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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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spannte. »Sie haben davon gehört?« fragte nun auch Stefan,
    Dorn lachte, aber es war nur ein kurzer, trockener Laut ohne wirklichen Humor. »Ich kenne jemanden, der bei der Polizei ist, wissen Sie? Es ist ziemlich schwer, nichts davon zu hören. Sie haben die halbe Innenstadt in Trümmer gelegt.«
    »Was ist passiert?« fragte Rebecca scharf. »Stefan! Ich will jetzt wissen, was passiert ist.«
    »Ich auch«, sagte Dorn.
    »Und unsere Kollegen von der Verkehrspolizei bestimmt auch«, fügte Westmann hinzu. »Ich hoffe, Sie sind gut zu Fuß, Stefan. Ihren Führerschein!«
    »Halten Sie die Klappe, Westmann«, sagte Dorn, ohne ihn anzusehen. »Also?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Stefan. Das kam der Wahrheit zumindest nahe. »Ich weiß nur, daß diese beiden Kerle hinter mir her waren.«
    »Und dann rasen Sie wie ein Irrsinniger durch die Stadt, zertrümmern ein Dutzend Autos und bringen sich und zahlreiche Unbeteiligte in Lebensgefahr? Nur weil Sie das
Gefühl
hatten, verfolgt zu werden?« Dorn schüttelte den Kopf. Er war sehr zornig, auch wenn Stefan zu spüren glaubte, daß er den wahren Grund dafür noch gar nicht kannte.
    »Wurde jemand verletzt?« fragte er.
    »Nein«, antwortete Dorn. »Und danken Sie Gott dafür. Sonst würde ich Sie nämlich auf der Stelle verhaften.«
    »Ich weiß nicht, wer diese Kerle waren!« antwortete Stefan heftig. »Zum Teufel, warum sollte ich es Ihnen verschweigen, wenn ich es wüßte? Ich hatte Todesangst, als sie hinter mir her waren!«
    »Immerhin kennen Sie sie gut genug, um uns anrufen zu können,
bevor
sie Sie überhaupt verfolgt haben«, schnappte Westmann.
    Stefan war ihm für diesen Angriff regelrecht dankbar, denn er lieferte ihm endlich die Ausrede, die er brauchte. »Ich hatte das Gefühl, verfolgt zu werden«, antwortete er unfreundlich. »Übrigens schon den ganzen Tag. Ich dachte, es wären Ihre Leute, und wollte mich beschweren.«
    »Sie sind nicht wichtig genug, um beschattet zu werden«, sagte Westmann.
    Dorn verdrehte die Augen, sagte aber diesmal nichts. Er glaubte Stefan kein Wort. »Also gut«, seufzte er nach ein paar Sekunden. »Ich werde der Sache nachgehen. Aber das kann ich nicht, solange ich nicht weiß, worum es hier überhaupt geht.«
    Stefan machte einen Schritt, von dem er nur hoffen konnte, daß er wie zufällig aussah, drehte sich dabei halb zur Seite und stand nun so, daß er Dorn anblicken, Rebecca vom Bett aus sein Gesicht aber nicht sehen konnte. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte er. »Ich werde Ihnen alles erzählen, was Sie wissen wollen. Aber nicht jetzt. Später, in Ihrem Büro. Ich besuche Sie am Nachmittag.«
    »Brauchen Sie noch Zeit, um sich eine überzeugende Geschichte auszudenken?« fragte Westmann.
    »Meine Frau hat genug Aufregung gehabt«, antwortete Stefan. Er warf Dorn einen fast beschwörenden Blick zu, und zu seiner Erleichterung reagierte der Kriminalbeamte auch darauf.
    »Also gut«, sagte er. »Ich erwarte Sie in einer Stunde. Und dann möchte ich ein paar Antworten hören, die mich überzeugen.« Er machte eine Handbewegung. »Kommen Sie, Westmann.«
    Er wartete, bis Dorn und Westmann gegangen waren, aber dann fiel die ohnehin nur noch mühsam aufrechterhaltene Ruhe so schlagartig von ihm ab, daß er gar nicht anders konnte, als zu White herumzufahren, schon um durch diese abrupte Bewegung wenigstens einen Teil der Energie zu verbrauchen, die sie in ihm aufgestaut hatte. »Wer waren diese Kerle?« schnappte er.
    »Woher soll ich das wissen?« fragte White. Aber das schien wohl nur ein Reflex zu sein. Eine Sekunde später schüttelte er zugleich den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »So wenig, wie Sie wissen, wer die Frau vom Jugendamt überfallen hat?«
    »Wie sahen sie aus?« White überging Stefans Frage, als hätte er sie gar nicht gehört. »Die beiden Kerle im Auto, meine ich. Konnten Sie sie erkennen?« »Gerade gut genug, um zu erkennen, daß ich sie eben nicht kenne«, antwortete
    Stefan. »Zwei Männer eben.« Er ging zu Rebecca, setzte sich mit einem Bein auf die Bettkante und griff nach ihrer Hand. Sie reagierte nicht auf die Berührung, aber ihr Blick wurde so bohrend, daß er ihn fast körperlich spüren konnte.
    »Waren Sie groß, klein, hell, dunkel?« Whites Stimme nahm einen professionellen Klang an. Der amerikanische Akzent war wieder daraus verschwunden. »Nordeuropäer oder eher südländische Typen?«
    Stefan antwortete nicht gleich,

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