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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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    Auch er hatte das Heulen des Wolfs gehört, doch im Gegensatz zu ihnen konnte er einen Wolf nicht von einem Werwolf unterscheiden, darum hatte er den Schutz seines Hauses verlassen und seine Wanderung begonnen. Er hatte die Dorfgrenze bereits hinter sich gelassen.
    Barlow ruckte mit dem Kopf, um Alex zu signalisieren, sie solle in die eine Richtung laufen; er selbst würde die andere einschlagen. Sie mussten näher an George herankommen und sich dabei gleichzeitig weiter gegen den Wind bewegen.
    Alex folgte dem Jungen, der sich so auffällig wie möglich gebärdete und sogar ein Liedchen pfiff. Sollte der Killerwolf irgendwo dort draußen lauern, würde er ihn hundertprozentig hören.
    Das Schneegestöber war dichter geworden, dazu blies ein scharfer Wind. Mitunter wirbelten die Flocken derart ungestüm, dass Alex die Sicht genommen wurde.
    Sie scannte die Umgebung. Obwohl an vielen Stellen flach, gab es dennoch Schneeverwehungen und Eisbrocken, die groß genug waren, um einen Wolf zu verbergen. In Verbindung mit der verwinkelten Architektur des Dorfes sowie dem verflixten Schneesturm konnte der Killerwolf so gut wie überall sein.
    Dann bewegte sich etwas, kaum merklich, ein sehr schneller Schatten tief am Boden. Alex sah sich nach Barlow um, entdeckte ihn nirgends, was aber nicht hieß, dass er nicht da war. In Anbetracht dessen, wer, besser gesagt was er war, konnte er sich praktisch unsichtbar machen. Das hatte er schon früher unter Beweis gestellt.
    Es half nichts, sie musste näher an George heran. Wenn der Wolf angriff, musste jemand ihn stoppen.
    Sie pirschte um die Ecke eines Gebäudes und schlich in seinem Schatten weiter; dabei bemühte sie sich nach Kräften, mit der Dunkelheit zu verschmelzen, während sie den Blick unverwandt auf den Klumpen aus Schnee und Eis fixierte, hinter dem sie die Bewegung bemerkt hatte.
    Sie war nicht wölfisch gewesen, aber auch nicht wirklich menschlich. Mit schräg gelegtem Kopf dachte Alex nach. Vielleicht war es Barlow gewesen.
    Sie atmete durch die Nase aus und scharrte verwirrt mit den Pfoten. Sie wollte hinspringen und feststellen, was los war. Doch sie durfte ihre Anwesenheit nicht verraten und damit riskieren, dass der Killerwolf entkam.
    Fast als hätte er ihre Gedanken gelesen – oder hatte auch er den Schatten gesehen? – , stapfte George näher zu dem verdächtigen Schneehaufen. Alex winselte leise, in der Hoffnung, dass er sie hören und zögern würde.
    Aber George bewegte sich unermüdlich weiter auf die Stelle zu, wo Gefahr für sein Leben lauern konnte, darum konnte Alex sich nicht länger bedeckt halten. Sollte der Killerwolf hinter dem glitzernden weißen Schneehaufen kauern, würde er den Jungen töten, bevor sie ihn stoppen konnte.
    Da es keine Deckung mehr gab, nachdem sie aus dem Schutz der Gebäude heraus war, versuchte Alex gar nicht erst, sich weiter verstohlen zu verhalten. Stattdessen schoss sie über das freie Gelände auf George zu.
    Ein lautes Knacken zerriss die nächtliche Stille, bevor einen Sekundenbruchteil später ein Wolf durch die Schneeverwehung brach. Er war mit einer weißen Schneeschicht bedeckt, darum konnte Alex die wahre Farbe seines Fells nicht erkennen, außerdem bewegte er sich zu rasant, als dass sie einen Blick auf seine Augen oder ein anderes Detail hätte erhaschen können. Das Biest schoss geradewegs auf George zu.
    Alex war mit einem Satz bei dem Jungen. Sie knockte ihn um, dann sprang sie blitzschnell wieder auf die Füße und versuchte, sich zwischen George und dem Wolf zu positionieren.
    Doch bevor sie ihre Balance wiederfand, attackierte das Tier Alex von der Seite und riss sie von den Füßen; dabei prallte sie derart hart auf das Eis, dass sie Sternchen sah.
    Im selben Moment hörte sie ein anderes Krachen und überlegte benommen, was das gewesen sein könnte, während sie darauf wartete, dass der Wolf die Zähne in ihre Kehle oder ihren Bauch schlug.
    Wo zur Hölle steckte eigentlich Barlow?
    Plötzlich sackte der neben ihr zusammen. Sie brauchte eine Sekunde, bevor sie begriff, dass dieser Wolf Barlow war . Aber warum hatte er George angegriffen? Warum hatte er sie zu Fall gebracht?
    Und was war das für ein Geruch?
    Alex rollte sich auf den Bauch, als George sich auf die Knie stemmte. »Jemand schießt auf uns«, flüsterte er.
    Ihr Blick glitt zu Barlow. Flammen loderten aus seiner Brust.
    »Vielleicht auch nur auf euch«, ergänzte der Junge.
    Alex warf sich schützend auf Julian. Ihr Fell fing Feuer.

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