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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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zu Ferienorten am Lake Superior geführt. Fairhaven liegt etwa in der Mitte zwischen ihnen und Milwaukee, deshalb haben die Urlauber hier oft eine Pause eingelegt, um zu essen, sich die Füße zu vertreten, einzukaufen, manche blieben sogar über Nacht. Dann haben sie eine nagelneue, vierspurige Autobahn gebaut, die die Stadt weit umgeht.“
    „Sofortiger Herztod.“
    „Genau. Viele Menschen sind weggezogen. Ein paar blieben hier.“ Er starrte mich eine Minute lang an. „Ich würde wetten, dass Ihnen ein paar von Jessies Klamotten passen.“
    Mein Gehirn hatte Mühe, mit dem abrupten Themawechsel mitzuhalten. „Nein, danke.“
    Jessie wirkte nicht wie ein Mädchen, das gern teilt.
    „Sie könnten ein paar Sachen im Internet bestellen. Sie sich per Express-Sendung zuschicken lassen.“
    Die Idee war mehr als verlockend. Nur in einem dünnen T-Shirt und ohne BH herumzulaufen, ganz zu schweigen von der fehlenden Unterwäsche, war nicht sehr angenehm. Ich könnte außerdem einen Mantel vertragen, der nicht im Schein des Vollmonds aus meinen Poren spross.
    „Sie können meinen Computer benutzen.“ Will ging auf die Tür zu, dann drehte er sich noch mal neugierig um, als ich mich in die Abstellkammer beugte.
    Zuerst konnte ich den Talisman nirgendwo entdecken, und leise Panik erfasste mich. Konnte das Ding einfach so verschwinden? Warum eigentlich nicht, denn immerhin bewegte es sich auch von selbst und murmelte aus eigener Kraft.
    Dann sah ich das Totem in einer Ecke schimmern und hob es vom Boden auf. „Ich möchte, dass Sie sich das ansehen.“
    Ich hielt den winzigen Wolf zwischen Daumen und Zeigefinger. Will kam näher, dann zog er stirnrunzelnd seine Brille aus der Hemdtasche. Er studierte das Amulett mehrere Sekunden lang, dann schaute er mich an. „Ihres?“
    Ich zuckte die Achseln. „Wer’s findet, dem gehört’s.“
    „Sie haben es nicht anfertigen lassen?“
    „Nein.“ Ich legte den Kopf zur Seite. „Warum?“
    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Ihnen dieser Talisman schrecklich ähnlich sieht?“

14
    Als Wolf war ich zwar nicht weiß. Eher goldfarben. Blond und blauäugig in beiderlei Gestalt. Trotzdem war die Ähnlichkeit nicht zu übersehen.
    „Das Amulett ist nicht meins“, wiederholte ich.
    „Eigenartig.“ Will starrte weiter mit gerunzelten Brauen das Stück Plastik an. „Talismane repräsentieren in der Regel Schutzgeister. Die Legende der Ojibwa besagt, dass die Angehörigen eines bestimmten Stamms vom Tier des Klans abstammen.“
    Ich rief mir die Informationen aus Jessies Bericht über den Wolfsgott ins Gedächtnis. Der indianischen Überlieferung zufolge gab es verschiedene Totem-Abteilungen: Bär, Adler, Elch, Wolf und so weiter. Vor langer, langer Zeit hatte jeder Stamm eine spezielle Aufgabe. Während der eine herrschte, führte ein anderer Krieg. Angehörige konnten nicht innerhalb ihres eigenen Klans heirate n – ihre ererbte Verbindung zu dem jeweiligen Tier machte ihr Blut zu ähnlich.
    „In diesem Fall“, fuhr Will fort, „würde ich von einem Wolf abstammen.“
    „Kein Wunder, dass Edward Sie nicht mag.“
    „Kam nicht gerade gut bei ihm an, als er es erfuhr, so viel steht fest.“
    „Was ist passiert?“, fragte ich, obwohl ich es mir ganz genau vorstellen konnte.
    Will legte den Kopf schräg, sodass sein goldener Ohrring schaukelte. „Er hat mit Silber auf mich geschossen.“
    „Keine schlimmen Folgen?“
    „Ich bin nicht explodiert.“
    Will rollte den Ärmel seines T-Shirts hoch. Eine runde Narbe verunzierte die zimtfarbene Haut seines Oberarms.
    „Das tut mir echt leid.“
    „Sie waren es ja nicht.“ Er ließ den Ärmel wieder nach unten fallen. „Abgesehen davon setzen Frauen lieber ihre Fingernägel ein, oder?“
    „Es wäre für Sie besser, wenn nicht, es sei denn Sie nehmen die vielen Toten in Kauf, wenn Jessie sie erst mal zu fassen kriegt.“
    Will lachte. „Sie ist schon ’ne Nummer.“
    „Ja, bloß was für eine?“
    Er betrachtete mich für einen Moment mit Belustigung in den Augen. „Ihr zwei seid euch sehr ähnlich.“
    „Jessie und ich? Das denke ich nicht.“
    Jemand wie mich hatte ich nie kennengelernt, aber das war nicht der Punkt. Jessie und ich waren so verschieden wie Tag und Nacht, Neumond und Vollmond, Mensch und Werwolf.
    Ich bewegte das Amulett, bis die Augen das Licht einfingen und zu funkeln begannen. „Was ist Ihre Meinung?“
    „Ich bin mir nicht sicher. Normalerweise sind Totems

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