien ihren Namen zu raunen. Der Mond kannte sie, und sie kannte ihn. Wenn der Mond sie rief, würde Alex ihm antworten. Er hatte sie zu einem seiner Kinder der Nacht auserkoren.
    In seinem schimmernden Licht zu baden, beruhigte und belebte sie. Sie war Wolf und Frau, Stärke und Intelligenz in höchster Perfektion.
    Die dunkle Seite lockte sie. Sie wusste, dass sie widerstehen sollte, aber sie kam nicht dagegen an. Sie konnte nicht gehen, solange sie nicht hatte, weswegen sie gekommen war. Doch je länger sie blieb, desto mehr wurde sie eins mit dem Mond, dieser anderen Hälfte ihres Selbst, wodurch sich ihre Chance, die Frau zu finden, die sie gewesen war, bevor Barlow sie verwandelt hatte, drastisch verringerte. Wenn sie war wie jetzt, wollte sie gar kein Zurück.
    Barlow rannte zu ihr, sein goldenes Fell von der funkelnden Scheibe mit Glanzlichtern betupft. Ihre Krallen klackten synchron über den eisstarren Boden. Sie hätte schwören können, dass sein Herz und ihres im Gleichtakt schlugen.
    Plötzlich machte er einen Schlenker zur Seite, bevor er sie rammte und auf den Boden warf. Noch ehe Alex sich hochrappeln konnte, stürzte Julian sich auf sie, dann tollten sie wie Welpen, wie Wolfsjunge, wie Kätzchen – wie irgendetwas Junges und Flauschiges – unter der wohlwollenden Miene des lächelnden, glitzernden Mondes zusammen durch den Schnee.
    Ringend und tobend strebten sie nach Dominanz – ein Spiel und ein Wettstreit, den Alex verlor. Barlow drückte sie zu Boden; ihr Unterbauch war schutzlos entblößt, sein Mund lag an ihrem Hals, seine Zähne grub er neckend in die Haut unter ihrem Fell. Und wie zuvor drängte sein Penis hart und pulsierend gegen ihren Bauch und schürte ihr Verlangen nach ihm und nach der Nacht.
    So verharrten sie, er oben und dominierend, sie atemlos auf dem Rücken, bis sie sich vorzustellen begann, wie er sie bestieg und sie es zuließ. Er würde sie von hinten reiten, sie vielleicht sogar beißen, wenn er kam, und dann käme auch sie.
    Er ließ von ihr ab, und die plötzliche Befreiung ihrer Kehle veranlasste sie, sich instinktiv umzudrehen – die automatische Reaktion eines Tiers, das seine verletzlichste Stelle schützen wollte – , dann standen sie sich Aug in Aug gegenüber, als er, die Schultern gesenkt und mit seiner aufgerichteten Schwanzspitze wedelnd, darauf wartete, dass sie ihr Spiel fortsetzten.
    Er vollführte einen Scheinangriff, sie parierte; dann rannte er, und sie jagte ihm nach. Sie schlitterten über das Eis. Alex fühlte sich wieder wie ein Kind, bis sie sich erinnerte, dass sie nie ein Kind gewesen war.
    Er schon?
    Das ferne Heulen eines Wolfs ließ beide mitten in ihrem Spiel innehalten. Ein Instinkt, von dem Alex nicht gewusst hatte, dass sie ihn besaß, verriet ihr, dass es das Heulen eines echten Wolfs gewesen war. Doch der Ruf erinnerte beide daran, warum sie hier waren, also trabten sie in flottem Tempo ihrem Ziel entgegen. Wolken tanzten über den Mond; dann stoben die ersten Schneeflocken vom Himmel.
    Barlow hatte an diesem Nachmittag einen kurzen Ausflug nach Awanitok unternommen und dort eine ebenso kurze Unterredung mit George geführt. Der junge Mann war instruiert, auf Barlows Heulen zu warten, bevor er, den dummen Jungen mimend, der er nicht war, in die Nacht hinausspazierte.
    Die Inuit-Siedlung lag still und dunkel vor ihnen, als sich an ihren Ausläufern plötzlich etwas bewegte.
    Alex sträubten sich die Nackenhaare. Sie hob witternd die Schnauze.
    George

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