Wolfsflüstern (German Edition)
Art von Kram, den man auf dem College lernt?«
»Gina«, sagte er erschöpft. »Mich mit linguistischen Rätseln abzulenken, wird mich von meinem Ziel nicht abbringen.«
Wenn er so steif daherredete, hatte sie gute Lust … ihn zu küssen. Was sicherlich eine drastische Veränderung gegenüber jenen Gefühlen war, die sie beim Lesen seiner Briefe immer empfunden hatte.
Wann hatte sich dieser Wandel vollzogen? Gina wusste es nicht.
Was sie hingegen wusste, war, dass sie ihn hier nicht zurücklassen würde. Wer konnte sagen, was passieren würde, bis sie zurückkam? Was, wenn er dann auch verschwunden wäre, so wie die anderen? Der Gedanke, Teo Mecate zu verlieren, war Gina unerträglich.
»Ich brauche besseres Licht«, teilte er ihr mit. »Spezielle Ausrüstung, Leute, die geübt darin sind, die Wahrheit aufzudecken.«
Noch mehr Leute hier herumstreunen zu lassen, wäre echt eine Superidee , dachte Gina.
»Ich werde niemanden anrufen«, sagte sie.
»Mein Handy funktioniert nicht.«
»Pech.« Sie zog eine Schnute wie eine der As. »Wenn du telefonieren willst, wirst du wohl oder übel mit zurück zur Ranch kommen und es selbst tun müssen.«
Seine verwirrte Miene kehrte zurück. »Warum machst du es mir so schwer?«
Gina wandte sich ab und hantierte an Lady Belles Sattel, obwohl sie längst alles straff gezurrt hatte, was straff gezurrt werden musste, und alles gecheckt hatte, was es zu checken gab. »Ich will nicht, dass du ebenfalls verschwindest«, antwortete sie leise.
Teo erwiderte nichts; sie war sich nicht sicher, ob er sie gehört hatte. Die hektische Betriebsamkeit, die ringsum herrschte – die anderen sattelten die Pferde, kauten auf Müsliriegeln herum, tranken Wasser, unterhielten sich –, war laut und ablenkend. Obwohl Gina komplett auf Teo fokussiert war, hörte sie ihn nicht näher kommen, sondern merkte erst, dass er bei ihr war, als ihr der Duft von Orangen in die Nase drang.
Er legte die Hände auf ihre, die auf dem Sattel lagen, drückte die Lippen auf ihr Haar und flüsterte: »Das werde ich nicht.«
Gina konnte nicht anders, sie drehte die Hände um, verschränkte ihre Finger mit seinen und hielt sie ganz fest. »Niemand hat gesehen, was sie geschnappt hat. Ein Wusch , ein Heulen, Dunkelheit. Was kann das sein?«
»Massenhysterie«, erklärte er. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie von der Nacht verschlungen wurden?«
»Tue ich das nicht?«
Er lachte leise, und sein Atem hauchte über ihre Wange. »Das ist unmöglich.«
Ihr Verstand wusste das, jetzt, am helllichten Tag, aber ihr Bauchgefühl bei Nacht …
»Was hat sie geschnappt?«
»Die Wölfe.« Teo zuckte mit den Achseln, sodass seine Brust an ihrem Rücken entlangglitt. Sie lehnte sich an ihn, genoss das Spiel seiner Muskeln an ihrer Haut, das sie trotz der Kleiderschichten zwischen ihnen deutlich spürte.
»Wölfe sind schnell, dennoch bezweifle ich, dass sie schneller sind als die Augen.«
Er drückte ihre Finger; es war wie eine Umarmung mit den Händen, die bewirkte, dass seine Oberarme gegen ihre drückten. »Menschen sehen manchmal Dinge, wenn sie Angst haben, Gina. Oder sie sehen, wie in diesem Fall, eben nichts.«
Er klang so überzeugt, so rational; ihr wahnwitziger Verdacht geriet ins Wanken.
Gina drehte sich um, und Teo trat zurück, wenn auch nur einen Schritt. »Du musst mir das genauer erklären.«
»Ein Wolf hat Ashleigh attackiert und sie weggeschleift. Amberleigh war so schockiert von dem, was sie sah, dass ihre Psyche dichtmachte und sich weigerte, sich an irgendetwas anderes zu erinnern als an Dunkelheit.«
»Und Melda?«
»Die Kraft der Suggestion. Sie kannte Amberleighs Geschichte, und als sich die Situation anschließend wiederholte, sah sie das, was Amberleigh gesehen hatte – besser gesagt, sie sah es nicht.«
Seltsam, das ergab sogar einen Sinn.
Gleichzeitig galt das für jede andere Erklärung als die einer fauchenden Dunkelheit, die Menschen raubte und umbrachte.
Womöglich ließ sich Teos Theorie auch auf das anwenden, was sie selbst gehört und gefühlt hatte. Es waren Tricks des Bewusstseins. Posttraumatischer Stress. Alles war besser als das, was sie sich eingebildet hatte.
»Mir wird nichts geschehen, Gina.« Teo strich mit den Knöcheln über ihre Wange. »Du musst dir um mich keine Sorgen machen.«
»Ich weiß.« Sie trat aus seiner Reichweite. Solange er sie berührte, konnte sie nicht atmen, geschweige denn klar denken. »Weil du nämlich mit uns zur Ranch
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