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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine Bezeichnung dafür zu finden. Wenn es das war, wozu sie sich entwickelten, dann waren sie vielleicht besser dran, wenn sie starben.
    Er sah wieder auf seine Hand herab. Noch ein wenig eingetrocknetes Blut, mehr nicht. Die tiefe Schnittwunde war spurlos verschwunden. Wie viele Beweise brauchte er noch?
    Der Mann unten am Tor bewegte sich wieder, und etwas an der Art, wie er es tat, erweckte Stefans Aufmerksamkeit. Er beugte sich vor und erkannte nach ein paar Augenblicken, daß er seine Deckung halbwegs verlassen hatte und sich auf irgend etwas draußen auf der Straße konzentrierte. Einen Moment später hörte er das Geräusch eines näher kommenden Wagens.
    »Was ist?« fragte Rebecca. Sie mußte seine Anspannung gespürt haben.
    Das geisterhafte Licht eines Scheinwerferpaares näherte sich und enthob ihn einer Antwort. Der Wagen kam sehr schnell näher, bremste dann stark ab und bog mit leise quietschenden Reifen in die Auffahrt ein. Der Posten unten am Tor war wohl doch besser, als Stefan bisher angenommen hatte, denn er wich mit einer schnellen Bewegung in den Schutz des Gebüschs zurück und griff gleichzeitig in die Jacke; wahrscheinlich, um ein Funkgerät oder eine Waffe zu ziehen.
    Der Wagen kam unmittelbar vor dem geschlossenem Tor zum Stehen. Die Scheinwerfer erloschen, und die beiden hinteren Türen flogen gleichzeitig auf. Trotz der Dunkelheit konnte Stefan die beiden Gestalten, die aus dem Wagen stiegen, deutlich erkennen. Eine davon war groß, so schlank, daß sie schon fast dünn wirkte, bewegte sich aber auf eine Art, die große Kraft und noch größere Eleganz verriet. Die andere war klein, untersetzt und hielt den rechten Arm in einer sonderbar unnatürlichen Haltung. White.
    »Das ist White«, murmelte er. »Was, zum Teufel -?«
    »White?« murmelte Rebecca. »Woher weiß er von diesem Haus?«
    Stefan fuhr auf dem Absatz herum und eilte zur Tür. »Zieh dich an«, sagte er. »Und Eva auch. Irgendwas stimmt nicht.«
    Er verließ das Zimmer, polterte die Treppe hinunter, wobei er immer zwei, manchmal sogar drei Stufen auf einmal nahm, und stieß unten um ein Haar mit Robert zusammen. Er kam aus dem Schlafzimmer und hatte offensichtlich bereits geschlafen; trotz des alarmierten Ausdrucks auf seinem Gesicht wirkte er benommen. Wahrscheinlich hatten sie ihn genau in der ersten Tiefschlafphase erwischt.
    »Was ist los?« murmelte er verschlafen.
    »White«, sagte Stefan knapp. »Frag mich nicht warum, aber er ist hier.«
    Er wollte weitereilen, doch Robert überraschte ihn. Er wirkte noch immer so verschlafen, als hätte er alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten, reagierte jedoch trotzdem blitzschnell und hielt Stefan am Arm zurück.
    »Laß das«, sagte er. »Dafür bezahle ich die Männer schließlich.«
    Um sich umbringen zu lassen?
dachte Stefan. Was natürlich albern war. Wäre White in feindlicher Absicht gekommen, hätte er es anders angefangen. Davon abgesehen war es sowieso zu spät: Die Haustür wurde geöffnet, und einer der Leibwächter kam herein. Er hielt ein Funkgerät in der rechten und eine Pistole in der linken Hand. Hinter ihm drängten White und sein Begleiter herein.
    Stefan erstarrte für eine Sekunde, als er ihn erkannte. Der Mann war ein gutes Stück größer als er selbst. Aber allerhöchstens zwanzig Jahre alt. Sein Haar war streichholzkurz geschnitten und so hellblond, daß es fast weiß wirkte. Als Stefan ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er eine billige Lederjacke und zerschlissene Jeans getragen, aber er erkannte ihn trotzdem sofort wieder: Es war der Bursche aus dem Krankenhaus.
    »Was -?« begann er.
    White hob in einer so abrupten Geste die unverletzte Hand, daß Roberts Bodyguard erschrocken zusammenfuhr. »Jetzt nicht«, sagte er. »Sie müssen weg! Holen Sie Ihre Frau und das Mädchen.«
    »Nicht so schnell«, sagte Robert. »Was hat das zu bedeuten? Woher wissen Sie überhaupt, daß wir hier sind und -«
    White ignorierte ihn komplett, trat zwischen ihm und dem Sicherheitsmann hindurch und sprach, an Stefan gewandt, weiter: »Die Polizei ist auf dem Weg hierher. Dieser Dorn, oder wie er heißt.«
    »Dorn?« fragte Robert. »Was will der schon wieder hier?«
    White antwortete in Stefans Richtung. »Sie haben die Toten im Krankenhaus gefunden. Er ist mit einem Haftbefehl auf dem Weg hierher. Verdammt noch mal, beeilen Sie sich!«
    Stefan hatte White noch niemals so nervös gesehen. Und außerdem spürte er, daß er log. Vielleicht nicht direkt
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