Wolfsflüstern (German Edition)
nicht am Daumen.
Teo und Derek gesellten sich zu ihnen. Tim legte seinem Sohn den Arm um die Schulter. Dass der Junge es zuließ, sagte alles darüber aus, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war.
»Was habt ihr entdeckt?«, fragte Gina.
Jase und Tim tauschten einen Blick. Tim verdrehte die Augen in Dereks Richtung, und Gina überlegte krampfhaft, mit welchem Auftrag sie den Jungen wegschicken könnte.
»Ich werde nicht gehen«, verkündete Derek. »Was immer da draußen ist, könnte auch mich erwischen. Ich muss wissen, was hier vor sich geht.«
»Er hat recht«, stimmte Teo zu. »Tim?«
Als könnte er ihn allein durch seine körperliche Nähe schützen, zog Tim seinen Sohn fester an sich, dann nickte er.
»Mel ist dort draußen«, sagte Jase.
»Kacke«, fluchte Gina. »Tot?«
»Ihm wurde die Kehle rausgerissen.«
Ihre Augen weiteten sich bestürzt. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, das jedenfalls nicht.
»Genau wie dem Mädchen«, fuhr Jase fort.
Gina runzelte die Stirn. »Dann haben wir es also mit einem Tier zu tun?«
»Gott, das hoffe ich.«
»Warum hoffst du das?«
»Wenn ein Mensch das getan hat, stecken wir in größeren Schwierigkeiten, als wir bewältigen können.«
17
Gina sollte bald feststellen, dass die Schwierigkeiten, die sie nicht bewältigen konnten, gerade erst angefangen hatten.
Die Männer – außer Derek, der zwar für alt genug erklärt worden war, um zu hören, aber nicht, um zu sehen – waren auf dem Weg zu den Pferden, um eines zum Rücktransport von Mels Leichnam zu benutzen. Gina und Derek waren auf dem Weg zu Melda, um ihr die schlimme Nachricht zu überbringen, als Tims Stimme durch die kühle stille Nacht schallte: »Wo ist Ashleigh?«
»Es ist Amberleigh, Dad. Und sie sitzt unter dem Baum.«
»Scheiße«, fluchte Jase, und Gina überlief ein Frösteln. »Die Leiche ist weg.«
»Das ist unmög…«, setzte Teo an, gefolgt von: »Verdammt.«
Gina zeigte auf den Boden neben Melda, die noch immer unentwegt vor sich hin summte; es klang wie Mein Hut, der hat drei Ecken .
»Bleib bei ihr.« Derek wollte widersprechen, aber Gina blaffte: »Tu, was ich sage.«
Der Junge ließ einen langen selbstmitleidigen Stoßseufzer entweichen, doch er setzte sich, und er blieb.
Die Männer starrten auf den Boden, wo ein leerer Schlafsack und mehrere Längen Seil herumlagen. Die Pferde wirkten ruhig; andererseits wäre es bei dem Chaos niemandem aufgefallen, wenn sie zuvor gestampft und gewiehert hätten. Der Untergrund ringsum wirkte jedenfalls ziemlich aufgewühlt.
Jase lief ein paar Meter weiter, dann bückte er sich und sah sich den Boden genauer an. Gina gesellte sich zu ihm. Sie erkannte sofort, worauf er starrte.
Spuren. Die in östliche Richtung führten.
Gina hob den Kopf und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit, konnte jedoch nichts und niemanden entdecken.
»Stiefel«, brummte Jase. »Von einem kleinen Mann.«
»Oder von einer Frau mit extrem großen Füßen.« Gina erinnerte sich an das unbehagliche Knistern des Zeitungspapiers an ihren Zehen, als sie versucht hatte, in geborgten, kupferfarbenen Stöckelschuhen zu laufen. »Wie zum Beispiel Ashleigh.«
Jase schaute mit verwirrten Augen auf. »Sie ist tot, Gina.«
»Bist du sicher?«
»Niemand könnte das überleben.«
»Also hat sich jemand hierhergeschlichen, den Leichnam aus dem Schlafsack gewickelt, ihn sich auf die Schulter gewuchtet und ist verschwunden, ohne dass jemand von uns etwas mitbekommen hat?«
»Das scheint in der Gegend um sich zu greifen.«
»Jase …«
»Hast du eine bessere Erklärung?«
Keine, die sie zu diesem Zeitpunkt erörtern wollte, darum schüttelte sie den Kopf.
»Bereit?«, fragte er, zu Recht davon ausgehend, dass sie nun die beiden sein würden, die aufbrachen.
Gina drehte sich um und fing Teos Blick auf. Sie musste ihm nicht erst sagen, dass er hierbleiben und sich um alles kümmern sollte. Er nickte sofort, dann legte er Tim die Hand auf die Schulter und führte ihn zu den anderen.
»Sollen wir ein Pferd mitnehmen und Mel zurückbringen?«
Jase schüttelte den Kopf. »Lass uns erst herausfinden, was hier vor sich geht.«
Wahrscheinlich eine gute Idee. Ziemlich schwierig, sich mit einem Pferd herumzuschlagen und gleichzeitig mit einem … Was? Einem unsichtbaren Azteken-Zauberer, der Tausende von Jahren überlebt hatte und jetzt Amok lief?
Sie behielt den Gedanken für sich, ließ die Pferde aber zurück.
Sie waren den
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