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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ist meine Arbeit hier ja erledigt.“ Sie rieb sich die Hände.
    „Leigh, wenn wir nicht hin und wieder lachen könnten, welchen Wert hätte das Leben dann?“
    „Ich weiß es nicht; welchen Wert hat es?“
    Schweigen senkte sich über den Raum. Edward sah weg. Jessie und Will musterten mich mit einem Anflug von Mitleid im Blick. Und dabei kannten sie mich noch nicht mal.
    Ich warf die Hände in die Luft. „Ist ja auch egal. Wo werde ich wohnen? Sagen Sie bloß nicht hier, weil Sie das nämlich vergessen können.“
    „Guter Witz“, murmelte Jessie.
    „Es gab in Crow Valley nur ein kleines Apartment zu mieten“, erwiderte Edward.
    „Nur ein Apartment? Kein Bungalow? Kein Hotel?“
    Jessie verdrehte die Augen. „Sie sind nicht länger in Kansas, Prinzessin.“
    Ich zuckte zusammen. Kansas. Wusste sie Bescheid? Oder war das nur ein Zufallstreffer gewesen?
    Edward, der wie stets sensibel auf meinen Schmerz reagierte, eilte mir zur Hilfe. „Crow Valley ist kein Touristenort. Niemand kommt hierher, um Urlaub zu machen.“
    Nach dem, was ich bisher gesehen hatte, verstand ich, warum.
    „Wozu dann?“
    „Um sich zur Ruhe zu setzen.“
    „ Hier? “
    „Was stimmt nicht mit hier ?“, fragte Jessie barsch. „Ich habe hie r – oder zumindest ganz in der Näh e – den größten Teil meines Lebens verbracht.“
    „Herzliches Beileid.“
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Ja, sie wollte mir definitiv eine verpassen. Was mir recht war, weil ich nämlich nichts dagegen hätte, mich nur so aus Spaß mit ihr zu prügeln.
    Wieder schaltete sich Cadotte ein. „Ursprünglich wurde in Crow Valley Bergbau betrieben. Dies ist eine der Städte, wegen derer man Wisconsin den Dachs-Staat nennt.“
    „Und ich dachte, weil es hier zu viele Dachse gäbe.“
    Meiner Meinung nach war einer schon zu viel. Ich war auf meinen Reisen einigen Dachsen begegnet, und das waren wirklich bösartige kleine Scheißer.
    „Die gibt es tatsächlich.“ Wills Gesichtsausdruck besagte, dass er selbst schon ein paar getroffen und in etwa dieselbe hohe Meinung von ihnen hatte wie ich. „Aber der Spitzname stammt von den Bergarbeitern, die Dachse genannt wurden, weil sie in der Erde herumgruben.“
    „Welche Art von Bergbau?“
    „Vor allem Bleierz. Ein bisschen Zink und Kupfer.“
    „Und hier gibt es wirklich ein Bergwerk?“
    „Ja, aber es wurde vor langer Zeit dichtgemacht. Aber die Stadt blieb erhalten. Es ist eine wunderschöne Gegend. Sehr friedlich.“
    „Falls man gern acht von zwölf Monaten Schnee hat, im besten Fall einen Monat Sommer und so viele Bäume, dass man die Sonne die Hälfte der Zeit nicht sehen kann.“
    „Manche Menschen mögen das.“
    Cadotte war sehr gut darin, die Wogen zu glätten und Informationen weiterzugeben, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, einen Vortrag zu halten, auch wenn er genau das tat. Er musste ein großartiger Professor sein. So wie ich früher eine großartige Lehrerin gewesen war.
    Ich schob diesen Gedanken augenblicklich beiseite und konzentrierte mich auf das, was er gerade sagte.
    „Eine Menge Großstadtbewohner, die für die Ferien mit ihren Familien in den Norden kamen, haben sich in Crow Valley zur Ruhe gesetzt. Sie wollen nicht in einer Touristenfalle leben.“
    „Also besteht die Stadt hauptsächlich aus alten Leuten?“
    Leichte Beute für die Werwölfe.
    „Nicht ganz. Eine ältere Gemeinde wie diese hier benötigt eine Vielzahl von Dienstleistungen. Medizinische Versorgung, Restaurants, Unterhaltung. Ich würde sagen, Crow Valley setzt sich zu gleichen Teilen aus Rentnern und jüngeren Leuten zusammen, die für sie arbeiten.“
    „Also ist ein großer Bevölkerungsanteil nur auf der Durchreise.“ Meiner Erfahrung nach wechselten Kellner, Barkeeper und anderes Service-Personal oft den Standort. Ich wusste, dass ich es täte. „Wodurch sich schwer feststellen lässt, ob es in der Stadt einen neuen Werwolf gibt.“
    „Ich habe nie behauptet, dass das hier einfach sein würde“, murmelte Edward. „Deshalb habe ich Sie hergerufen.“
    Sein Lob wärmte die kalte Stelle in meiner Brust, die dort klaffte, seit ich Jessie begegnet war. Sie war zu groß, zu selbstsicher, zu vertraulich mit Edward und konnte sich zu verdammt glücklich schätzen, Cadotte zu haben.
    Ich musste meinen Neid überwinden. Es war ja nicht so, dass ich ihr Leben gewollt hätte. Ich wusste es besser, als jemanden nahe an mich heranzulassen, und früher oder später würde Jessie es ebenfalls besser

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