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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wusste nichts von der Legende.“
    Jessie verdrehte die Augen. „Bist du wirklich so naiv?“
    Mein Körper verkrampfte sich, als ob ich mit einem Viehtreiber geschlagen worden wäre. Jeder Muskel, jedes Gelenk zog sich qualvoll zusammen. Die Augen traten mir aus den Höhlen.
    Ich sah den Mond, fühlte sein Licht wie eine Liebkosung auf meiner Haut. Dann war er weg, und ich lag keuchend da, schmerzverkrampft und blutend, nur dass da kein Blut war.
    „Ich würde das hier gern vor der ersten Verwandlung injizieren“, sagte Elise. „Sie jetzt aufzuregen, wird das nur umso schneller herbeiführen. Vielleicht wäre es möglich, ihn am Leben zu lassen, bis ich hier fertig bin?“
    „Sicher, wie Sie wollen.“ Jessie nahm die Pistole hoch.
    „Edward?“, fragte Elise.
    Edwards Blick zuckte zu ihr, dann wieder weg. „Ich werde ihn nicht erschießen. Es sei denn, er zwingt mich dazu. Allerdings werde ich meine Waffe nicht aus der Hand legen.“
    Aber wenigstens nahm er si e – gerade s o – aus Damiens Ohr. Mehr durfte man sich nicht von Edward erhoffen.
    Der Anfall, oder was auch immer es gewesen war, ging vorbei. Ich war schweißgebadet. Meine Haut schien zu eng zu sein, die Haare auf meinen Armen zu groß. Meine Kopfhaut kribbelte, genau wie mein Steißbein. Verdammt, vermutlich wuchs mir gerade ein Schwanz.
    „Jetzt fangen Sie endlich an“, forderte ich sie auf.
    Elise piekste mich. Stirnrunzelnd drückte sie die Spritze runter und jagte jeden einzelnen Tropfen in meine Vene.
    Sie zog die Nadel heraus, drückte einen Wattebausch auf den Einstich, hob ihn dann hoch und sagte düster: „Kein Blut. Die Wunde ist bereits verheilt.“
    „Ist das gut oder schlecht?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
    Natürlich, ich war ja das Versuchskaninchen.
    Ich wartete au f … irgendwas. Was passierte, war überhaupt nichts.
    Alle starrten mich an. Ich starrte zurück. Wir warteten eine scheinbare Ewigkeit, die vermutlich aber nicht länger als eine Stunde war.
    „Wie fühlen Sie sich, Leigh?“, fragte Elise zum fünften Mal.
    „Gut.“
    „Irgendwelche Visionen oder seltsamen Schmerzen?“
    „Nicht mehr.“
    „Ich bleibe bei ihr“, sagte sie.
    „Nein“, widersprach Edward, die Pistole noch immer auf Damien gerichtet.
    „Falls sie sich bis zum Morgen nicht verwandelt hat, wirkt das Serum. Es gibt keinen Grund, dass wir alle hier ausharren. Habt ihr denn nichts anderes zu tun?“
    Edwards Blick glitt zu Damien. „Doch, ich schon.“
    „Nein!“, rief ich. „Falls das Serum funktioniert, können wir es bei ihm benutzen.“
    Damien blinzelte. Unsere Blicke trafen sich; etwas flackerte in den grau-grünen Tiefen seiner Augen auf. Ich denke, dass es Hoffnung war.
    „Sie hat recht“, meinte Elise.
    Edward sah mürrisch drein, nahm aber trotzdem die Pistole runter. „Bringen Sie mich nicht dazu, Sie zu jagen. Die Konsequenzen würden Ihnen nicht gefallen.“
    „Ich werde Leigh nicht verlassen. Niemals.“
    „Falls das Serum nicht wirkt, werde ich Sie töten.“
    „Falls das Serum nicht wirkt, werde ich Sie lassen.“
    Die Welt rückte in weite Ferne, aber wenigstens roch ich weder den Wald, noch hörte ich die Bäume oder fühlte den Wind. Ich schmeckte kein Blut; wollte es auch nicht schmecken. Ich musste schlafen. Aber bevor ich das tat, wollte ich, nur für den Fall, dass ich nie mehr erwachte, einen allerletzten Kuss.
    „Damien“, flüsterte ich.
    Er kniete sich neben das Bett. Seine Fingerspitzen strichen über meine Hand. Ich wandte ihm das Gesicht zu, und sein Mund war da. Wie hatte er gewusst, was ich begehrte, ohne dass ich ein Wort gesagt hatte?
    Der Kuss war sanft, süß und alles, worum ich in einer letzten Umarmung bitten konnte. Seine Zunge schmeckte nach frischer, sauberer, junger Minze. Er knabberte an meiner Oberlippe, rieb seinen Daumen an meiner Wange entlang.
    „Umgekehrter Dornröschen-Komplex“, spottete Jessie. „Sein Kuss lässt sie einschlafen.“
    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sank ich in die satinweiche Dunkelheit, während sein Atem sich mit meinem mischte.
    Da war ein Tunnel oder vielleicht eine Höhle. Finsternis; nicht das kleinste Flackern von Licht, von dem ich mich fernhalten musst e – oder auf das ich möglicherweise zulaufen wollte. Aber die Dunkelheit war friedlich. Es war niemand hier außer mir. Kein Jimmy, keine Familie, aber das Beste dara n … kein Hector. Ich ging frohen Herzens den Tunnel hinab und stürzte über den Rand der Welt.
    Im nächsten

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