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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er
war
nervös, geradezu in Panik, aber der
    Grund dafür hieß nicht Dorn.
    White schien im gleichen Moment seinerseits zu begreifen, daß Stefan ihn durchschaut hatte; er warf ihm einen fast beschwörenden Blick zu, und Stefan verstand. Was immer hier auch wirklich vorging, war eine Sache zwischen ihnen, die Robert nichts anging. »Bitte beeilen Sie sich«, sagte er. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit uns bleibt. Ich fürchte, nicht sehr viel. Mein Informant hat mich leider sehr spät in Kenntnis gesetzt.«
    Stefan wollte sich herumdrehen und die Treppe hinauflaufen, aber es war nicht mehr nötig. Rebecca stand, wahrscheinlich schon seit einer ganzen Weile, auf dem obersten Treppenabsatz und hatte offensichtlich jedes Wort mitbekommen. Als Stefan sich zu ihr herumdrehte, nickte sie nur knapp und sagte: »Zwei Minuten. Ich ziehe Eva an.«
    Sie verschwand, und Robert nutzte die winzige Pause, die eintrat, um sich wieder daran zu erinnern, daß dies hier eigentlich sein Haus war, und Rebecca
seine
Schwester.
    »Nicht so hastig«, sagte er. Seine Benommenheit war überwunden. Seine Stimme war klar und herausfordernd, wie Stefan sie kannte. »Woher wollen Sie überhaupt wissen, daß er unterwegs hierher ist? Und selbst wenn, wäre es äußerst dumm, wegzulaufen.«
    White bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick; allerdings erst, nachdem er eine oder zwei Sekunden lang sichtlich darüber nachgedacht hatte, ob er es überhaupt wert war, eine Antwort zu bekommen. »Es wäre äußerst dumm,
hierzubleiben«,
antwortete er.
    »Glauben Sie, ich würde nicht mit diesem Dorfpolizisten fertig?« fragte Robert.
    »Mit ihm vielleicht«, antwortete White. »Aber nicht mit den Leuten, die ihn geschickt haben. Das hier ist eine Nummer zu groß für Sie, glauben Sie mir.«
    Roberts Miene verdüsterte sich. »Das einzige, was ich glaube«, sagte er schneidend, »ist, daß Sie sich gehörig überschätzen, Mister White - oder wie immer Sie auch heißen mögen. Und, daß ich jetzt endlich dem Mann gegenüberstehe, der dafür verantwortlich ist, daß meine Schwester in diesem ganzen Schlamassel steckt.«
    »Wie sie meinen«, sagte White gelassen. Er sah auf die Uhr. »Ich schlage trotzdem vor, daß wir uns später darüber streiten. Vielleicht haben sie recht und ich unrecht, aber ich glaube nicht, daß Ihnen Ihr Freund im Innenministerium in dieser
    Geschichte helfen kann. Wir reden hier nicht von einem Protokoll wegen Falschparkens oder einer roten Ampel. Man hat ein halbes Dutzend toter Russen auf dem Krankenhausgelände gefunden. Und soviel ich weiß, reagiert die Regierung Ihres Landes ziemlich allergisch auf alles, was auch nur nach Terrorismus
riecht.«
    Robert blickte schockiert, aber Stefan war nicht sicher, ob sein erschrockener Blick dem galt, was White über die Russen gesagt hatte, oder der Tatsache, daß der Amerikaner sich offensichtlich ganz genau über seine Beziehungen informiert hatte. Robert liebte es, um alles ein möglichst großes Geheimnis zu machen. Vor allem um seine Beziehungen.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte er schließlich. »Terroristen?«
    »Ich erkläre Ihnen alles«, sagte White. »Aber nicht jetzt. Wo bleibt Ihre Frau?«
    Die letzte Frage galt Stefan. Er wollte sich herumdrehen und die Treppe hinaufgehen, aber Robert hielt ihn abermals am Arm fest und gab gleichzeitig dem Bodyguard einen entsprechenden Wink, ihm die Mühe abzunehmen. Während der Mann die Treppe hinaufeilte, fuhr er White an:
    »Nein, das werden Sie
jetzt
tun. Oder niemand verläßt dieses Haus, das verspreche ich Ihnen.«
    White seufzte. Sein Gesichtsausdruck war der, mit dem man mit einem störrischer Kind redet, das man gerne schlagen würde, es aber nicht darf. »Es ist Barkows Sohn«, sagte er. »Er war Leutnant in der Söldnertruppe seines Vaters. Barkow hat ihn einmal erwähnt; erinnern Sie sich? Ich hatte damit gerechnet, daß die Truppe ohne Führung auseinanderbrechen würde. Woher hätte ich ahnen sollen, daß er so schnell das Kommando übernimmt?«
    »Ich verstehe.« Robert nickte grimmig. »Und jetzt ist er hier, um den Tod seines Vaters zu rächen. Aber wieso sucht er nicht nach Ihnen? Sie haben doch Barkow auf dem Gewissen, oder? Wie kommt er überhaupt dazu, meine Schwester zu verfolgen und ihren... Mann?« Er sprach das letzte Wort aus, als sei es ihm zuwider, auch nur den Namen in den Mund zu nehmen.
    »Das haben wir uns wohl selber zuzuschreiben«, sagte Stefan, ehe White antworten konnte.
    Robert starrte ihn

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