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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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clever von ihm.«
    »Jetzt kapierst du.« Teo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Verbrennt sie.«
    »Inklusive der Priester.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Was meine Mutter in der Bibliothek aufstöberte, war vermutlich ein Kodex, der nach der Eroberung angefertigt wurde, als die Spanier begriffen, dass die Azteken über eine Geheimsprache verfügten, indem sie diese eigentümlichen Bilder anstelle von Worten benutzten.«
    »Da gab es wohl eine kleine Sprachbarriere?«
    »Eine dicke, fette sogar.« Teo nahm wieder seine Hände zu Hilfe, um das zu unterstreichen, und Gina wurde für einen Moment von dem Kontrast zwischen seinen weißen Fingernägeln und der glatten, gebräunten, nur mit einem feinen Flaum dunkler Haare bedeckten Haut abgelenkt. Diese sauberen schmalen Hände mochten wie die eines Gelehrten aussehen, doch sie hatten sich wie die eines Arbeiters angefühlt – stark und fähig, die Innenflächen gerade schwielig genug, um zu erregen.
    »Sie haben die Lücke mithilfe von Hieroglyphen geschlossen«, fuhr er fort, und Gina löste sowohl den Blick als auch die Gedanken von seinen Händen. »Die Massen besänftigt, indem sie ihnen erlaubten, die Codices neu anzufertigen. Natürlich unter strenger Aufsicht.«
    »Natürlich«, murmelte Gina. »Aber Neuanfertigungen sind keine Originale.«
    »Darum muss man jeden Kodex als das verstehen, was er ist, nämlich die Wiedergabe von etwas, das der Verfasser selbst, wahlweise jemand, den er kannte, gehört, gesagt oder gelesen hat. Ganz zu schweigen davon, dass viele der Priester beschlossen, die Erzählungen der Azteken zu verchristlichen, entweder, indem sie die Schriftgelehrten dazu zwangen oder indem sie ihre eigenen Versionen auf Spanisch niederschrieben.«
    »Alles in allem also nicht die zuverlässigste Informationsquelle.«
    »Aber die einzige, die wir haben.«
    »Und die Schriften, die deine Mutter entdeckt hat?«
    »Sie erzählen die Legende eines Superkriegers, geboren vom Mond, um das Volk der Sonne zu beschützen.«
    »Hübsch.«
    Matt lächelte. »Das ist das, was dabei herauskommt, wenn man Bilder in Worte übersetzt. Die Geschichte beginnt damit, dass die Azteken gen Norden marschierten und den Feind angriffen.«
    »Welchen Feind?«
    »Für die Azteken war das jeder, der nicht zu ihnen gehörte. Dem Kodex zufolge leisteten diese Eingeborenen erbittert und teils sehr erfolgreich Widerstand. Dennoch sind die Azteken nie unterlegen, und wir wissen auch, warum.«
    »Warum?«
    »Dieser Superkrieger war gleichzeitig ein Zauberer.«
    Gina wurde ein wenig nervös. Teo wollte dort graben, wo ihre Eltern gestorben waren. An einem Ort, von dem die Ute glaubten, dass er verflucht war. Wo sie ein seltsames Flüstern gehört und die Präsenz von irgendetwas gespürt hatte.
    Die eines aztekischen Zauberers?
    Aber das war zu verrückt. Oder nicht? Es gab keine Zauberer. Damals nicht und heute erst recht nicht.
    »Willst du mich veräppeln?«
    »Ja.« Ihre Verwirrung entlockte ihm ein Schmunzeln. »Ich glaube nicht, dass der Krieger ein Zauberer war, aber die Azteken taten es.« Teo spreizte die Finger. »Hey, damals war die Sonne ein Gott. Zauberer und Magie hätten das Bild perfekt abgerundet.«
    »Vielleicht hat einfach irgendjemand das Bauchreden erlernt oder herausgefunden, wie man durch die Verabreichung bestimmter Kräuter einem Menschen den Schaum vor dem Mund stehen lassen kann, um ihn anschließend zu heilen .« Gina malte beim letzten Wort Gänsefüßchen in die Luft.
    »Ich wäre geneigt, dir zuzustimmen. Aber wie meine Mutter stets betonte, hat jede Legende irgendwo einen realen Ursprung. Etwas sehr Ungewöhnliches muss passiert sein, um zu erklären, warum die Geschichte weitergegeben, überliefert und schließlich sogar niedergeschrieben wurde. Nimm den Zauberer aus der Gleichung heraus, und es bleibt immer noch der Superkrieger.«
    »Ein Soldat, der größer, stärker oder sonst irgendwie überlegen war«, sinnierte Gina. »Er zog nach Norden, trat irgendeinem Eingeborenenstamm in den Hintern, bevor der Rest von ihnen mit ein paar hundert Gefangenen im Schlepptau wieder verduftete, bis sie südlich des Rio Grande waren.«
    »Nur ist das nicht geschehen. Den Übersetzungen meiner Mutter lässt sich entnehmen, dass die Indianer über ihren eigenen Zauberer verfügten, der den Superkrieger in eine unterirdische Höhle gesperrt hat.«
    Ginas Nacken begann zu prickeln, als sich ihr mulmiges Gefühl intensivierte. »Ein Zauberer klingt schon ziemlich

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