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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wir sogar …« Er brach ab, aber Gina wusste, was er fast gesagt hätte.
    Er glaubte, dass sie ihre Eltern finden könnten. Wollte sie das denn?
    Gina sah sich in der Grube um, in die sie gestürzt war und in der die pechschwarze Finsternis mit dem aufgehenden Mond allmählich von einem grauen Licht vertrieben wurde.
    Sie hatte die Notwendigkeit, einen Leichnam zu bestatten, nie verstanden. Der Tod ihrer Eltern war auch ohne zwei Särge im Altarraum der Kirche nicht weniger endgültig gewesen. Die Grabsteine, die sie auf Isaacs Drängen hin auf dem Friedhof errichtet hatten, waren nicht erschütternder, weil sie leere Gräber markierten.
    Darum war es Gina nicht wichtig, ob sie ihre Eltern fanden. Ganz im Gegenteil, es wäre ihr weitaus lieber, sie würden es nicht tun.
    Doch es spielte keine Rolle, was sie wollte. Teo würde graben, und sie konnte nichts weiter tun als zuzusehen.
    »Ich hole ein Seil, eine Lampe und die Pfer…« Er brach ab. »Nun, zumindest das Seil und eine Lampe.«
    »Kacke«, entfuhr es Gina. Einen Menschen aus einem Loch zu ziehen, war nicht so leicht, wie es im Fernsehen aussah. Wenn man ein Pferd als Hilfsmittel zur Verfügung hatte, dann setzte man den verdammten Gaul auch ein.
    Vorausgesetzt, er gebärdete sich nicht wie der wildeste Hengst bei einem Rodeo, sobald er auch nur in die Nähe des Lochs kam.
    »Ich bin sofort zurück«, versprach Teo und verschwand.
    Gina schlang die Arme um sich und hielt die Augen gen Himmel gerichtet, um nicht in Versuchung zu geraten, sie durch die Kaverne schweifen zu lassen.
    Aber knarrende, knisternde, pfeifende Geräusche – war das eben ein Wimmern gewesen? – führten sie am Ende doch in Versuchung. Sie schaute sich mit hastigen Blicken um – zuerst nach vorn, dann nach oben, nach links und nach rechts, wieder nach oben und schließlich nach hinten, wo sie glaubte, eine huschende Bewegung zu sehen.
    Gina begann zu summen, sie war sich anfangs nicht bewusst, um welche Melodie es sich handelte, bis ein weiteres lautes Knarzen die Worte aus ihrem Mund zwang.
    Auf einer Burg in luftiger Höh,
    unter der dunkel strömte der Rhein,
    ersann ein Doktor, der vom Ehrgeiz verlockt war,
    den grausigen Unhold Frankenstein.
    Gina lachte, allerdings klang es mehr wie ein schwaches wässriges Gurgeln. Von allen Liedern Mels musste sie sich ausgerechnet an dieses erinnern.
    Sie hoffte, durch ihr Singen die wabernden Schatten abzuwehren. Stattdessen schien das Echo ihrer Stimme in diesem großen leeren Loch sie anzulocken, bis sie wie ein kalter Dunst über ihre Haut strichen. Also sang sie lauter.
    Auf einem nahen Totenacker,
    den niemals küsste der Sonnenschein,
    fand er Nasen, Augen und Zehen
    für seinen Unhold Frankenstein.
    Ginas Blick zuckte nach unten. Sollten hier herrenlosen Nasen, Augen oder Zehen herumliegen, dann bestimmt dort …
    Drüben .
    Sie zwang sich, wieder zu dem schimmernden stillen Mond hochzusehen.
    Ein wirklich schlecht gewähltes Lied, Gina .
    Aber nachdem sie nun damit angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Denn selbst wenn sie das täte, würde sie das blöde Lied vermutlich immer noch hören. Der Text war auf die Melodie von Darling Clementine gereimt, und den Ohrwurm würde sie bestimmt nicht los.
    Er nahm sie mit und baute ihn,
    aus Teilen groß und klein,
    ein Blitz hauchte ihm das Leben ein,
    dem Unhold Frankenstein.
    Bizarrerweise blitzte es in der Ferne, und im Osten ertönte Donnergrollen.
    Sobald der silbrige Glanz verblasste, zeichnete sich ein goldener Lichtstrahl vor dem Himmel ab, der schwankend näher und näher kam, als schwirrte das größte Glühwürmchen der Welt herbei.
    In Schrecken versetzt er Mensch und Maus,
    der Unhold Frankenstein …
    Sie sang leise, den Blick unverwandt auf das flackernde Licht gerichtet, das sich ausbreitete wie Sonnenschein über ein Feld bei Tagesanbruch.
    … bis man ihn gar mit Fackeln scheucht,
    zurück auf die Burg am Rhein .
    »Hatte hier nicht jemand nach einer Fackel gefragt?« Teos Kopf tauchte auf, umgeben von einem Heiligenschein, den das goldene Licht der Laterne in seiner Hand erzeugte.
    Gina war so froh, ihn und die Lampe zu sehen, dass sie lachte. Warum nur musste er sein, wer er war? Warum sie? Wann immer sie das vergessen konnten, hatten sie beinahe Spaß zusammen. Gina kannte so wenig Spaß in ihrem Leben, dass sie es von Herzen genoss, wenn sie welchen bekam. Sogar mit Dr. Tattergreis.
    Der alles andere als tattrig war.
    »Willst du nicht zu Ende singen?«,

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