Wolfsflüstern (German Edition)
zurückkommen wirst, und wenn ich dich dafür fesseln und von Jase auf Spikes Rücken werfen lassen muss.«
»Aber …«
»Du denkst, dass wir es mit superschnellen, superklugen, superhungrigen, superbösen Wölfen zu tun haben, die Jagd auf uns machen. Ich werde dich auf keinen Fall in ihrer Nähe zurücklassen.«
Teos überraschte Miene wurde ärgerlich, als er begriff, dass er sich das Ganze mit seiner Erklärung selbst eingebrockt hatte. »Ich bin ein Idiot«, murmelte er.
Gina quittierte das mit einem Achselzucken. »Sattle dein Pferd.«
Sie stieß einen langen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus, als er gehorchte.
Matt verschwendete keine Zeit damit, darüber zu brüten, wie er es hätte vermeiden können, zur Ranch zurückzukehren. In Anbetracht dessen, was bislang geschehen war, war eine Rückkehr unausweichlich gewesen. Gina würde weder ihn noch sonst jemanden hier zurücklassen und damit ein weiteres Todesopfer riskieren.
Allerdings war es wohl nicht die allerbeste Idee, nach Nahua Springs zurückzureiten, nachdem McCord ihn und Gina dabei beobachtet hatte, wie sie neben Lady Belle geflüstert und geschmust hatten. Das hatte ihm inzwischen mehr als ein halbes Dutzend Ich-mach-dich-kalt-Blicke eingebracht.
Und wenn er schon getötet werden oder spurlos verschwinden sollte, wäre es ihm lieber, es würde passieren, während er den Ort erforschte, nach dem er sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Nur war genau das das Problem, wenn man getötet wurde oder spurlos verschwand: Man hatte selten ein Mitspracherecht, wann oder wie es geschah.
Sie erreichten die Ranch bei Sonnenuntergang. Alles wirkte verwaist, was Matt ein nervöses Frösteln bescherte, obwohl er sich bewusst war, dass kaum ein anderer Eindruck entstehen könnte, da Isaac und Fanny die einzigen Menschen hier waren.
Dann schaute er zu Gina und bemerkte ihren beunruhigten Blick zu McCord. Das unheimliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte, beschlich also auch sie.
»Mom?«, rief McCord im selben Augenblick, als Gina auf das Haus zustürmte und dabei schrie: »Fanny?«
Die Tür ging auf, und Fanny trat ins Freie. Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung driftete über den Hof. Die anderen saßen ab; dann führten sie, Derek und Tim ihre Pferde zum Stall, während sie Melda und Amberleigh mit beschwichtigenden Worten ins Schlepptau nahmen.
Fannys düsterer Blick verweilte auf den Gästen, bis sie in der Scheune verschwunden waren, dann bedeutete sie Jase und Gina, ins Haus zu kommen. Matt entschied, sich ihnen anzuschließen.
Er band Spike an denselben Pflock, an dem Jases und Ginas Pferde fixiert waren. »Ich bin gleich zurück«, versprach er.
Spike tat schnaubend kund, was er davon hielt, aber damit konnte Matt sich jetzt nicht aufhalten. Etwas lag in der Luft; er musste wissen, was es war.
Er schlüpfte im selben Moment in die Diele, als Fanny verkündete: »Er war hier, und dann war er verschwunden.«
»Wusch?«, fragte Gina.
»Ja.«
»Wer?« Matt hoffte, dass es nicht Isaac war.
McCord schoss zu ihm herum, sein Gesicht wutverzerrt. »Verpiss dich.«
»Nein.« Matt gesellte sich zu ihnen. »Wer ist verschwunden?«
»Ein Teilzeitarbeiter.« Gina wandte sich an Fanny. »Erzähl uns genau, was passiert ist.«
»Sie hatten gerade die Pferde in die Boxen gebracht. Es war spät. Dunkel. Juan war auf dem Weg zu seinem Auto. Dann ertönte dieses Heulen, es klang wie ein starker Wind, und die Dunkelheit riss ihn mit sich fort.«
»Haben Sie das Ganze beobachtet?«, erkundigte sich Matt.
Fanny schüttelte den Kopf. »Nein, aber mein Vater.«
Gina schaute zu Matt. »Isaac ist der Letzte, der etwas sehen würde, das nicht existiert. Und da er nicht wissen konnte, was dort draußen passiert ist …«, sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter, »… kann er sich eine Wiederholung dieser Geschehnisse hier auf der Farm unmöglich ausgedacht haben.«
Sie hatte selbstverständlich recht, aber was bedeutete das?
»Hat Großvater Juan gefunden?«, fragte McCord.
Fanny presste die Lippen aufeinander und nickte knapp. »Tot. Die Kehle rausgerissen.«
Gina legte die Hand auf den Arm der Frau. »Und dann?«
Fanny entzog ihn ihr, dann umfasste sie ihre Ellbogen und wiegte sich vor und zurück, als wäre ihr kalt oder schrecklich bang ums Herz. »Tot ist tot. Was könnte da noch passieren?«
Alle warteten ab, denn Fannys Verhalten, ihr Gesichtsausdruck, das ängstliche Flackern in ihren Augen verrieten, dass doch noch etwas anderes
Weitere Kostenlose Bücher