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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hindurchgeglitten war.
    Seine Hände hörten erst auf zu zittern, als sie sich vier oder fünf Blocks vom Krankenhaus entfernt hatten und anhielten. Stefan hatte den Wagen rücksichtslos auf die Straße hinausgesteuert und auch danach noch mehr Gas gegeben, bis sie mit nahezu hundert Stundenkilometern in Richtung City jagten; selbst für die Kummer gewohnten Frankfurter Autofahrer Grund genug zu einem wütenden Hupkonzert, das ihn letztendlich auch wieder zur Vernunft gebracht hatte. Weder das Hupen noch die wütenden Gesten und Beleidigungen hatten ihn im geringsten beeindruckt, aber er hatte schlagartig begriffen, daß er drauf und dran war, zu Ende zu bringen, was Barkows Männer begonnen hatten. Ein Autounfall - noch dazu in einem Wagen wie diesem - konnte im Zweifelsfall genauso tödlich sein wie eine Pistolenkugel im Kopf.
    Er fiel auf eine normale Geschwindigkeit zurück, bremste behutsam weiter ab und lenkte den Wagen schließlich bei der ersten Gelegenheit in eine Parkbucht. Stefan schaltete den Scheinwerfer aus, ließ den Motor aber laufen. Es war vorbei. Er war vollkommen sicher, daß sie ihren Verfolgern wenigstens für den Moment entkommen waren, aber er hätte es einfach nicht ertragen, den Motor abzustellen. Das unregelmäßige Tickern der alten Maschine erweckte Assoziationen an ausgeschlagene Ventile und glühende Kolben, die auf dem besten Weg waren, sich durchzufressen, und er war ziemlich sicher, daß er die verbleibende Lebenszeit des Motors in den letzten fünf Minuten glatt halbiert hatte. Trotzdem hatte das Geräusch etwas ungeheuer Beruhigendes.
    Stefan ließ sich erschöpft nach vorne sinken, legte die Stirn auf das Lenkrad und schloß für einen Moment die Augen. Es war keine gute Idee. Seine Phantasie lief immer noch auf Hochtouren, und der Schrecken, der sich auf der Innenseite seiner geschlossenen Lider abspielte, konnte mit dem, was hinter ihnen lag, spielend mithalten.
    Er richtete sich wieder auf und sah Rebecca an. Sie hockte zitternd und in verkrampfter Haltung auf dem Beifahrersitz, aber obwohl sie noch immer so blaß und erschöpft aussah wie vorhin, wirkte sie auf eine schwer faßbare Weise gesünder. Lebendiger?
    »Ich dachte schon, du wolltest uns umbringen«, murmelte sie. »Ist es vorbei?«
    Seltsamerweise bestand Stefans Reaktion auf diese Frage nicht in einem Blick in den Spiegel oder aus dem Fenster, sondern auf die Uhr im Armaturenbrett.
    Er blinzelte, sah noch einmal hin und verglich die Zahlen mit denen auf seiner Armbanduhr, ohne daß sich an dem Ergebnis dadurch etwas änderte. So unglaublich es ihm auch vorkam - seit er den Wagen vor dem Krankenhaus abgestellt hatte, war nicht einmal eine halbe Stunde vergangen.
    Rebecca bewegte sich unruhig auf ihrem Sitz. Sie beugte sich über Eva, runzelte die Stirn und machte dann ein überraschte Gesicht.
    »Was ist los?« fragte Stefan alarmiert. Er wußte nicht, wann Eva aufgehört hatte zu toben, aber sie lag jetzt vollkommen ruhig auf Beccis Schoß.
    »Sie schläft«, antwortete Rebecca, in leicht überraschtem Tonfall, der sich zugleich fast wie ein gesprochenes Lächeln anhörte. Stefan konnte sie gut verstehen. Ein sonderbares, vollkommen unmotiviertes Gefühl von Zuneigung und Zärtlichkeit überkam ihn, während er auf das schlafende Kind hinabsah. Plötzlich erschien es ihm ganz und gar unglaublich, daß er vor weniger als achtundvierzig Stunden noch mit seinem Schwager darüber gestritten hatte, ob sie dieses Kind bei sich behalten sollten.
    Rebecca sah ihn an. »Ich kann nicht glauben, daß du das getan hast«, sagte sie leise.
    »Was?« Er versuchte zu lachen. »Daß ich so gut Auto fahren kann?«
    »Diese beiden Kerle.« Rebecca blieb vollkommen ernst. »Sie hätten dich umgebracht, wenn der Hund nicht aufgetaucht wäre.«
    »Sie haben es nicht«, antwortete Stefan.
Und außerdem war
es kein
Hund.
»Aber sie hätten es«, beharrte Rebecca. »Du wußtest das, nicht wahr?«
    »Ich konnte mir denken, daß sie mich nicht nach der Uhrzeit fragen wollten.«
    Natürlich wußte Stefan, worauf sie hinauswollte, aber plötzlich war ihm dieses
    Wissen peinlich.
    »Du hättest dich für uns geopfert, damit wir entkommen können!« Rebeccas Stimme klang viel mehr erstaunt und ungläubig als bewundernd oder auch nur dankbar. Stefan war nicht ganz sicher, ob ihm dieser Ton und vor allem der dazu passende Ausdruck in Beccis Augen gefielen. Rebecca hatte vollkommen recht, nur, daß er diese
Heldentat
nicht aus einer bewußten

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