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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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könnte auf einen großen Mann oder auf eine ganze Armee von Männern hinweisen.«
    »Die Nahua«, sagte Gina.
    »Genau.« Nur dass die Azteken sich nicht so bezeichnet hatten. Sie hatten sich Tenochca genannt. Trotzdem würde dieselbe Hieroglyphe vermutlich beide symbolisieren.
    »Warte.« Matt hörte, wie Gina sich bewegte; fast konnte er sehen, wie ihr Haar nach hinten schwang, ihre Hand zu einer anderen Zeichnung wanderte und darunter verharrte. »Von dem hier hast du mir erzählt. Die Zähne, die den Buchstaben T darstellen.«
    Matt packte neue Aufregung. T konnte für Tenochca stehen, was bedeuten würde, dass wer immer das an die Wand geschrieben hatte, ein Azteke gewesen war.
    »Nicht T«, murmelte Gina wie zu sich selbst. »Sondern dieses Dach auf den Zähnen, das auf diesen L-Laut hinweist. Und es befindet sich direkt neben der Zeichnung des hundegesichtigen Mannes; damit hätte es die Bedeutung …«
    Matt guckte in den Himmel. Das gab den Dingen eine völlig neue Wendung.
    »Nahual«, schloss Gina.
    In den Tiefen der Kaverne ertönte ein Heulen.
    Gina hätte schwören können, ein Klicken zu hören. Gleich danach schoss eine heulende, wirbelnde schwarze Wolke mit solcher Kraft auf sie zu, dass sie ein paar Schritte zurückgetrieben wurde. Ihre Ohren klingelten, und das Innere ihrer Nase brannte, so als hätte sie gerade bei Minusgraden einen tiefen Atemzug gemacht.
    Der Rauch bildete einen Strudel um sie; er kräuselte sich entlang ihres Körpers von ihren Füßen bis zu ihrem Kopf, und als er ihr Gesicht umwaberte, flüsterte er: Giii-naaa .
    Dann verzog er sich fauchend, und sie blieb zitternd zurück. Erst nach mehreren Sekunden wurde ihr bewusst, dass sie noch immer ihren Namen hörte.
    Weil Teo ihn rief; seine Panik war so unüberhörbar, dass Gina von der Wand weg und in den Lichtkegel torkelte. Als sie nach oben schaute, war sie fast sicher, die Silhouette eines schwarzen Wolfs vor dem Hintergrund des silbrigen Mondes zu sehen.
    »Was zur Hölle war das? « , ächzte sie.
    »Ich komme runter. Nimm die Lampe.«
    Noch bevor sie protestieren konnte – im Moment wäre sie lieber oben gewesen –, schwang er die Laterne über den Rand. Entweder zitterten seine Hände an dem Seil, oder er hatte es zu eilig, um das Ding ruhig zu halten, denn es schaukelte so wild vor und zurück, dass grelle Lichtflecken vor Ginas Augen tanzten und sie Mühe hatte, die Laterne zu sehen, geschweige denn zu fangen.
    »Vorsicht.« Sie erwischte die Lampe gerade noch, bevor sie gegen ihren Kopf knallen konnte.
    »Tut mir leid«, sagte Matt, aber er klang nicht bedauernd; er klang so aufgewühlt, wie sie sich fühlte. Wie hatte der seltsame schwarze Rauch aus seiner Warte ausgesehen?
    Er zog das Seil so ruckartig und kraftvoll nach oben, dass das Ende beinahe gegen Ginas Nase geschnalzt wäre. Aber sie machte ihm keinen Vorwurf. Er war aufgeregt. Das konnte sie nachvollziehen.
    Gina nahm die Laterne und trat näher an die Wand. Der hundegesichtige Mann; Zähne mit einem Dach. Es gab noch andere Hieroglyphen, kleine farbige Zeichnungen von Tieren und Menschen, Monden – oder Sonnen? – und Sternen. Eine schmale braune Linie umrahmte das gesamte Tableau.
    Mit einem dumpfen Poltern landete Teo ächzend in der Grube, dann kam er mit langen unsteten Schritten zu ihr und drängte sich, eine Entschuldigung murmelnd, neben sie, um die Zeichnungen zu betrachten.
    Gina hielt die Laterne in die Höhe, um die Wand besser zu beleuchten, dann ließ sie Teo die Bilder studieren, bis sie sich nicht mehr beherrschen konnte zu fragen: »Was war das für ein schwarzer Qualm?«
    »Hmm?« Teo beugte sich so nah an die Wand, dass er sie fast mit der Nase berührte. Erst da bemerkte sie, dass er seine Brille nicht trug.
    »Dieser schwarze Rauch, der so schnell hier rausgeschossen ist, dass er mich fast umgeweht hätte. Der so kalt war, dass meine Nasenhaare einfroren.«
    Er wandte ihr den Kopf zu und guckte sie ratlos an. »Was für schwarzer Rauch?«
    Im goldenen Schein der Lampe wurde Gina sichtlich blass. »Du hast ihn nicht gesehen?«
    »Ich … äh …« Matt fasste nach oben, um seine Brille zurechtzurücken, doch seine Finger fanden nur seine Nase. Er hatte sie im Zelt gelassen. Kein Wunder, dass er vom Blinzeln allmählich Kopfweh bekam. »Nein.«
    Sie richtete den Blick auf den langen Tunnel, der sich in der Finsternis verlor. »Was ist mit dem Heulen?«
    »Das habe ich gehört.«
    Als sie wieder zu ihm schaute, war ihre Miene verwundert

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