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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aber Sie und Ihre Frau würden dabei auf der Strecke bleiben. Ich würde das bedauern.«
    Seltsamerweise glaubte ihm Stefan. Es machte es nicht besser. Es machte ihm Wissler auch nicht sympathischer, sondern machte alles beinahe noch komplizierter.
    »Denken Sie darüber nach«, sagte Wissler. »In zwei Stunden sitzen wir im Hubschrauber, und in weiteren zwei Stunden sind wir in Italien. Bis dahin möchte ich eine Entscheidung.« Er griff in die Jackentasche und zog etwas Kleines, Silberfarbenes heraus. »Falls es Ihnen bei Ihrer Entscheidung hilft...«
    Stefan blickte betroffen auf Wisslers Hand und das, was darauf lag. Es war Beccis Aufzeichnungsgerät.
    »Sie haben gedacht, ich hätte es vergessen«, sagte Wissler.
    »Das war wohl ein Irrtum«, sagte Stefan. Er hatte das tatsächlich geglaubt - obwohl er sich jetzt, im nachhinein, eingestehen mußte, daß es eine ziemlich naive Vorstellung gewesen war. Wissler gehörte nicht zu dem Typ Männer, die irgend etwas vergaßen.
    »Ja.« Wissler drehte das ›Feuerzeug‹ nachdenklich zwischen den Fingern, dann drückte er auf die gleiche Weise darauf, die Rebecca vorhin Barkow beschrieben hatte. Diesmal geschah jedoch nichts. Wissler runzelte die Stirn und wiederholte seinen Versuch mit dem gleichen Ergebnis.
    »Scheint nicht mehr zu funktionieren«, sagte er.
    Stefan starrte ihn nur an, und Wissler zuckte mit den Schultern, ließ die Finger um das Aufzeichnungsgerät zuschnappen und schob es wieder in die Jackentasche. »Sie haben wirklich keine Beweise für Ihre Geschichte. Also denken Sie bitte ernsthaft über das nach, was ich Ihnen gesagt habe. Wenn schon nicht um Ihret-, dann um Ihrer Frau willen.«
    Für jemanden, der gerade vor seinen Augen drei Menschen umgebracht hatte, ist Wissler ziemlich um das Wohl anderer besorgt, dachte Stefan. Und natürlich geschah bereits das, was er befürchtet hatte: Er begann bereits über Wisslers Worte nachzudenken. Und auf andere Art, als er eigentlich wollte.
    »Denken Sie darüber nach«, sagte Wissler noch einmal. Er stand auf, begann vorsichtig die Geröllhalde hinunterzubalancieren und blieb auf halbem Weg noch einmal stehen, um sich zu ihnen herumzudrehen und mit einer Kopfbewegung auf Rebecca zu deuten. »Und denken Sie dabei nicht nur an sich, Stefan, sondern auch an sie.«
    Er ging weiter. Als er in der Dunkelheit verschwunden war, löste Rebecca den Kopf von Stefans Schulter und sagte leise, aber mit großem Nachdruck: »Arschloch.«
    Stefan war für einen kleinen Moment verwirrt. Becci hatte die Schlafende so perfekt gemimt, daß selbst er darauf hereingefallen war; und das, obwohl er sie in-und auswendig zu kennen glaubte. Dann mußte er lächeln. »Spricht so eine feine Dame?«
    »Wenn man sie entsprechend reizt, ja«, sagte Rebecca. Sie starrte aus zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit, in der Wissler verschwunden war. »Wahrscheinlich kommt er sich auch noch ganz toll dabei vor. Der Robin Hood der Neunziger, wie? Ich wette, er wird noch seinen Enkeln voller Stolz davon erzählen, daß er diese beiden nützlichen Idioten damals nicht einfach erschossen hat.«
    Stefan verbiß sich die impulsive Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Rebecca war nervös und krank, und sie hatte große Angst und mindestens ebenso große Wut; eine Mischung, in der er nicht unbedingt auf ihren kühlen Kopf zählen konnte. »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte er vorsichtig. »Wir sollten in Ruhe über alles reden - sobald wir im Helikopter sitzen und dieses Land endgültig verlassen haben.«
    Rebecca funkelte ihn an. »Ist das deine Version von ›Möglicherweise hat er recht‹ ?«
    »Es ist meine Version von ›Wir haben im Moment andere Probleme ‹«, antwortete Stefan.
    »Tatsächlich?« Rebecca lachte leise. »Stell dir vor, darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Was soll das?« fragte Stefan, ganz ruhig, aber mit einem heftigen Stirnrunzeln. »Wir stehen auf derselben Seite.«
    »Ja, auf der der Verlierer«, sagte Rebecca grimmig. »Ich hatte dich als mutiger in Erinnerung.«
    »Und ich dich als fairer«, gab Stefan in scharfem Tonfall zurück. »Ich-«
    Er begriff im allerletzten Moment, was geschah, brach mitten im Wort ab und ergriff Rebeccas Hand. Sie versteifte sich ganz leicht unter seiner Berührung, entzog sich ihr aber wenigstens nicht.
    »Sag mal... sind wir gerade dabei, in Streit zu geraten?«
    Auch Rebecca blickte ihn eine Sekunde lang mit ehrlicher Verblüffung an. »Sieht so aus«, gestand sie dann. »Aber das

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