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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wieder. Edward brachte mich zur Tür. Die erste Runde war überhaupt nicht so gelaufen, wie ich es geplant hatte.
    Er folgte mir auf den Flur. „Ich muss aufbrechen.“
    „Jetzt schon?“
    Meine Stimme klang matt und flehend. Pathetisch. Was war los mit mir? Zum Glück schien Edward meine plötzliche Rückentwicklung zu dem jämmerlichen, kleinen Mädchen, das ich früher gewesen war, nicht zu bemerken.
    „Elise hat mich gebeten, so schnell wie möglich ins Hauptquartier zu kommen. Dort wartet ein e … Angelegenheit, die meine Anwesenheit erfordert. Sie brauchen mich hier nicht, nachdem Sie nun ja Jessie und Will als Unterstützung haben.“
    „Wann können Sie zurückkommen?“
    „Ich weiß es nicht genau. Aber Sie werden schon zurechtkommen. Zeigen Sie Jessie einfach alles, was ich Ihnen gezeigt habe und was Sie seitdem noch dazugelernt haben.“
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. Seine Finger fühlten sich wie dürre Zweige an. Würden sie unter zu viel Druck brechen? Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, machte ich mir Sorgen um Edward. Er war sehr, sehr alt, und heute wirkte er sogar noch älter.
    „Halten Sie mich auf dem Laufenden“, fügte er hinzu. „Über das herrliche Internet. Was für eine Erfindung.“
    Ich musste lächeln. Edward war vom Internet völlig hingerissen. Eine ebenso liebenswerte wie nützliche Obsession.
    Wir gingen zusammen nach draußen, stiegen jedoch in verschiedene Autos ein. Ich beobachtete seins, bis die Hecklichter hinter einer fernen Hügelkuppe verschwanden, dann fuhr ich Crow Valleys Hauptstraße entlan g – die originellerweise exakt so hieß – bis ich auf eine Straße namens Good Road stieß.
    „Die sind echt irrsinnig komisch in dieser Stadt“, murmelte ich, während das Fahrgestell meines Leihwagens über den zerfurchten, schotterbedeckten Belag der Guten Straße schrappte.
    IchholperteeineganzeWeiledurchdieDunkelheit,bisichmichallmählichfragte,obesvielleichtJessiesVorstellungvoneinemWitzwar,michaufeinenWeginsNirgendwozuschicken.
    Die Bäume bildeten einen Baldachin über meinem Auto, der jedes Licht aussperrte und die Luft wie einen kühlen, samtweichen Nebel gegen meine Windschutzscheibe vibrieren ließ. Ich konnte den Wald rieche n – den immergrünen Duft von Pinien, das modrige Aroma verfaulender Blätter und den scharfen Geruch des zu früh zu Ende gegangenen Sommers.
    Ich hatte mich schon fast entschlossen, umzukehren, als ich es hörte. Das leise, exotische Herandriften von Musik.
    Ich fuhr weiter. Der Himmel schimmerte gedämpft, so als ob in der Ferne Stadtlichter pulsierten. Aber ich wusste durch die Karte, die ich vor meiner Abreise aus Minneapolis studiert hatte, dass es in einem Umkreis von hundert Kilometern keine Stadt von identifizierbarer Größe gab.
    Was waren das also für Lichter, und wer spielte Musik?
    Ich krachte beinahe in die Antwort hinein. Mein Auto rollte eine beeindruckende Bodenwelle hinauf und glitt dann auf der anderen Seite wieder hinunter. Ich landete auf einer Lichtung und wäre beinahe durch die Eingangstür einer Kneipe gerast.
    „Was zu m – ?“
    Überall um das Gebäude herum waren Autos in seltsamen Winkeln geparkt, so als ob die Besitzer schon betrunken angekommen wären. Musik strömte aus den geöffneten Fenster n – Jaz z – , was in diesem Wald ebenso fehl am Platz wirkte wie ich.
    An dem Haus waren weder Schilder noch Neonlichter, die McGinty’s oder Cheers verkündeten, sondern es hingen lediglich hellgelbe Scheinwerfer an jeder Ecke des Gebäudes, die in den Wald strahlten, so als sollten sie fernhalten, was auch immer dort lauerte.
    „Verdammt seltsamer Ort für ein Lokal.“
    Aber obwohl ich erst einen Tag in Wisconsin verbracht hatte, war mir aufgefallen, dass sie hier überall Kneipen hatten. Es musste an jeder Straßenecke jedes Orts, durch den ich gefahren war, eine geben. Warum sollte es in Crow Valley anders sein? Obwohl ich hier weit und breit keine Straßenecke sah.
    Es schien auch nirgendwo so etwas wie ein Zimmer zu geben, das man mieten konnte. Ich würde Jessies Kopf unter den Wasserhahn halten, sobald ich wieder in ihrer Wohnung war.
    Ich hielt Ausschau nach einer Stelle, die groß genug war, um den Wagen zu wenden, und bemerkte dabei eine schwache Bewegung im Wald.
    „Aber hallo“, murmelte ich, als Damien Fitzgerald zwischen den Bäumen auftauchte und anschließend auf die Eingangstür zusteuerte.
    Er hatte sein Hemd und seine Schuhe gefunden, seit ich ihn das letzte

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