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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nie
wirklich
übernommen hatte.
    Trotzdem antwortete er in vorwurfsvollem Ton. »Du weißt, daß das nicht stimmt. Ich habe zwei Wochen an ihrem Krankenbett gesessen...«
    »Hast du ihr auch die Pistole weggenommen?« fragte Robert.
    Stefan starrte ihn an.
    »Es ist ein Scheiß-Moment, um es dir zu sagen«, fuhr Robert nach einer Pause fort. Er lachte bitter. »Wahrscheinlich ist Jeder Moment ein Scheiß-Moment. Ich wollte es dir nie sagen, aber wahrscheinlich war das ein Fehler.«
    »Was
wolltest du mir nie sagen?« fragte Stefan. Natürlich wußte er, was Robert meinte. Aber er
wollte
es nicht verstehen.
    »Es war genau hier«, antwortete Robert. Er versuchte, einen Schluck aus seinem leeren Glas zu trinken, verzog flüchtig das Gesicht und deutete dann damit zur Decke hinauf. »Genau dort oben. In dem Zimmer, in dem sie jetzt schläft.«
    »Sie hat -«
    »- versucht, sich umzubringen«, fiel ihm Robert ins Wort. »Ja. Mit einer meiner Pistolen. Die Waffe war nicht geladen, aber das war ein reiner Zufall. Wäre die Trommel voll gewesen, hätte ich es nicht verhindern können.« Er beugte sich so weit vor, daß er die Distanz zwischen sich und Stefan damit mehr als halbierte. »Damit du mich nicht falsch verstehst, Stefan: Sie hat abgedrückt. Sie wollte nicht damit drohen oder sich interessant machen oder sonst irgendein Scheiß. Sie hat es getan!«
    »Davon wußte ich nichts«, murmelte Stefan. Er war schockiert, erschüttert bis auf den Grund seiner Seele.
    »Natürlich wußtest du davon nichts!« schnaubte Robert. »Was weißt du denn überhaupt?« Er stand mit einem Ruck auf, stampfte regelrecht zur Bar zurück und goß sich gleich sein Glas wieder voll. Diesmal zitterte es so stark in seiner Hand, daß er Mühe hatte, nichts zu verschütten. Wäre Stefan von dem gerade Gehörten nicht so bestürzt gewesen, hätte ihn der Anblick alarmiert. Robert trank selten Alkohol, und wenn, dann nur in Maßen.
    Er trank auch nicht an seinem frisch eingeschenkten Cognac, sondern stand einfach da, hielt das Glas in seiner Hand und starrte ins Leere. Eigentlich, dachte Stefan, hätte er seine helle Freude an dem Anblick haben sollen. Es war ihm endlich gelungen, Roberts verfluchte Großkotzigkeit ins Wanken zu bringen. Aber der Anblick bereitete ihm keine Befriedigung. 0 nein, nicht im geringsten.
    »Dieses besoffene Schwein, das Rebecca angefahren hat«, fuhr Robert fort. Seine Stimme war ganz leise; ein Flüstern, das Stefan mit der normalen Schärfe seiner Sinne wahrscheinlich nicht einmal verstanden hätte. Trotzdem erschauerte er unter dem Schmerz, den er darin hörte. »Er hat mehr getan, als ihr ein paar Knochen zu brechen und ihr ungeborenes Kind zu töten. Hast du das eigentlich jemals begriffen?«
    So ganz nebenbei war es auch sein Kind gewesen, aber Stefan sparte sich den Atem, seinen Schwager darauf hinzuweisen.
    Robert hätte ihm nicht zugehört; in diesem Moment noch viel weniger als sonst. Robert fuhr mit einer so heftigen Bewegung herum, daß er nun tatsächlich einen Teil seines Getränks verschüttete. »Hast du es?«
    »Ich verstehe nicht genau -«, begann Stefan.
    »Natürlich nicht!« unterbrach ihn Robert. Stefan wußte, daß er das auf jeden Fall getan hätte, und wahrscheinlich sogar mit genau diesen Worten. Was immer er hätte antworten können, war irrelevant. Vermutlich hatte Robert schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, ihm genau das zu sagen. »Er hat sie umgebracht, verstehst du das? Er hat sie nicht nur
verletzt.
Er hat einen Teil von ihr getötet! Du hast an ihrem Bett gesessen, als sie aus der Narkose erwacht ist, und danach auch, aber ich war bei ihr, als sie fest entschlossen war, sich umzubringen! Weißt du, wann das war? An dem Morgen, an dem sie aus der Klinik entlassen wurde und du sie hierhergebracht hast!«
    Das war der Morgen gewesen, an dem der Arzt Rebecca und ihm eröffnet hatte, daß sie nie wieder Kinder bekommen konnte. Er hatte gespürt, wie sehr es sie getroffen hatte, natürlich hatte er das gespürt. Aber doch nicht so!
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, murmelte er
    »Natürlich nicht.« Robert machte ein abfälliges Geräusch. »Du hast sie hier abgeliefert und bist dann in deine verdammte Redaktion gefahren, um irgendeinen furchtbar wichtigen Termin wahrzunehmen. Dabei hätte dich deine Frau in diesem Moment so dringend gebraucht wie niemals zuvor!«
    »Warum hast du mir das nie gesagt?« fragte Stefan.
    »Weil Rebecca es nicht wollte«, antwortete Robert. »Sie wird

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