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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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tun.“
    „Mhm.“
    Cadotte kaufte es ihr nicht ab. Er durchquerte den Raum, schloss sie in die Arme und hob sie hoch. Jessie war eine große Frau, aber er war ein noch größerer Mann. Er hielt sie, als ob sie ein Kind wäre. Ihr sonst so ernstes Gesicht wurde ganz weich vor Liebe. Ich drehte mich weg. Trotzdem konnte ich jedes Wort verstehen.
    „Ich bin zurück, bevor du mich auch nur vermissen kannst.“
    „Zu spät.“
    Es folgten schmatzende Geräusche. Ich klopfte mit dem Fuß auf den Boden, starrte zur Decke hoch und überlegte, ob ich lieber rausgehen sollte.
    „Nimm den hier mit.“
    Ich drehte mich rasch um. Jessie hielt ihm ihren Dienstrevolver hin. Will betrachtete ihn mit offenkundigem Abscheu. „Ich mag keine Schusswaffen.“
    „Ich mag keine toten Liebhaber. In der Beziehung bin ich eigen.“
    „Ich will keine Waffe.“
    „Letztes Mal haben sie dich für das Ritual gebraucht, Will.“
    „Dich auch.“
    „Aber ich kann auf mich selbst aufpassen.“
    „Und ich nicht?“
    Sie seufzte. „Für mich. Bitte.“
    Er nahm den Revolver und hielt ihn zwischen zwei Fingern, als könnte das Ding jeden Moment explodieren. Jessie sah mich an, und wir verdrehten beide die Augen.
    „Er wird sich den Zeh wegschießen“, spottete ich.
    „Nun, dann bleiben ihm immer noch neun. Schieß dir bloß nichts weg, das ich später noch brauche. Vor allem nichts, von dem du nur eins hast.“
    Ich errötete. Auch wenn ich eine große, böse Werwolfjägerin war, brachten mich solche derben sexuellen Anspielungen aus der Fassung.
    „Ichglaube,ichhabediePrinzessininVerlegenheitgebracht.“
    „Lass sie in Ruhe, Jess.“
    Sie starrten mich beide an. Jessies Blick war abschätzend. Sie sah mehr, als ich sie sehen lassen wollte. Wills war mitfühlend. Ich mochte seinen kein bisschen lieber.
    „Ich lass euch jetzt allein, damit ihr euch verabschieden könnt.“ Damit rannte ich praktisch nach draußen.
    Der Halbmond glitt auf den Horizont zu. Bald würde die Sonne aufgehen, und ich könnte schlafen. Hier war ic h – eine Werwolfjägerin, die wie ein Vampir lebte. Das wäre vielleicht sogar lustig gewesen, wenn ich noch oft gelacht hätte.
    Ich gönnte mir eine Minute, um den klaren, marineblauen Himmel zu betrachten. Ich hatte den größten Teil meines Lebens in Topeka verbracht und daher nicht geahnt, wie hell die Sterne abseits der grellen Lichter einer Großstadt funkelten.
    Ein Flackern am Rand meines Blickfelds zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Städter erhaschen nur selten einen Blick auf eine Sternschnuppe. Jedes Mal, wenn ich eine zu sehen bekam, empfand ich Demut und Staunen. Es gab da draußen so vieles, das wir nicht verstanden.
    „Ich wünsche mi r … “ Meine Worte verklangen in der kühlen Herbstnacht. Was wünschte ich mir?
    Den Weendigo zu erwische n – und damit einen Killer zu töten?
    Oder dass ich mein verlorenes Leben zurückhaben könnte?
    Wollte ich den Tod oder eine neue Chance?
    Ich wusste es nicht mehr, und das machte mir Angst. Bis ich nach Crow Valley gekommen war, hatte ich sie einfach nur töten wollen, ohne mich darum zu kümmern, ob ich selbst auch starb.
    Aber plötzlich waren da Menschen um mich herum, die ich mocht e – zwar noch nicht wirklich Freunde, aber auch keine Fremden mehr.
    Und dann die sexuelle Verlockun g – eine Erfahrung, die ich seit Jahren nicht mehr gemacht hatte. Die Lust hatte mich dazu gebracht, leben zu wollen. Zumindest, bis ich es noch einmal genossen hatte.
    Das war nicht gut.
    Meine Gleichgültigkeit hatte mich beinahe unverletzlich gemacht. Ich war Risiken eingegangen, die außer mir niemand gewagt hätte. Die Monster spürten, dass ich eher sterben würde, bevor ich sie am Leben ließ, was mir einen ziemlichen Vorteil verschaffte.
    Plötzlich war dieser Vorteil dahin. Was, wenn ich inmitten einer tödlichen Schlacht anfangen würde, an Damien und seine Küsse zu denken? Mich nach ihnen, nach ihm zu sehnen? Ich hatte Jessie wegen ihrer Zuneigung zu Will verspottet. War ich auch nur einen Funken besser?
    Ich konnte mir keine Ablenkung erlauben. Was würde ich deswegen also unternehmen?
    Ich hatte da eine ziemlich gute Idee.
    Die Tür ging auf, und Jessie kam gefolgt von Will nach draußen. Ihre Uniform war durcheinander, ihr Hemd falsch zugeknöpft. Der Reißverschluss seiner Hose stand offen; seine Brille war übersät mit Fingerabdrücken. Spuren einer schnellen Nummer.
    Ich wollte auch eine schieben.
    „Pass auf sie auf, okay?“, sagte Will.
    Jessie

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