Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
ihrer DNA ist. Ich orientierte mich mit einem kurzen Blick an der Flugbahn des Vogels und änderte meine Richtung.
Ein paar hundert Meter weiter stieß ich auf eine von Brombeergestrüpp umwachsene Senke. Aus ihren Tiefen drang ein Stöhnen an mein Ohr. War dort ein Verletzter? Ein Gebissener? Ein Sterbender?
Innerlich gefasst auf das unvermeidliche Stechen der Dornen kroch ich dicht an den Boden geduckt näher. Ich schob mich noch ein Stück weiter nach vorn, dann hielt ich am Rand der Böschung inne.
Ich hörte Stimmen zusammen mit dem Stöhnen. Letzteres war nun unverwechselbar genüsslich und nicht schmerzgepeinigt. Ich wusste, welcher Anblick mich erwarten würde, noch bevor ich die Schnauze über den Rand schob.
Zwei auf einem weichen Moosbett miteinander verschlungene Körper; das durch die Zweige fallende Mondlicht betupfte das Hinterteil des Mannes mit Silber. Seine Pobacken verkrampften und entspannten sich in einem uralten Rhythmus.
Die langen gebräunten Beine um seinen Rücken geschlungen, zog die Frau, die unter ihm lag, ihn näher zu sich. Sie krallte die Fingernägel in seine Schultern, um ihn zu einem schnelleren Tempo anzuspornen, und hinterließ dabei rote Striemen auf seiner Haut; er gab einen grollenden Ton von sich, der halb Knurren, halb Schnurren war. Mein Bauch begann zu kribbeln, und mir sträubten sich die Nackenhaare.
Ich hatte noch nie zuvor jemanden beim Sex beobachte t – außer im Film. Ich sollte es auch jetzt nicht tun. Behutsam zog ich mich zurück, doch meine Pfoten traten eine Lawine von Steinen und Erdklumpen an der Böschung der Senke los.
Der Mann und die Frau erstarrten. Ich presste den Kopf auf die Pfoten, legte die Ohren an und versuchte, mich klein zu machen.
Krr!
Krr, Krr!
Ich hob nicht den Kopf, aber das Schlagen von Flügeln verriet mir schon, dass die Krähen mich gerettet hatten, noch bevor der Mann sagte: „Nur ein Vogel, Baby. Lass dich nicht ablenken.“
Ich kannte die Stimme. Wenn ich nicht so fasziniert gewesen wäre von den Details des Akts, hätte ich sein Haar wiedererkannt.
Wie es der Zufall wollte, hatte der Mann, als ich nun wieder nach unten spähte, das Gesicht zur Seite gewandt, um besseren Zugang zur Brust seiner Partnerin zu bekommen. Die Narbe, die seine Wange teilte, war das eindeutigste Indiz.
Kein Wunder, dass der Hilfssheriff nicht nach Fairhaven zurückgekehrt war. Basil Moore hatte Besseres zu tun.
Ich reckte den Hals, als das rhythmische Aufeinandertreffen der Körper und das begleitende Stöhnen wieder anfingen. Die Frau hatte inzwischen die Fußknöchel in Basils Nacken verschränkt.
Ich legte den Kopf zur Seite. Sie musste Yoga praktizieren.
Basil senkte das Gesicht wieder zu ihrer Brust, leckte mit der Zunge über eine Warze, bevor er sie zwischen die Zähne nahm und daran zog.
Die Frau bäumte sich mit einem Lustschrei auf, und er erstarrte, wuchtete ihren Körper gegen den seinen und stieß ein letztes Mal in sie hinein.
Ohne mich länger darum zu kümmern, ob sie mich hörten oder nicht, zog ich mich zurück. Ich bezweifelte, dass sie die Verfolgung aufnehmen würden. Und selbst wenn sie das täten, könnte ich sie mühelos abhängen.
Außerdem hatte ich zu viel gesehen. Nicht nur den nackten Basil, sondern auch seine Partnerin.
Lydia Kopway.
Die Krähen flogen davon. Ich war auf mich allein gestellt, als ich versuchte, die Fährte des einzelnen Werwolfs wieder aufzunehmen, während ich dabei noch immer über das Gesehene nachgrübelte.
WarumhattenLydiaundBasilesimWaldgetrieben,wennihnendocheinganzesHausfürderleiAktivitätenzurVerfügungstand?VielleichteinFallvonFrischluftsex-Fetischismu s – esgabSchlimmeres.UndwarumbeunruhigtemichihrTechtelmechtel?Siewarenjung,attraktivund,soweitichwusste,alleinstehend.
Die Nase gen Himmel gerichtet, stieß ich ein verärgertes Schnauben aus. Der Geruch, den ich gewittert hatte, war verschwunden. Frustriert machte ich mich auf den Rückweg zum Blockhaus.
Ich entschied mich für den langen Weg, lief um den Wald herum und hielt mich dabei in den Schatten verborgen. Was war es nur, was mich an der Sache zwischen dem Hilfssheriff und Lydia so nervös machte? Nur meine Verlegenheit, einen intimen Moment beobachtet zu haben, auch wenn dieser Moment in der Öffentlichkeit stattgefunden hatte? Oder war es etwas anderes?
Auf der hinteren Veranda hatte ich keine andere Wahl, als mich zu verwandeln, denn ansonsten hätte ich an der Tür kratzen und warten müssen, bis Nic mich
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