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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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verwandelt.«
    Gina hatte eigentlich gemeint, warum sie die Scheibe zertrümmern sollten. So etwas taten Wölfe nicht. Genauso wenig wie sie sich in Feuerbälle verwandelten, wenn man eine …
    »Silberkugel?« Sie richtete den Blick auf Jase, der mit den Schultern zuckte. Der alte Mann hat endgültig den Verstand verloren . »Vielleicht sollten wir die Bullen alarmieren.«
    »Sie würden nur umkommen.« Auf Ginas verdatterte Miene hin hob Isaac das Gewehr. »Ihre Waffen sind nicht mit Silber geladen. Sie würden direkt in einen Hinterhalt laufen. Silber ist die einzige Möglichkeit, um einen Tangwaci Cin-au’-ao zu töten.«
    »Was genau ist ein Tangwaci Cin-au’-ao?« Gina kannte den Begriff aus Isaacs Erzählungen über den Fluch, der am Ende des Einsamen Wildwechsels lag. Sie hatte geglaubt, dass die Ute so ihren Todesengel bezeichneten, aber jetzt kamen ihr Zweifel.
    »Ein Mann-Wolf«, erklärte Teo, dann schaute er zu Isaac. »Richtig?«
    Der zuckte wortlos die Achseln, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Wölfe.
    »Ein Mann-Wolf«, wiederholte Gina, in Gedanken bei den Hieroglyphen an der Höhlenwand. Die Dinge begannen, sich zusammenzufügen. Doch absurderweise türmten sich damit nur weitere Rätsel auf. »Was zur Hölle ist ein Mann-Wolf?«
    »Warum haben wir plötzlich Wölfe, obwohl es hier nie welche gab?« Isaac hielt die Augen weiter auf das Fenster fixiert.
    Indem er ihre Frage mit einer Gegenfrage beantwortete, antwortete er im Grunde genommen gar nicht, aber manchmal bekam man bei Isaac die Antwort auf Umwegen.
    »Weil es keine Wölfe sind«, fuhr er fort. »Es sind Tangwaci Cin-au’-ao.«
    »Mann-Wölfe. Ich kann mir darunter nichts vorstellen.«
    Isaac warf ihr aus seinen dunklen unergründlichen Augen einen bohrenden Blick zu. »Werwölfe, Gina.«
    »Das ist geisteskrank.«
    »Sieh dir ihre Augen an.« Isaac vollführte mit seiner altersfleckigen Hand eine ausgreifende Bewegung in Richtung der Szenerie vor ihnen. »Es sind nicht die Augen normaler Wölfe.«
    Gina rückte näher ans Fenster. »Gib mir das Fernglas.«
    Jase grapschte Isaacs Feldstecher vom Beistelltisch. Der alte Mann betrachtete gern die Berge; er behauptete immer, nach Rotwild Ausschau zu halten, aber das kaufte Gina ihm inzwischen nicht mehr ab. Sie hob das Fernglas, nahm den nächststehenden Wolf ins Visier und schnappte nach Luft.
    Die Augen, die zurückstarrten, waren schrecklich menschlich.
    Wölfe hatten grüne, graue, braune oder auch gelbe Augen, aber die Farbe dehnte sich bis zu den Lidern aus, ohne auch nur ansatzweise einen weißen Ring darum. Bei Menschen dagegen sah die Sache anders aus. Menschen hatten Augen wie …
    Diese .
    Gina ließ das Fernglas sinken und reichte es Jase. »Was stimmt nicht mit diesen Wölfen?«
    »Mehr, als du dir vorstellen kannst«, entgegnete Isaac trocken.
    »Ist es ein Virus? Tollwut? Was?«
    »Ja, ein Virus. Man nennt es Lykanthropie. Was denkst du, warum es hier bisher keine Wölfe gab?«
    »Es muss eine logischere Erklärung als Lykanthropie geben«, wandte Gina ein. Andererseits war sie diejenige, die auf einen Zauberer getippt hatte.
    »Wölfe meiden Werwölfe. Sie wittern ihre Andersartigkeit.«
    Gina guckte zu Jase, aber der starrte noch immer durch den Feldstecher. Teo lauschte Isaac so gebannt, als wären dessen Ausführungen unglaublich faszinierend und nicht nur wirres Zeug.
    »Ich habe noch nie einen Wolf auf diesem Land gesehen. Noch nicht mal einen wie diesen.« Gina zeigte mit dem Finger auf den Halbkreis der Bestien. »Also, welche Andersartigkeit können sie wittern?«
    »Das, was unter der Oberfläche liegt«, erklärte Isaac.
    »Den Tangwaci Cin-au’-ao«, ergänzte Teo.
    »Wir hatten ihn begraben. Aber Tiere haben einen Instinkt. Von dem Moment an hat sich kein echter Wolf mehr näher als achtzig Kilometer herangewagt, und auch die Pferde scheuen vor dem Ort zurück.«
    Gina bekam langsam Kopfschmerzen.
    »Jase«, sagte sie. »Was weißt du darüber?«
    Er ließ den Feldstecher sinken. Seine Pupillen waren so stark erweitert, dass Gina erschrocken einen Schritt zurückwich. Er sah fast aus wie … einer von ihnen.
    »Jase?« Sie streckte den Arm nach ihm aus, und er drückte ihr das Fernglas in die Hand.
    »Schau dir den ganz rechts an.« Als sie zögerte, ruckte er zum Nachdruck scharf mit dem Kinn. »Tu es, Gina.«
    Sie gehorchte, indem sie den Fokus justierte, während sie darauf wartete, dass das silbrig-graue Tier den Kopf in ihre Richtung

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