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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Augenblick, zumindest schien es so, wachte ich ruckartig auf. Ich war allein, und am Horizont schimmerte das graue Licht der Morgendämmerung. Ich sah nach unten. Ich war noch immer ich. Keine Reißzähne, kein Fell. Es war ein guter Tag.
    Leise Schritte lenkten meine Aufmerksamkeit in Richtung Tür. Barfuß, zerzaust, unrasiert und blass stand Damien auf der Schwelle. Eine Sekunde lang wunderte ich mich, was wohl mit der guten Dr. Hanover passiert war, dann stellte ich fest, dass mich das überhaupt nicht interessierte. Damien war hier. Er war der Einzige, den ich in diesem Moment sehen wollte.
    „Hast du geschlafen?“, fragte ich.
    „Natürlich nicht.“
    „Willst du zu mir ins Bett kommen?“
    Seine Augen weiteten sich. Er öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder.
    „Binde mich los.“
    „Leig h – “
    „Tu es, Damien. Ich werde dich nicht beißen.“ Ein träges Lächeln breitete sich über mein Gesicht. „Es sei denn, du willst es.“
    Er durchquerte das Zimmer, dann stand er über dem Bett und starrte zu mir herunter. Plötzlich schämte ich mich. Ihn zu einem Zeitpunkt wie diesem zu begehre n – was war nur los mit mir?
    „Du musst mich nicht losbinden“, murmelte ich. „Vielleicht solltest du es auch besser nicht.“
    „Wir können nich t – “
    „Wir können. Ich denke, das haben wir jetzt schon ein paar Mal bewiesen.“
    „Aber wir haben noch ni e – “
    Er hatte heute Morgen echt Probleme, die richtigen Worte zu finden.
    „Versuchst du zu sagen, dass wir noch nie zusammen waren, seit ich weiß, was du bist, und du weißt, was ich bin?“
    Er stieß ein halbherziges Lachen aus. „So was in der Art.“
    „Warum denkst du, dass ich will, dass wir jetzt zusammen sind?“
    Er hob die Augen. Da war wieder diese Hoffnung.
    „Warum?“, flüsterte er.
    Ich war an diesem Morgen als Mensch aufgewacht. Kein Schwanz, keine Schnauze, kein wilder Bluthunger. Vielleicht würde es Damien eines Tages genauso ergehen. Falls das möglich war, hätten wir vielleicht eine Zukunft. Alles, was ich tun musste, war, den Dämon zu vernichten, der sich im Schein des Vollmonds mit mir paaren wollte.
    Mein Lebe n – wie soll ich sagen ? – war nichts für Zimperliesen.
    „Warum?“, wiederholte ich. „Weil ich dich liebe.“
    Ich hatte nicht vorgehabt, das auszusprechen. Was, wenn ich ihn erschießen musste? Aber was, wenn er star b – was, wenn ich es ta t – , bevor ich ihm die Wahrheit gesagt hätte? Jimmy hatte zumindest gewusst, wie ich fühlte, und war gestorben, ohne vorher zu entdecken, auf welche Weise ich ihn betrogen hatte.
    Ich schob den Gedanken beiseite. Ich musste die Vergangenheit begraben und mich auf die Gegenwart konzentrieren. Letzte Nacht war ich dem Tod und noch Schlimmerem nahe gewesen. Von nun an war jeder Tag ein Geschenk.
    Darüber zu brüten, was ich getan hatte, und mich selbst dafür zu bestrafen, brachte mich nirgendwohin. Ich musste weiterleben oder das Spielfeld verlassen. Mit Damien an meiner Seite wusste ich, wofür ich mich entscheiden würde.
    Er kniete sich neben das Bett. Seine geschickten Finger lösten die Knoten. Ich legte ihm die Hände um den Hals und zog ihn zu mir.
    „Sag es noch mal“, verlangte er.
    „Ich liebe dich.“
    Unsere Lippen trafen sich, und ich vergaß alles, außer ihm. Da war nichts und niemand sonst. Keine Werwölfe, keine Dämonen, keine Kraftverzehrer. Nur Damien und ic h – bis Edward ins Zimmer kam.
    Ich hatte die Zunge in Damiens Mund; er hatte die Hand unter meinem T-Shirt. Ein Keuchen aus Richtung Tür ließ uns innehalten. Ich blickte über Damiens Schulter hinweg und begegnete dem schockierten Blick jenes Mannes, der mir das Leben gerettet und anschließend zurückgegeben hatte.
    „Sie haben den Verstand verloren.“
    Damien riss die Hand aus meinem Oberteil und versuchte, sich von mir zurückzuziehen. Ich hielt ihn fest, küsste seine Wange, strich ihm das Haar glatt, dann ließ ich ihn los.
    „Vielleicht.“ Ich stand auf, durchquerte das Zimmer und blieb direkt vor Edward stehen. „Aber es ist mein Verstand.“
    „Jetztversteheich,warumSienichtwollten,dasserstirbt.“ErschütteltedenKopf.„IchhättemehrvonIhnenerwartet,Leigh.“
    Ich runzelte die Stirn. „Was soll das heißen?“
    „Werwölfe sin d … “ Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „In körperlicher Hinsicht sehr versiert.“
    „Ist das Ihre Art zu sagen, dass sie gut im Bett sind?“
    Er zuckte zusammen. „Wenn Sie es so ausdrücken müssen.

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