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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Duschkabine, ehe er wirklich beruhigt war. Seine Phantasie war offenbar noch immer außer Rand und Band.
    Er warf seine Jacke über die Couch, ging zum Schreibtisch und hörte die aufgenommenen Anrufe gerade weit genug ab, um zu wissen, wer angerufen hatte. Eine der Nachrichten stammte von Dorn, wie er ohne besondere Überraschung zur Kenntnis nahm. Er löschte sie wie alle anderen, ohne sie ganz anzuhören. Um sich ihren Inhalt vorzustellen, bedurfte es keiner übernatürlichen Kräfte. Aber er nahm sich vor, am nächsten Morgen als allererstes zu Dorn zu gehen. Bevor der Kriminalbeamte einen Streifenwagen schickte, um seiner Einladung den gehörigen Nachdruck zu verschaffen.
    Sein Magen meldete sich. Abgesehen von seinem abgebrochenen Frühstück hatte er an diesem Tag noch nichts zu sich genommen, so daß er in die Küche ging, die Karreemaschine anwarf und sich eine einfache Mahlzeit zuzubereiten begann; ohne besondere Begeisterung, aber mit knurrendem Magen. Stefan war alles andere als ein Gourmet, sondern empfand die tägliche Nahrungsaufnahme eher als eine Art notwendigen Übels. Die logische Folge dieser Einstellung war dann auch, daß seine Kochkünste mit Mühe und Not zu Spiegeleiern mit Speck reichten.
    Und selbst das offenbar nicht immer.
    Irgend etwas mußte er wohl falsch gemacht haben. Während er am Herd stand und darauf wartete, daß aus der glibberigen Masse in der Pfanne etwas wurde, das wenigstens nach einer genießbaren Mahlzeit aussah, stieg ihm ein äußerst unangenehmer Geruch in die Nase. Der Speck roch verbrannt und ungenießbar, und das gleiche galt für die Eier. Im gleichen Maße, in dem sie in dem heißen Fett gerannen, schienen sie zugleich ihre Eßbarkeit zu verlieren.
    Stefan stocherte eine Weile in der Pfanne herum, aber es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Sein Magen knurrte noch immer, und der für Logik zuständige Teil seines Bewußtseins rebellierte immer lauter, aber es blieb dabei: Der Inhalt der Pfanne kam ihm plötzlich vor wie Erbrochenes, und es schien auch ebenso zu riechen.
    Er schaltete den Herd ab, warf die Pfanne samt Inhalt in den Mülleimer und begnügte sich damit, die beiden übriggebliebenen Scheiben Schinken roh zu verzehren, aber er hatte keinen Appetit mehr.
    Er würde es später noch einmal versuchen.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, klingelte das Telefon. Stefan ging mit schnellen Schritten daran vorbei; entschlossen, es klingeln zu lassen, überlegte es sich dann aber ohne besonderen Grund anders und hob ab.
    Es war Robert.
    »Ich bin am Flughafen«, sagte er übergangslos. Seine Stimme klang ein wenig gehetzt, was aber auch an der schlechten Verbindung liegen konnte; Stefan nahm an, daß er über ein Handy anrief. Trotzdem registrierte er die für einen Flughafen typischen Hintergrundgeräusche. »Ich habe mich entschlossen, doch eine frühere Maschine zu nehmen. Ist noch irgend etwas vorgefallen?«
    »Du hast mit Rebecca telefoniert«, sagte Stefan. »Also, warum fragst du?«
    »Weil ich mich gefreut hätte, wenn du mich von selbst angerufen hättest«, antwortete Robert ruhig. Natürlich gelang es Stefan nicht, ihn aus der Ruhe zu bringen. Nicht so.
    »Dafür gibt es keinen Grund«, sagte Stefan.
    »Das sehe ich anders. Aber gut - ich rufe nicht an, um mich mit dir zu streiten. Ich bin in drei Stunden am Flughafen. Treffen wir uns dort.«
    An diesem Vorschlag war nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Er brauchte im Moment jemanden, mit dem er reden konnte. Und er brauchte vor allem Hilfe. Hätte sein Schwager den letzten Satz als Frage ausgesprochen, hätte Stefan ohne zu zögern zugestimmt. Es war das Ausrufezeichen dahinter, das ihn schon wieder in Rage brachte.
    »Das ist nicht nötig«, antwortete er mühsam beherrscht. »Außerdem war es ein harter Tag.«
    »Wie du willst«, sagte Robert. »Dann schicke ich jemanden vorbei, der den
    Wagen abholt. Und wir sehen uns morgen.«
    Er hängte ein, ohne Stefans Antwort abzuwarten, und Stefan konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, den Hörer auf die Gabel zu knallen. Sein Telefon konnte schließlich nichts dafür, daß sich sein Schwager wie ein Mafia-Pate aufführte. Wenn überhaupt, dann war es seine Schuld. Er hätte schon vor zehn Tagen anfangen sollen, sich gegen ihn zu wehren.
    Stefan war so aufgedreht, daß er die Untätigkeit nicht mehr ertrug. Er begann in der Wohnung auf und ab zu gehen, schaltete die Stereoanlage ein und nach zehn
    Sekunden wieder aus und setzte sich schließlich vor

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