Wolfsflüstern (German Edition)
sollte ihre Kameraleidenschaft holen. Gina konnte niemand anderem als sich selbst die Schuld an diesem Fiasko geben.
»Ihre Theorie zu beweisen war ihr Lebenstraum.« Teos ernster Blick kollidierte mit Ginas. »Verstehst du jetzt, warum ich nicht aufgeben kann?«
»Aus demselben Grund, aus dem ich deine Briefe ignoriert habe. Ich konnte dich nicht auf der Ranch herumstromern und Löcher in den Lebenstraum meiner Eltern buddeln lassen. Aber ich schätze, inzwischen habe ich da kein Mitspracherecht mehr.« Der Gedanke machte sie krank.
»Ich will die Ranch nicht.«
Ginas Kopf ruckte nach oben. »Was?«
»Ich bin Universitätsprofessor. Was soll ich mit einer Ferienranch anfangen?«
»Sie umgraben und anschließend verkaufen?«
»Kapierst du es denn immer noch nicht?«
»Klär mich auf.«
»Du führst mich zu dem Ort auf dem Foto …«
Gina schlang die Arme um ihren Oberkörper, um das plötzliche Frösteln zu vertreiben, das seine Worte ihr verursachten. Sie schüttelte den Kopf, als Teo die Hand wie ein Stoppschild nach oben hielt.
»Und sobald ich gefunden habe, was meine Mutter ihr ganzes Leben lang gesucht hat, überschreibe ich dir die Ranch, und du musst mich niemals wiedersehen.«
11
»Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
Jases dröhnend laute Stimme und sein entsetzter Gesichtsausdruck bewirkten, dass Gina zusammenzuckte.
»Du kannst den alten Dr. Tattergreis nicht zurück auf die Ranch lassen. Du darfst ihm nicht erlauben zu graben. Vor allem nicht dort.«
»Ich habe ihm gar nichts zu erlauben . Es ist jetzt sein Land. Außerdem ist er weder alt noch tattrig.«
Auf diesen letzten Satz hin schaute Jase sie mit schmalen Augen an. »Stehst du jetzt auf seiner Seite?«
»Ich stehe auf derselben Seite, auf der ich schon immer stand. Auf der der Nahua Springs Ranch«, stellte Gina klar. »Die für uns verloren ist, es sei denn, ich finde einen Weg, sie zurückzubekommen. Ich weiß ja nicht, wie es um dein Konto bestellt ist, aber meins ist leer. Darum besteht die einzige Möglichkeit, unser Zuhause zu retten, darin, mitzuspielen.«
Jases Blick wanderte vom Scheitel ihres nun zerzausten Haars über den tiefen Ausschnitt und kurzen Saum von Amberleighs Kleid zu Ashleighs hochhackigen kupferfarbenen Pumps. »Wie es aussieht, arbeitest du bereits daran.«
Gina steuerte zur Tür. Sie musste unbedingt aus dieser Aufmachung heraus und wieder in ihre eigenen Klamotten schlüpfen. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Hast du mit ihm geschlafen?«
Gina erstarrte mit der Hand an der Klinke. »Komm mir bloß nicht blöd, Jase. Ich hatte einen extrem harten Tag.«
»Denkst du, meiner war auch nur ein Stück besser?«
Sie drehte sich zu ihm um. »Was ist passiert?«
»Was passiert ist?« Er warf die Arme in die Luft. »Ich wache auf und stelle fest, dass du weg bist. Ich musste mich allein mit den Gästen rumplagen.« Jase raufte sich seine kurzen Haare. »Diese blonden Taubnüsse allein würden jeden Mann in den Wahnsinn zu treiben.«
»Vor Verlangen?«
Er zog eine angewiderte Grimasse. »Eher würde ich meinen Schwanz in ein Astloch stecken.«
»Danke für das Bild.«
»Ein Astloch ist wenigstens leise.«
Das war allerdings ein Argument.
»Und die alten Leutchen singen immer noch Lagerfeuerlieder, wenn Mel nicht gerade schmutzige Limericks zum Besten gibt. Dem Jungen gefällt das, seinem Vater weniger.«
»Ich war schon zur Matinee dieser Show eingeladen. Von mir darfst du kein Mitgefühl erwarten.«
»Ich kümmere mich nicht um die Gäste.«
»Zumindest nicht gut«, bemerkte Gina. »Zu dumm, dass du dich von jetzt an ständig um sie kümmern wirst.«
»Oh nein.« Kopfschüttelnd und vehement abwinkend wich Jase zurück. »Nicht ich.«
»Du hast keine Wahl. Ich muss Mecate die Stelle zeigen, wegen der er die Ranch gekauft hat, was bedeutet, dass du mit den As und ihren Freunden heute Nachmittag zum zweiten Programmteil aufbrechen wirst.«
Jase blieb stehen und ließ die Hände sinken. »Du kannst Mecate nicht dorthin führen. Großvater sagt, der Ort hat ein schlechtes Juju.«
»Ich habe Isaac mein Leben lang noch nicht einmal das Wort Juju in den Mund nehmen hören.«
»Du weißt, was ich meine.«
Er hatte recht. Die Ute hatten den Ort schon als verflucht bezeichnet, bevor Ginas Eltern dort gestorben waren.
»Das spielt keine Rolle. Ich muss ihn trotzdem hinbringen.«
Gina gab Jase eine Kurzzusammenfassung von Teo Mecates Lebensgeschichte, dabei behielt sie ihn genau im Auge,
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