Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht auf die eine oder andere Art weh tat. Er hatte einfach keine Lust auf diesen Blödsinn!
    Natürlich drehte er sich auf dem Absatz um und ging gehorsam auf das Haus zu. Robert und sein muskelbepackter Leibwächter folgten ihm, während die Limousine in zwei Schritten Abstand hinter ihnen herfuhr. Er versuchte vergeblich, einen Blick durch die getönten Scheiben ins Innere zu werfen. Die Situation kam ihm immer unwirklicher vor; als wäre er versehentlich in das Setting eines amerikanischen Mafia-Krimis geraten. Wo, zum Teufel, blieb die Werbepause?
    Robert benutzte seine Fernbedienung, um die Haustür zu öffnen und gleichzeitig das Licht einzuschalten. Zu Stefans Überraschung verzichtete er darauf, den Bodyguard vorauszuschicken, sondern betrat das Haus ohne zu zögern. Als Stefan ihn darauf ansprach, winkte er nur unwillig ab. »Die Alarmanlage wäre ausgelöst worden, wenn jemand im Haus wäre. Keine Angst, wir sind sicher.« Er wandte sich an den Leibwächter.
    »Helfen Sie Ihrem Kollegen, meine Schwester und das Kind nach oben zu bringen. Das Gästezimmer ist im ersten Stock. Die zweite Tür links. Und bleiben Sie bei ihr.«
    Was wohl sehr viel mehr seine - Stefans - Aufgabe gewesen wäre. Aber er war zu müde, um sich mit Robert zu streiten. Und es gab sehr viel zu besprechen. Zeit war mit einem Male so un- , geheuer kostbar geworden.
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Robert zog seine Jacke aus, warf sie achtlos über einen Stuhl und ging zur Bar; allerdings nicht, um sich einen Drink einzuschütten. Statt dessen betätigte er einige Knöpfe auf einem Schaltpult, das Stefan bisher für einen Teil der Stereoanlage gehalten hatte, und nickte dann grimmig.
    »Der äußere Sensorenkreis ist scharf«, sagte er. »Wenn irgend etwas das Grundstück betritt, das nennenswert größer ist als ein Hund, dann merken wir es.«
    »Du hast mir niemals erzählt, daß dein Haus in Wirklichkeit eine Festung ist«, sagte Stefan.
    Robert zuckte ungerührt mit den Achseln. »Ich habe dir auch nie erzählt, daß Frankfurt die Stadt mit der höchsten Verbrechensrate Deutschlands ist.« antwortete er. »Außerdem
ist
dieses Haus keine Festung. Wäre es eine, würde ich mich im Moment wesentlich sicherer fühlen.« Er schüttelte den Kopf. Sein Blick war vorwurfsvoll, aber sein Gesicht sah ziemlich besorgt aus. »Also - was ist passiert? Und diesmal die
ganze
Geschichte, wenn ich bitten darf.«
    »Du kennst sie doch schon, oder?« Stefan setzte sich. Er war sehr müde. »Und erzähl mir nicht, daß Rebecca sie dir nicht erzählt hat.«
    »Du hast das ja offensichtlich nicht für nötig gehalten.«
    »Das tue ich immer noch nicht, wenn du es genau wissen willst«, antwortete Stefan feindselig, zugleich aber auch in einem so resigniert-müden Ton, daß Robert nur flüchtig die Stirn runzelte, aber nichts sagte. Er hatte plötzlich alle Mühe, die Augen offen zu halten. Müdigkeit senkte sich wie eine bleigefütterte
    Decke auf ihn, und seine eigenen Gedanken klangen plötzlich sonderbar dumpf in seinem Kopf. Vielleicht war es an der Zeit, sich selbst einzugestehen, daß auch seine Kräfte begrenzt waren. Wenn er sich nicht zusammenriß, das spürte er genau, dann würde er innerhalb der nächsten zehn Sekunden einfach einschlafen.
    »Der Name, den du vorhin genannt hast«, sagte Robert. »Barkow... das ist doch dieser Söldnergeneral, von dem Rebecca erzählt hat. Ich dachte, er wäre tot.«
    »Seine Männer scheinen wohl zu glauben, daß es unsere Schuld ist«, murmelte Stefan. »Und wie es aussieht, sind sie ziemlich nachtragend.«
    »Glaubst du, daß dies der richtige Moment für dumme Witze ist?« fragte Robert.
    »Witze?« Stefan schnaubte. »Nein. Ich fand es auch nicht besonders witzig, von einem Mann mit einer Maschinenpistole bedroht zu werden. Oder einen Springerstiefel ins Gesicht zu bekommen.«
    Robert sagte nichts dazu, aber irgend etwas an seinem Schweigen kam Stefan seltsam vor. Er öffnete die Augen und sah seinen Schwager an, und das, was er in seinen Augen las, war noch seltsamer. Fast ohne sein eigenes Zutun hob er die Hand und tastete über sein eigenes Gesicht. Seine Haut fühlte sich trocken an, schlaff und vielleicht ein wenig fiebrig. Natürlich konnte man blaue Flecken nicht ertasten, aber er fühlte nicht die winzigste Schwellung, keinen Riß oder irgendeine andere Verletzung. Roberts Blick sprach Bände.
    Wenn er etwas dazu sagen wollte, so kam er nicht dazu. Die Tür wurde geöffnet, und einer der beiden

Weitere Kostenlose Bücher