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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war es immer gewesen, schon als er es das allererste Mal betreten hatte, und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
    Das Haus war riesig, wirkte aber - vermutlich dank irgendwelcher architektonischer Tricks, die Stefan bis heute nicht durchschaut hatte - auf den ersten Blick sehr viel kleiner, als es war; auf den zweiten und dritten übrigens auch. Es lag in einem der vornehmen Frankfurter Wohnviertel, was zur Folge hatte, daß sie nicht nur eine gute dreiviertel Stunde Fahrt in Kauf nehmen mußten, sondern auch, daß die Straße, auf der sie schließlich geparkt und auf Robert gewartet hatten, so gut wie menschenleer war - und vollkommen leer von Autos. Er hatte sich gegen den Flughafen entschieden, weil es dort zu viele Menschen gab; hier allerdings waren ihm entschieden zu wenige. Falls Barkows Männer wirklich von diesem Haus wußten und hier nach ihnen suchten, saßen sie praktisch auf dem Präsentierteller.
    Trotzdem entschied er sich dagegen, an einem anderen Ort zu warten oder so lange in der näheren Umgebung herumzufahren, bis Robert kam, sondern parkte den VW auf der Roberts Villa gegenüberliegenden Straßenseite und beschloß, hier auf seinen Schwager zu warten.
    Es dauerte mehr als zwei Stunden. Rebecca war bereits unterwegs eingeschlafen; Erschöpfung und Anstrengung forderten ihren Preis. Stefan machte sich große Sorgen um sie, gleichzeitig aber nicht so große, wie er selbst erwartet hätte, hätte er versucht, sich eine Situation wie diese vorzustellen. Er konnte die Gewißheit nicht begründen, aber irgend etwas sagte ihm, daß Beccis
körperliche
Verfassung ihr kleinstes Problem war. Ihre Wunden würden heilen.
    Falls sie lange genug am Leben blieben.
    Nachdem eine Stunde vergangen war, wurde Stefan langsam nervös. Robert würde eine Weile brauchen, bis er begriff, daß niemand kam, um ihn abzuholen, aber nicht so lange. Seine Maschine mußte ungefähr zur gleichen Zeit gelandet sein, als sie hier angekommen waren, und bei einem Flug aus der Schweiz gab es praktisch keine Zollformalitäten.
    Es dauerte jedoch noch einmal mehr als eine Stunde, bis Robert kam; nicht in einem Taxi, wie Stefan erwartet hatte, sondern in einer schwarzen Limousine mit getönten Scheiben, die so plötzlich hinter dem VW auftauchte, als wäre sie direkt aus dem Nichts materialisiert oder aus einer anderen Dimension herübergebeamt worden - oder als wäre er für ein paar Augenblicke eingedöst, ohne es zu merken. Was die wahrscheinlichste Erklärung war. Die beiden hinteren Türen der Limousine öffneten sich, und zwei Männer näherten sich dem VW. Einer trat direkt auf Stefan zu, der andere hielt einige Schritte Abstand. Stefan spürte ihre Wachsamkeit und Vorsicht, aber er lauschte vergeblich auf Aggressivität oder gar Mordlust. Wer immer diese Männer waren, sie gehörten nicht zu Barkow.
    Stefan kurbelte die Scheibe herunter, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er aus dem Innern der Limousine Roberts Stimme: »Es ist in Ordnung. Das ist mein Schwager. Ist Rebecca bei dir?«
    Die letzte Frage galt Stefan. Er beantwortete sie mit einem Nicken, warf einen raschen Blick zur Seite, als müsse er sich überzeugen, daß sie tatsächlich noch da war - Rebecca hatte die Knie an den Leib gezogen und sich auf dem Beifahrersitz zu einer fast embryonalen Haltung zusammengekuschelt und drückte Eva im Schlaf an sich -, dann öffnete er die Tür und stieg aus. Er wäre kein bißchen erstaunt gewesen, hätte ihm einer der Gorillas den Weg vertreten, als er sich der Limousine näherte, aber Robert hatte offenbar beschlossen, die Rolle des Paten nicht auf die Spitze zu treiben: Er stieg seinerseits aus, ging ohne ein Wort an ihm vorbei und warf einen kurzen, aber sehr aufmerksamen Blick auf Rebecca.
    »Was ist los mit ihr?« fragte er knapp. Stefan war nicht sicher, ob er sich die Drohung in seiner Stimme nur einbildete, oder ob sie wirklich da war.
    »Nichts«, antwortete er. »Sie ist nur vollkommen erschöpft.«
    »Das ist alles?« Roberts dunkle Augen maßen ihn mit einem durchdringendem, aber jetzt auch
eindeutig
drohenden Blick, dem Stefan aber ganz ungewohnt ruhig standhielt. Als Robert keine Antwort bekam, trat er einen halben Schritt zurück, griff in die Jackentasche und zog ein kleines Kästchen heraus, das wie eine komplizierte Fernbedienung aussah. Sie war es wohl auch, denn nachdem er einen Knopf darauf gedrückt hatte, gingen innerhalb des riesigen Vorgartens und beiderseits der Zufahrt mindestens ein

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