Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
senkte sich über das Haus.
Ichschätze,erhattegeradedieselbeEntscheidunggetroffen.
26
Ich nickte ein, doch mehrere Stunden später riss mich ein Gedanke plötzlich aus dem Schlaf und machte mich sofort hellwach. Der Talisman war noch immer auf dem Schrottplatz.
Ich schlüpfte in Jessies Klamotten, dann fluchte ich, als mir wieder einfiel, dass ich meine Turnschuhe bei meiner letzten Verwandlung ruiniert hatte.
„Dumm, dumm, dumm.“
Aber zumindest machte es mir ihr Fehlen leichter, mich aus dem Haus zu stehlen. Ich hätte Nic wecken, ihn mitnehmen können, aber wozu?
Er könnte mir nicht helfen, falls ich Geisterwölfen begegnen sollte, außerdem wollte ich ihn im Moment auch gar nicht sehen.
Nur Sex? Okay. Doch was würden wir gegen die Verlegenheit unternehmen, die entsteht, wenn man sich körperlich liebt, aber nicht mit dem Herzen?
Er hatte gesagt, dass wir, sobald wir in Fairhaven fertig waren, auch miteinander fertig wären. Nic hatte damit vielleicht kein Problem, ich aber schon. Er war mein erster Mann gewesen, und selbst wenn ich ihn nicht liebte, würde ich das nur schwer vergessen können.
Ich lief barfuß durch die eisige Finsternis. Niemand war so früh unterweg s – oder war es spät? Ein Glück für mich, denn als ich den Schrottplatz erreichte, entdeckte ich etwas Seltsames.
Meine Sachen waren verschwunden, die Kleidungsstücke, die Schuhe, besser gesagt das, was noch von ihnen übrig war, und auch der Talisman. Zuerst nahm ich an, der Wachmann hätte ein wenig Ordnung gemacht, abe r …
Ich ließ den Blick über das Chaos aus Metall schweifen. Warum sollte er so etwas tun?
Ich zog bei meiner Suche immer größere Kreise, bis ich schließlich die feuchte Erde am Wiesenrand erreichte und dort auf einen Fußabdruck stieß.
Besser gesagt auf einen Pfotenabdruck. Zu groß für einen Hun d – verdammt zu groß für einen Kojoten; zu real für einen Geisterwolf, es sei denn, sie konnten auch körperlich werden. Wäre das nicht mal etwas Besonderes?
Mein Nacken begann zu prickeln, als ein Heulen zum Himmel emporstieg. Das erste, das ich in Fairhaven hörte, und der Ruf verlockte mich.
Wölfe heulen aus vielen Gründen: um das Rudel zusammenzurufen, vor drohender Gefahr zu warnen, sich gegenseitig aufzuspüren, zu kommunizieren. Jedes Tier hat seine eigene Tonlage, und ein Rudel kann sich so aufeinander abstimmen, dass man den Eindruck gewinnt, als wären da zwanzig Wölfe, obwohl es in Wahrheit nur drei oder vier sind. Was aus der Ferne nach vielen klang, konnten tatsächlich viele sein oder auch nur ein paar wenige.
Aber dies hier war ein einzelner, was in Anbetracht des Rudelverhaltens, das beide Spezies gemein haben, eigenartig war. Ob es ein Wolf oder ein Werwolf war, der mich da rief, wusste ich nicht. Das konnte ich nur feststellen, wenn ich die Kreatur aus der Nähe sah.
Aus westlicher Richtung wehte eine Brise heran, die mit meinem Haar spielte und meine Haut vibrieren ließ.
Umarme, was du bist .
Der geschwätzige Wind ging mir langsam auf die Nerven, trotzdem hatte ich kein Problem damit zu tun, was er sagte.
Ich hob das Gesicht und musste kaum an den Mond denken, bevor ich mich verwandelte.
Meine Kleider platzten und fielen von mir ab; die Nacht kam zu mir wie ein Geliebter, sie umfing mich, streichelte mich, nahm von mir Besitz. Die Verwandlung brachte nun keinen Schmerz mehr mit sich, sondern nur Stärke, Freiheit, Überlegenheit.
Wären Edward oder Jessie hier gewesen, hätten wir ein Problem gehabt. Sie würden mir nicht trauen. Sie würden versuchen, mich zu töten, oder mich zumindest einsperren, bis sie wussten, was mit mir passierte, und dabei hatte ich ihnen bisher noch nicht mal von der Stimme erzählt.
Der Wind trug nicht nur seine Botschaft zu mir, sondern auch den Geruch eines anderen Wesens, das wie ich war. Vielleicht nur ein oder zwei Hexenwölfe, trotzdem folgte ich ihrer Fährte in den Wald hinein.
Eichhörnchen huschten vor mir davon und die Bäume hinauf. Kleine pelzige Wesen verkrochen sich wimmernd im Gebüsch. Da ich in dieser Gestalt in erster Linie Wolf war, wurde ich von ihren Bewegungen und Gerüchen abgelenkt, sodass ich die Spur verlor.
Ich lief ein Stück zurück, hob die Schnauze und witterte. Nichts. Knurrend scharrte ich mit der Pfote in der Erde, als plötzlich eine Krähe so tief zu mir heruntersegelte, dass ihre Flügel beinahe gegen meine Ohren schlugen.
Wölfe folgen den Krähen schon so lange, dass dieses Verhaltensmuster Teil
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