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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dutzend Lampen an. Gleichzeitig begann das schmiedeeiserne Tor nahezu lautlos auseinanderzugleiten.
    »Fahrt die Wagen in die Garage«, sagte Robert. »Und checkt das Haus.« Er hob die Hand, als Stefan sich herumdrehen und wieder in den Wagen steigen wollte. »Du bleibst hier.«
    »Und wenn nicht?« fragte Stefan trotzig. Eine plötzliche, vollkommen sinnlose Wut kochte in ihm hoch. Verdammt, er hatte nicht die halbe Hölle besiegt, um sich jetzt von seinen großkotzigen Schwager wie ein dummer Junge herumkommandieren zu lassen!
    Robert verdrehte die Augen und sagte gar nichts. Das machte Stefan im allerersten Moment noch wütender, aber vielleicht verhinderte es gleichzeitig auch, daß er etwas Unüberlegtes tat, denn mit einem Mal wurde ihm klar, warum er so extrem reagierte: Auf seine Art war er so erschöpft und ausgebrannt wie Rebecca. Er war nur noch in der Lage, extrem zu reagieren oder gar nicht. Gar nicht war im Moment wohl angebrachter.
    Er sah wortlos zu, wie der Bursche in den VW stieg und den Wagen die Auffahrt hinaufsteuerte. Als er noch zehn Meter vom Haus entfernt war, drückte Robert einen weiteren Knopf auf seinem High-Tech-Spielzeug, und das Garagentor öffnete sich. Der Raum dahinter war hell erleuchtet und so pedantisch aufgeräumt, daß sich nicht einmal eine Maus darin hätte verstecken können. Trotzdem fuhr er nicht hinein, sondern stellte den Wagen unmittelbar vor der Tür ab und stieg aus, um die Verbindungstür zum Haus zu kontrollieren.
    »Beeindruckend«, sagte Stefan spöttisch. »Aber wieso rücksi du mit der Kavallerie an?«
    »Du warst nicht am Flughafen«, antwortete Robert, »und mein Wagen auch nicht. Also habe ich bei dir angerufen.«
    »Laß mich raten«, sagte Stefan. »Mein Freund Dom war am Apparat.«
    Robert zog eine Grimasse. Er warf einen Blick zur Garage hinüber, ehe er weitersprach. »Er klang nicht unbedingt so, al.s wäre er dein Freund. Auf jeden Fall habe ich danach ein bißchen herumtelefoniert. Nach allem, was ich dabei erfahren habe, dachte ich mir, es wäre eine gute Idee, nicht allein zu kommen.«
    Stefan musterte den zweiten Bodyguard mit unverhohlener Neugier. Der Mann war ein gutes Stück jünger als er, mindestens zwanzig Pfund schwerer und wahrscheinlich dreimal so kräftig. Außerdem vermutete Stefan, daß er mehr asiatische Kampftechniken beherrschte, als alle Martial-Arts-Filmregisseure Hollywoods zusammengenommen kannten.
    »Was überlegt du?« fragte Robert.
    »Ich frage mich, ob er Barkows Männern fünf oder zehn Sekunden lang standhalten könnte«, antwortete Stefan ernst.
    »Barkow?« Robert winkte ab, als er antworten wollte. »Erzähl mir das drinnen. Ich schätze, du mußt mir sowieso eine ganze Menge erzählen.« Er sah erneut zum
    Haus. Der zweite Leibwächter hatte seine Inspektion der Garage mittlerweile beendet und winkte ihnen zu.
    »Wirklich beeindruckend«, sagte Stefan. »Und du glaubst wirklich, das würde helfen?«
    »Ich tue, was in meinen bescheidenen Möglichkeiten liegt«, antwortete Robert säuerlich. »Hätte ich gewußt, daß du hier bist, wäre ich natürlich beruhigt gewesen. So ganz nebenbei, Schwager: Du hast uns alle ja schön an der Nase herumgeführt. Wie hast du es geschafft, dein Fledermauskostüm all die Jahre über vor uns zu verstecken?«
    »Was soll der Quatsch?« fragte Stefan.
    Robert grinste. »Im Krankenhaus hast du jedenfalls ganz schön aufgeräumt. Bis jetzt haben sie fünf Tote gefunden. Sind das alle, oder hast du noch ein paar versteckt?«
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß -?« Kein Wunder, daß Robert mit einer kleinen Armee hier aufgekreuzt war.
    »Natürlich nicht«, antwortete Robert. »Dein Freund Dom glaubt es übrigens auch nicht. Aber er ist trotzdem ganz heiß darauf, sich mit dir zu unterhalten.« Er zog ein Handy aus der Tasche. »Soll ich ihn gleich anrufen, oder willst du mir die Geschichte zuerst erzählen?«
    »Du rufst ihn nicht an«, sagte Stefan überzeugt.
    »Stimmt«, antwortete Robert. »Ich glaube auch nicht, daß das nötig ist. Ich gehe jede Wette ein, daß er innerhalb der nächsten zwei Stunden sowieso hier auftaucht... Was, zum Teufel, habt ihr getan? Den dritten Weltkrieg angefangen?« Er deutete zornig zum Haus. »Geh.«
    Beinahe wäre das zuviel gewesen. Das Wissen, warum er so überzogen reagierte, half Stefan immer weniger, sein Temperament im Zaum zu halten. Er war müde. Er war halb wahnsinnig vor Angst, und es gab praktisch keinen Zentimeter an seinem Körper, der

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