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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Gleichgültigkeit hatte nicht nur wehgetan, sondern mich außerdem zu einem Anpasser mutieren lassen. Ich war der Liebling der Lehrer, der Klasse, einfach jedermanns Liebling gewesen. Bloß nicht seiner.
    „Falls es irgendein Trost ist, mich hat Mandenauer auch nie besonders gemocht.“
    Ich schaute Will an. „Was gibt es da nicht zu mögen?“
    „Danke.“ Sein Lächeln bezauberte mich. „Ich lenke Jessies Aufmerksamkeit von ihrer Arbeit ab. Das macht ihn rasend.“
    „Er ist nur eifersüchtig, weil er selbst niemanden hat.“
    Verflucht, das Gleiche traf auf mich zu.
    „Es hat da nie jemanden gegeben?“
    „Möglicherweise ganz früher, vor den Werwölfen.“
    „Es hat immer Werwölfe gegeben, Elise.“
    Das stimmte. Meine Ausbildung zum Jägersucher in Verbindung mit meiner immensen Neugier, herauszufinden, woher ich kam und wohin mein Weg führen würde, hatte mich dazu veranlasst, alles zu lesen, was ich zu dem Thema aufspüren konnte.
    Die früheste Darstellung eines Wolfsmenschen war an einer Höhlenwand entdeckt worden. Viele Historiker glauben, dass der erste schriftliche Hinweis auf einen Werwolf im Buch Daniel zu finden ist, als nämlich König Nebukadnezar vier Jahre lang Anzeichen von Lykanthropie zeigt.
    Geschichten von Werwölfen ziehen sich durch die griechische und römische Mythologie, durch das Mittelalter bis in die heutige Zeit. Natürlich beharren die meisten Experten darauf, dass Aberglaube und Psychosen der Ursprung solcher Legenden sind, aber wir wissen es besser.
    Die jüngste Plage von Monstern haben wir den Nazis zu verdanken. Aber wer außer Hitler und seinen Kumpanen wäre wohl geisteskrank genug gewesen, eine Werwolfarmee zu erschaffen?
    Edward war während des Zweiten Weltkriegs Spion gewesen. Seine Mission hatte darin bestanden, all das, was Josef Mengel e – der Arzt, der Tausende von Experimenten an Juden, Zigeunern und jedem anderen, den Hitler nicht mochte, durchführt e – in einem Geheimlabor im Schwarzwald kreierte, aufzuspüren und zu zerstören. Leider war es Mengele gelungen, die von ihm erschaffenen Bestien auf die Welt loszulassen, bevor Edward ihn stoppen konnte. Mein Boss hatte seinen Originalbefehl seither unermüdlich weiter befolgt.
    „Meinen Sie, Mandenauer war vor dem Krieg verheiratet?“, bohrte Will nach.
    „Ich weiß es nicht. Einmal, als er krank wa r … “ Ich sprach den Satz nicht zu Ende.
    Vor etwa einem Monat war Edward ins Hauptquartier zurückgekehrt und hatte sich in seinem Zimmer verbarrikadiert. Nach einem Tag der Stille hatte ich an die Tür geklopft. Als er nicht reagierte, hatte ich sie aus den Angeln gerissen.
    Edward hatte im Delirium gelegen. Anfangs befürchtete ich, er wäre gebissen worden, aber ich konnte keine einzige Wunde entdecken.
    Wie sich herausstellte, hatte ihn ein Grippevirus befallen, was zwar gefährlich war für einen Mann seines Alters, jedoch nicht so gefährlich wie das, was er alternativ hätte haben können.
    Ich sah zu Will, der darauf wartete, dass ich zu Ende sprach, aber ich stellte fest, dass ich es nicht konnte. Als Edward damals krank gewesen war, hatte ich mich um ihn gekümmert und dabei gehört, wie er im Fieberwahn sprach. Das meiste waren deutsche Wörter gewesen, die ich nicht verstand, aber es war auch ein Name gefallen.
    Maria.
    Nie zuvor war seine Stimme so weich, so zärtlich gewesen. Ich begriff, dass er sie geliebt hatte, aber wer sie gewesen, was aus ihr geworden war, blieb ein Rätsel.
    Eines, das ich nicht mit Will teilen konnte. Ich war Edwards rechte Hand, und auch wenn er mich mit einer Intensität verabscheute, die mich gleichermaßen traurig und wütend machte, nahm ich meine Verantwortung nicht auf die leichte Schulter. Seine Geheimnisse waren bei mir ebenso sicher wie meine bei ihm.
    „Ist ja auch egal“, meinte Will, der mein Zögern zu verstehen schien. „Haben Sie einen Koffer im Auto, den ich Ihnen holen kann?“
    „Leider nein.“
    „Ach, stimmt ja. Tut mir leid.“
    „Eine gute Rechtfertigung, mir eine komplett neue Garderobe zuzulegen. Auch wenn ich bezweifle, dass ich sie hier kaufen kann.“
    „Nein, vermutlich nicht. Fairhaven ist nur ein winziger Fleck auf der Landkarte. Kein See in der Nähe, kein Tourismus. Selbst bevor die Bewohner verschwanden, war dieser Ort schon seit Jahren im Aussterben begriffen.“
    „Wer lebt dann in einer Stadt wie dieser?“
    „Leute, die gern viel Zeit allein verbringen.“ Will zuckte die Achseln. „Die Schnellstraße hat früher

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