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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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benutzt.“
    „Bingo.“
    Ich fand es gelinde gesagt beunruhigend, wenn sich Leichen, denen ganze Körperteile abgerissen worden waren, plötzlich regenerierten. Aber wenn man mit Werwölfen zu tun hatte, passierte so was ständig.
    Gebissen zu werden, führt binnen vierundzwanzig Stunden zu einer Verwandlung. Ob bei Tag oder Nacht, Vollmond oder Neumond, spielt dabei keine Rolle. Wenn man gebissen wird, verwandelt man sich. Anschließend kann einem so gut wie nichts mehr etwas anhabe n – außer Silber.
    Hector hatte meine Familie getötet. Er hatte es auch auf mich abgesehen gehabt. Er war haarscharf davor gewesen, mich zu beißen, aber Edward hatte mich schneller erreicht. Zu spät zwar, um die Menschen zu retten, die ich liebte, aber nicht zu spät, um mich zu retten. Trotzdem hatte Hector mich für immer gezeichnet.
    „Nachdem Mandenauer dich aus der Klapsmühle befreit hatte“, fuhr Jessie fort, „was hat er dann gemacht?“
    „Mir alles beigebracht, was er wusste.“
    „Bla bla bla. Ich meine, was hat er wegen Hector unternommen?“
    Oh . „Er hat sämtliche Mittel der Jägersucher ausgeschöpft, um nach ihm zu suchen, aber wir haben nie eine Spur von ihm entdeckt.“
    „Was nicht viel zu bedeuten hat.“
    „Nein.“
    Hector hätte überall sein, jeden Namen benutzen, tun können, was immer er wollte. Auf dem Papier tot zu sein, brachte gewisse Freiheiten mit sich.
    „Weißt du, woher er kam? Wie alt er war? Wer ihn erschaffen hat?“
    Die Antworten auf diese Fragen waren oft hilfreich, wenn es darum ging, herauszufinden, wo ein Werwolf sich verstecken oder mit wem er zusammen sein könnte. Leider konnte ich in Zusammenhang mit Hector Menendez keine einzige beantworten.
    „Ich wusste nicht, dass er ein Werwolf war, bis ich sah, wie e r – “
    Ich brach ab, als eine intensive Erinnerung durch meinen Kopf jagte. Meine kleine Schwester, Jimmy, Mama. Hectors blaue Augen, die im Gesicht eines weißen Wolfs funkelten.
    „He!“ Jessie nahm meine Hand und drückte so fest zu, dass ich zusammenzuckte. „Eine Sekunde lang hab ich gedacht, dass du mir hier umkippst.“
    Ich richtete mich auf und entzog ihr meine Hand. In diesem Leben hatte ich schon oft genug das Bewusstsein verloren. „Mir geht’s bestens.“
    „Klar doch.“
    Mich über Jessie zu ärgern, half mir, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren statt auf die Vergangenheit. Was vermutlich der Grund war, warum sie versuchte, mich zu reizen. Oder vielleicht lag es einfach an ihrem Charakter. So wie bei mir.
    „Hector hat behauptet, dass er aus Texas sei. Aus Corpus Christi. Er hat Drogen verkauft.“
    Ihre Augen wurden weit. „Ein Dealer?“
    „Pharmavertreter.“
    Jessie überspielte ihr verblüfftes Lachen mit einem Hüsteln. „Und nichts davon war wahr?“
    „Nichts davon.“
    Ich hatte ihn in einem Restaurant kennengelernt, in das ich mit meinen Eltern zum Abendessen ausgegangen war. Er hatte allein an der Bar gesessen und Musik gehör t – Norah Jones, glaube ich. Komisch, woran ich mich bei einem der wichtigsten Momente meines Lebens erinnerte.
    Er war groß und gut aussehend; die dunkle Haut und das dunkle Haar gaben ihm in Verbindung mit den hellen Augen und dem ordentlich gestutzten Kinnbart ein exotisches Aussehen. Für die kleine Miss Kansas und ihr perfektes, weißes Spießerleben war Hector Gefahr und Begierde in einem gewesen.
    Ich war ein paar Mal mit ihm ausgegange n – natürlich heimlich. Ich war jung, naiv und für eine gewisse Weile von ihm verzaubert gewesen. Hector hatte auf Kränkunge n – echte wie eingebildet e – stets empfindlich reagiert. Er war aufbrausend und zeigte sehr wenig Toleranz für Menschen, die anders waren als er. Ein seltsamer Zug an jemandem mit Namen Menendez.
    „Du hast seitdem nichts mehr von ihm gehört?“
    Ich zögerte. „Er hat mich in der Klinik angerufen.“
    „Wie hat er das denn geschafft?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich mir die Anrufe nur eingebildet.“
    So wie die vielen anderen Dinge, die ich mir eingebildet hatte.
    „Was hat er gesagt?“
    Ich wollte mich nicht an all das erinnern müssen, worüber Hector geredet hatt e – seine Pläne, unsere Zukunft, seine Besessenheit.
    „Nichts Wichtiges.“
    Sie musterte mich einen Moment lang, ließ es aber dabei bewenden. „Warum sollte er hier sein? Warum jetzt?“
    Ich hatte mich das auch schon gefragt. Dass Jessie es ebenfalls tat, half mir, mich ein bisschen zu entspannen. „Ich weiß es nicht“, gab

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