Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
Zweifel wesentlich witziger als ich.
„Wenn die Ihren Tod beabsichtigt hatten, dann steht der Fundort des Talismans mit Ihnen in keinerlei Zusammenhang.“
„Okay.“
„Abe r … “ Er brach ab, und seine dunklen Augen blickten wieder in meine. „Falls die vorhatten, Sie umzubringen, warum ähnelt das Totem dann Ihnen in Wolfsgestalt? Zufall?“
„Das glaube ich nicht.“
„Ich auch nicht.“ Will schien genauso ratlos zu sein wie ich.
„Weshalb waren Sie gerade außerhalb des Gebäudes, als es in Flammen aufging?“
„Die Testwölfe sind Amok gelaufen. Haben geheult, geknurrt, sich versteckt, dann attackiert. Sie haben sich benommen, als o b … “ Ich starrte Will an. „Sie einem Feind in die Falle gegangen wären.“
„Aber welchem Feind?“
Ich breitete die Hände aus. Es gab eine so große Auswahl.
„Ich schätze, wenn wir das wüssten“, fuhr Will fort, „wüssten wir auch, wer das Hauptquartier in die Luft gesprengt hat, und vielleicht sogar, warum.“
„Es ist nie so einfach.“
„Das stimmt.“ Will schnippte mit einem Finger in Richtung Totem. „Darf ich?“
Ich zögerte. Wenn das Ding mich völlig abrupt in einen Wolf hatte verwandeln können, wer wusste, was es bei Will anrichten würde? Anderseits gab es nur einen Weg, das herauszufinden.
Am Ende nahm er mir das Amulett einfach aus der Hand, und nichts geschah. Aber es sah ja auch nicht aus wie er.
Will studierte den kleinen Wolf mit einer Zielstrebigkeit, die ich einfach bewundern musste. „Sie haben mir alles erzählt?“
Es gab da eine Sache, die ich verschwiegen hatte und die mich mehr beunruhigte als der ganze Rest.
Wills Blick zuckte zu mir. Der Ernst in seinen dunklen Augen schien durch seine Metallrandbrille noch verstärkt zu werden. „Sie können mir vertrauen.“
Edward predigte stets: Vertrauen Sie niemandem. Niemals .
Aber natürlich führte Edward ein Leben in Paranoia. Er hatte auch allen Grund dazu.
Ich hatte so lange in einer steinernen Festung gelebt, dass ich nicht mehr wusste, auf wen ich mich verlassen konnte. Aber wenn ich mich schon jemandem anvertraute, besonders was Informationen über das Totem betraf, dann wäre ganz sicher Will derjenige.
„Meine Hand hat sich verändert“, platzte ich heraus.
„Wie?“
Ich bog die Finger zu Klauen und knurrte.
„Sie konnten einen einzigen Körperteil transformieren und sonst nichts?“
„Ja.“
„Ich habe noch nie zuvor von einem Werwolf gehört, der dazu imstande gewesen wäre.“ Will hielt mir den Talisman entgegen. „Zeigen Sie es mir.“
Ich starrte den schäbigen weißen Wolf länger als eine Minute an, bevor ich ihn nahm. Ich schloss die Augen und dachte an den Mond. Wartete darauf, dass das Amulett heiß werden, sich bewegen, vielleicht schnurren würde. Was stattdessen passierte, wa r …
„Nichts.“ Ich öffnete die Augen. „Halten Sie mich jetzt für verrückt?“
Will musterte mich ausdruckslos. „Ich denke, es liegt daran, dass es Tag ist.“
15
Ich sah zum Fenster und stellte fest, dass gerade die Morgendämmerung anbrach.
„Ich Idiotin“, murmelte ich.
„Es gibt da jemanden, den Sie treffen sollten. Ihr Name ist Cora Kopway. Sie ist sehr alt. Sehr weise. Ein Mitglied der Midewiwin .“ Auf meinen verständnislosen Blick hin ergänzte er: „Der Großen Medizinischen Gesellschaft der Ojibwa. Früher war dies eine geheime religiöse Vereinigung, die sich dem Heilen durch das Wissen aus dem Jenseits verschrieben hatte. Cora hat ihr Leben damit verbracht, uralte Schriften zu studieren und mit den Geistern in ihren Visionen zu sprechen.“
Den meisten Menschen würde es merkwürdig vorkommen, sich mit einer Frau zu treffen, die Informationen von den Toten erhielt. Aber wenn einem erst mal bei jedem Vollmond ein Fell wächst, bekommt der Begriff merkwürdig eine völlig neue Bedeutung.
„Wenn uns irgendjemand etwas zu dem Totem sagen kann“, fuhr Will fort, „dann ist es Cora.“
Die Geräusche eines Autos auf der Straße unter uns lenkten seine Aufmerksamkeit zur Tür. „Jessie ist zurück.“
Ich sah stirnrunzelnd auf die Uhr. Sie war nicht wirklich lange fort gewesen.
„Und Edward?“, fragte ich.
„Nicht bei ihr. Genauso wenig wie Nic.“
Auch wenn ich mit nichts anderem gerechnet hatte, empfand ich trotzdem Enttäuschung.
„Lassen Sie uns ihr erzählen, was Sie mir erzählt haben.“
Ich folgte Nic die Treppe hinunter und über die Straße. Kaum dass wir das Blockhaus betreten hatten, verkündete
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