Wolfsflüstern (German Edition)
Ginas Jeans beflügelten seine Fantasie, wie es keine enge je vermocht hatten. Zum Beispiel stellte er sich die Form ihrer Schenkel vor, während der Wind den weichen Denim dagegenblies und wieder mit sich fortzog – ein bloßer Hauch, gerade genug, um erregend zu sein. Und der Saum ihres Flanellhemds – zimtfarbene, schokobraune und limettengrüne Streifen –, der, ihr kaum bis zum Po reichend, in diesem Wind flatterte, seinen Blick anzog und festhielt.
Mit warmer Willkommensstimme begrüßte sie die anderen. Alle im Hof nahmen Haltung an und lächelten, dabei neigten sie sich Gina unbewusst entgegen wie Blumen, denen lange Zeit die Sonne verwehrt worden war. Wie es schien, war Matt nicht der Einzige, der ihrem Bann erlag.
Als Gina sich umdrehte und auf das Haus zeigte, spannte sich durch die Armbewegung das ausgewaschene Hemd straff über ihren Brüste. Es waren sehr hübsche Brüste. Matt wollte sie …
»He, Kumpel!«
Matt riss seinen Blick von Gina los. Dummerweise blieben seine Gedanken, wo sie waren. Er stellte sich den Geschmack dieser Brüste vor, ihr Gewicht in seinen Händen, das Gefühl, wie ihre festen vollen Nippel über seinen Oberkörper strichen.
Wie merkwürdig. Seit er erwachsen war, war es mit seiner Vorstellungskraft nicht mehr weit her. Es blieb wenig Raum für Fantasien in einem der Suche nach Fakten geweihten Leben. Doch nach dem, was ihm gerade durch den Kopf geschwirrt war, wie lebendig er sich dabei gefühlt hatte, war das womöglich ein Trugschluss gewesen.
»Wollen Sie sie den ganzen Tag mit den Augen ficken?«
Die Vulgarität ließ Matt zusammenzucken. Nicht, dass er ähnliche Ausdrücke nicht von seinen Grabungen kannte; er hatte sich einfach nie daran gewöhnt. Wenn man sein Leben versunken in einer aus schönen Bildern komponierten Sprache verbrachte, verlor man manchmal den Bezug zu verbalen Grobheiten. Doch es gab immer jemanden, der ihn wieder herstellte.
McCord stand am oberen Treppenabsatz. Matt stieg die Stufen hinauf, dabei hielt er den Kopf gesenkt, damit der andere Mann die verräterische Röte seiner Wangen nicht bemerkte. Denn er hatte genau das getan, wessen Jase ihn beschuldigte, aber diesen Fehler würde er nicht noch einmal begehen.
Matt wollte so viel wie möglich über die Ranch und die umliegende Gegend in Erfahrung bringen. Falls Nahua Springs die Stätte beherbergte, auf die die Recherchen seiner Mutter hinwiesen – und mit jeder verstreichenden Minute wurde er sich diesbezüglich sicherer –, musste er sie unbedingt aufspüren und anschließend einen Weg finden, Gina zu überzeugen, ihn dort graben zu lassen.
Er würde vorsichtig vorgehen müssen. Sie war empfindlich, was ihr Land anbelangte. Es wäre nicht zweckdienlich, ihren Argwohn zu erregen und davongejagt zu werden, ehe er mit Gewissheit wusste, dass er recht hatte.
Sollte sich die Nahua Springs Ranch als weitere Pleite in einer langen Serie von Pleiten entpuppen – weshalb sollte er dann Gina die Wahrheit enthüllen? Er würde den Ausritt einfach mitmachen und sich anschließend in aller Stille verziehen.
Bevor Matt den oberen Treppenabsatz erreichte, drehte McCord sich um und verschwand im nächstgelegenen Zimmer. Mit einem Blick stellte Matt fest, dass sich zu beiden Seiten des Flurs ähnliche Türen aneinanderreihten.
Er trat ein. Links stand ein breites Himmelbett, rechts eine passende Eichenkommode. Dominiert wurde der Raum von dem Panoramafenster gegenüber der Tür. Es gewährte einen Ausblick über das ganze Tal.
»Exquisit«, kommentierte er, woraufhin McCord zwischen den Lippen einen kurzen, halb belustigt, halb spöttisch klingenden Atemstoß herausblies.
Matt hätte ihn am liebsten gefragt, was so verdammt komisch war, aber er unterließ es. Er kapierte Witze nie, hatte keinen Sender für gebräuchlichen Jargon. Er hatte seine prägenden Jahre mit seiner Mutter und ihren Kollegen verbracht, hatte nie Spielkameraden gehabt, nicht einmal imaginäre. Als er schließlich aufs College gegangen war, hatten seine Altersgenossen … Nun ja, sie hatten ihn einfach verwirrt.
»Gina sagt, Sie sind ihr Partner?«, wagte Matt den Vorstoß.
McCord lupfte seine dunklen Brauen. »Und?«
»In der Broschüre wird sie als die Eigentümerin der Ranch genannt.«
»Das ist sie ja auch.«
»Dann ist Ihre Partnerschaft also …«
»Physischer Natur«, fiel McCord ihm ins Wort. »Darum sollten Sie Ihre Augen, Ihre Hände und jeden anderen Körperteil, der nach ihr rallig ist, besser bei sich
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