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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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enträtseln, was es war.
    Werwölfe haben nicht nur menschliche Augen, sie verfügen auch über menschliche Intelligenz. Ich wusste, was ich zu tun hatte, deshalb griff ich an, ohne Billy die Chance zu geben, sich zu sammeln. Dies hier war kein lustiger Spaß, sondern ein Kampf auf Leben und Tod. Billy würde mir nachsetzen und mich verfolgen, bis er hatte, was er wollte.
    Mich .
    Ich würde lieber sterben, als Billy Baileys Sexsklavin zu spielen. Dieses Wissen verschaffte mir einen Vorteil. Ich traf ihn hart, und er stürzte auf den Rücken.
    Entweder hatte die Verwirrung seine Reaktionen verlangsamt, oder aber ich war plötzlich schneller geworden als ein durchschnittlicher Werwolf. Vielleicht beides. Meine Zähne schrammten über Billys Kehle, bevor er mich von sich schleuderte.
    Ich landete auf derselben Schulter wie zuvor, als ich von dem Quad abgeworfen worden war, und winselte. Ohne menschliches Blut würde ich heute Nacht nicht vollständig heilen, obwohl allein schon meine Werwolfexistenz jede Verletzung unerklärbar schnell kurieren würde.
    Billy warf sich seitlich gegen mich, noch bevor ich mich auf alle viere rollen konnte. Ich schlug so heftig auf dem Boden auf, dass mir die Ohren klingelten. Mein Kopf tat weh, und es fiel mir schwer, die Augen zu fokussieren.
    Wäre er kein geisteskranker Sadist gewesen, hätte er mich in diesem Moment getötet. Doch anstatt sich auf meine Halsschlagader zu stürzen, biss er mich in den Bauch und leckte dann das Blut weg.
    Ekel durchströmte mich, augenblicklich gefolgt von unbändigem Zorn. Mithilfe meiner Beine und Krallen stieß ich ihn von mir, dann tat ich das, was er nicht getan hatte. Ich sprang auf ihn, schnappte nach seinem Hals und riss ihn auf. Obwohl ich auszuweichen versuchte, spritzte sein Blut auf mein Gesicht und meine Brust. Ich sprang von ihm weg, ohne darauf zu warten, wie seine Augen die eines Wolfs wurden, während er starb.
    Ich verwandelte mich schneller als je zuvor zurück in eine Frau. Obwohl meine Kleidung ein Fetzenhaufen war, schaffte ich es dennoch, mich einigermaßen zu bedecken. Ich nahm eine Handvoll Schnee und ließ ihn schmelzen, um etwas von dem Blut und der Erde abzuwaschen.
    Dann fiel mir die Wunde an meinem Bauch wieder ein, und ich schob die Jacke nach oben. Nichts. Stirnrunzelnd ließ ich meine Schulter kreisen. Noch nicht mal ein Ziepen.
    Hatte ich dem Talisman diese rasche Genesung und die zügige Verwandlung zu verdanken? Offensichtlich.
    Daran könnte ich mich gewöhnen.
    Ich eilte zu Nic und kniete mich neben ihn, als er auch schon die Augen aufschlug. „Ich habe einen Wolf gesehen.“
    „Ich weiß. Ich hätte ihn beinahe angefahren.“
    „Nein.“ Er fasste nach oben und zog an meinem Haar, das mir nun in losen Locken auf die Schultern hing. „Mit so einem Fell un d … “ Er runzelte die Stirn. „Deinen Augen.“
    Ich verzog keine Miene, während mein Herz auszusetzen drohte. Trotzdem war meine Stimme so kühl wie der Wind.
    „Du musst dir den Kopf wesentlich heftiger angeschlagen haben, als ich dachte.“

7
    Nic setzte sich auf, stöhnte, sank wieder nach hinten.
    Ich fing ihn auf, bevor sein Kopf erneut auf den Boden knallte. „Vielleicht sollten wir dich zu einem Arzt bringen.“
    „Du bist Ärztin.“
    „Nicht die Sorte.“
    „Ich bin gan z … “ Er verstummte, seine Lider gingen zu, und er erschlaffte in meinen Armen.
    Besorgt beugte ich mich näher zu ihm. Er war bewusstlos, deshalb gab ich dem Bedürfnis nach, das mich schon umtrieb, seit ich ihn in meiner Bürotür hatte stehen sehen. Ich drückte die Lippen auf seine Stirn und atmete den vertrauten Duft seiner Haare ein.
    Mit einer Wucht, die mich schwanken ließ, stürmten all meine Gefühle wieder auf mich ein. Ich hatte gewusst, dass ich ihn noch liebte, doch war mir nicht klar gewesen, dass ich das immer tun würde.
    Einst hatten wir von einem gemeinsamen Leben geträumt: von Heirat, Karriere, Familie. Zusammen würden wir nie wieder einsam sein.
    Ich sehnte mich so sehr nach diesem normalen Lebe n – einem normalen Ich. Aber ich hatte inzwischen einiges begriffen: Auch wenn es mir gelingen sollte, mich selbst zu heilen, hatte ich Dinge getan, für die es keine Wiedergutmachung geben konnte. Nic war für mich jetzt ebenso verloren wie in der Nacht meiner ersten Verwandlung.
    Der Wind klatschte Schnee gegen mein Gesicht. Ein Temperatursturz hatte die flauschigen Flocken in eisige Nadeln verwandelt.
    Ich roch To d – vermutlich Billys Tod.

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