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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir die Kehle durchschneiden, wenn sie erfährt, daß ich es dir verraten habe.«
    »Und warum tust du es dann jetzt?«
    Die Frage war überflüssig. Er hatte es gewagt, sich gegen den allmächtigen Übervater Robert aufzulehnen, und die Antwort bestand natürlich aus einem Tiefschlag. Vielleicht spürte Robert auch ganz instinktiv, daß dies nicht irgendein x-beliebiger Streit zwischen ihnen war. Stefan hatte ihren seit zehn Jahren schwelgenden Dauerzwist auf ein Niveau gehoben, der dieses Gespräch vielleicht zur Entscheidungsschlacht machte. Ganz gleich, wer gewann: Ihr Verhältnis zueinander würde nach dieser Nacht nie wieder dasselbe sein.
    »Damit du keinen Unsinn machst«, antwortete Robert. Plötzlich wirkte er sehr erschöpft. »Ich will, daß du verstehst, was dieses Kind für Rebecca bedeutet. Es ist nicht einfach nur ein
Kind.
Es ist ihr
Leben.
Ich weiß, daß du das anders siehst. Vielleicht hast du sogar recht. Aber das spielt keine Rolle. Nicht für Rebecca, und nicht für mich.«
    »Und was genau meinst du damit?« fragte Stefan.
    »Wenn du Rebecca das Kind wegnimmst, dann tötest du sie«, antwortete Robert. »Nicht im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich. Sie würde es nicht überleben, noch einmal ein Kind zu verlieren. Ich werde das nicht zulassen.«
    Große Worte, dachte Stefan, und sicherlich todernst gemeint. Aber vielleicht brachten sie Rebecca gerade dadurch in Lebensgefahr,
daß
sie Eva behielten.
    »Also?« fragte Robert.
    »Also was?«
    »Was ist hier los? Sind es die Verwandten der Kleinen, die hinter euch her sind? Ich kann euch nicht helfen, wenn ich nicht weiß, worum es überhaupt geht. Rebecca hat mir von dieser... Sonja - war das ihr Name?« Stefan nickte. »- erzählt.«
    »Ja«, sagte Stefan. »Nein.«
    »Was?«
    »Ich meine, ja. Diese Sonja ist Evas Schwester - jedenfalls behauptet sie das. Aber ich glaube nicht, daß sie etwas mit dem Massaker im Krankenhaus zu tun hat. Wenigstens nicht mit dem oben in der Kinderklinik.«
    »Das kann ich mir auch nicht vorstellen«, sagte Robert. »Aber man weiß es nicht. Die Leute auf dem Balkan gelten als ziemlich temperamentvoll.« Er stellte das Glas aus der Hand, überlegte. »Dann waren es Barkows Männer.«
    »Ja«, antwortete Stefan. »Woher weißt du das?«
    »Das ist nun wirklich nicht so schwer zu erraten«, sagte Robert. Vermutlich aus reiner Gewohnheit schlug er wieder einen leicht verächtlichen Ton an. »Die Auswahl ist nicht mehr besonders groß... es sei denn, ihr seid noch ein paar Leuten auf die Zehen getreten, von denen ich nichts weiß.«
    »Es
sind
Barkows Männer«, sagte Stefan. »Ich habe einen von ihnen wiedererkannt.«
    »Wann?«
    »Im Krankenhaus.« Es gab keinen Grund, Robert nicht auch noch den Rest der Geschichte zu erzählen. Spätestens wenn Rebecca wach wurde, würde er ihn sowieso erfahren. »Ich habe Dom nicht die ganze Wahrheit gesagt, weiß du.«
    »Was für eine Überraschung«, sagte Robert spöttisch. »Was ist wirklich passiert?«
    »Sie haben den Arzt und die Krankenschwestern erschossen. Ich weiß nicht, warum. Und den Mann, den White zu Rebeccas Schutz abgestellt hat. Dann haben sie Becci und Eva entführt. Ich vermute, als Köder für mich.«
    »Und wie seid ihr ihnen entkommen?« wollte Robert wissen.
    Das
ärgerte Stefan nun wirklich, obwohl - oder vielleicht gerade weil - er sicher war, daß Robert nicht die Absicht gehabt hatte, ihn zu verletzen. Die bloße
Möglichkeit,
daß Stefan Rebecca aus der Gewalt der Entführer befreit haben könnte, war für ihn so abwegig, daß sie ihm nicht einmal in den Sinn kam. Stefan hatte auch gar nicht vor, sie ihm in allen Einzelheiten zu erzählen. Falls Rebecca es für nötig hielt, sollte sie es tun.
    »Wir hatten Glück?«, sagte er. »Und ich war nicht allein.«
    »Whites Mann?« fragte Robert. Der Gedanke lag nahe.
    »Ich sagte doch, er ist tot. Wahrscheinlich haben sie ihn als ersten umgebracht. Ich weiß nicht, wer uns geholfen hat. Jemand« - um ein Haar hätte er
Etwas
gesagt - »war noch da. Ich weiß nicht, wer. Vielleicht Sonja und ihre Brüder. Ich... ich bin mir nicht sicher.«
    »Du meinst, es sind gleich zwei verschiedene Gruppen hinter euch her.« Seltsamerweise schien die Vorstellung Robert eher zu amüsieren. »Wer weiß - vielleicht streiten sie sich ja so darum, wer euch umbringen darf, daß am Ende keiner übrigbleibt.«
    Damit kam er der Wahrheit ziemlich nahe, dachte Stefan. Er konnte an dem Gedanken allerdings nichts Amüsantes

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