Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Schönheiten vorzuweisen hat und ich will das bewahren helfen.“
„Gut. Ich sehe, wir verstehen uns“, raunt er und drückt ihr einen Kuss auf den Mund. „Acht Sprachen fließend?“
„Hm“, macht sie und erzwingt sich noch einen Kuss, indem sie ihn an seiner Jacke zu sich herab zieht.
„Beeindruckend“, meint er mit einem aufrichtigen Lächeln und löst sich wieder von ihr. „Aber das nützt dir hier auch nichts.“ Er geht wieder Richtung See weiter.
Lucy nagt grübelnd an ihrer Unterlippe. Was will er ihr beweisen?
„Und“, fragt sie herausfordernd. „Weihst du mich nun ein? Warum verhält sich der Wolf so eigenartig und leckt dir das Gesicht ab, wo er doch eigentlich als wildes Raubtier Gefallen daran finden müsste, herzhaft zuzubeißen?!“
Er zuckt lachend die Schultern. „Es gibt viel mehr zwischen Himmel und Erde, als du mit deinem WISSEN erklären könntest.“ Er dreht sich zu ihr herum und bleibt stehen, so dass sie beinahe in ihn hineinläuft. „Oder etwa nicht, Eure Hellsichtigkeit?“
„Hm“, stimmt sie belustigt zu, gespannt darauf, zu welchem Ergebnis er kommt.
„Und genauso sehen wir hier die Natur. Wir versuchen nicht, sie durch Definitionen und Formeln zu erfassen. Wir versuchen, in Achtung und Demut mit ihr zu leben, als wäre sie ein lebendiges Wesen wie du und ich. Sie ist mystisch, man findet zu sich selbst und eine Antwort auf viele Fragen, wenn man die Augen für sie öffnet. Sie ist schön und sie ist mächtig. Sie verzeiht einem keinen Fehler. Man muss sie kennen, sie lieben und mit ihr verschmolzen sein, damit sie einen überleben lässt.“
Lucy ist sprachlos über seine Worte. Du weißt ja nicht, wie Recht du hast! Und sie IST lebendig!
„Es ist mit ihr wie mit einer Frau“, meint er zwinkernd und setzt dann seinen Weg zum See hinunter fort.
Sie lacht amüsiert auf. „Lucius. Wie schön“, murmelt sie überwältigt. Wie viele Facetten hat dieser Mann denn noch? Du wirst mich verstehen, wenn ich dir einmal mein ganzes Inneres zeige!
„Er ist ein Einzelgänger, Lucy.“
„Was?“ Sie eilt ihm nach.
„Ich meine den Wolf hier.“
„Ach DEN“, bemerkt sie spitz. „DESWEGEN kannst du wohl so gut mit ihm“, tritt sie noch nach. Denn sie ärgert sich darüber, dass er sie so angreift. Doch im Grunde genießt sie die anregenden Auseinandersetzungen mit ihm sehr und ist froh darüber, in ihm einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Und jemanden, der auf gleicher Augenhöhe mit ihr ist. Sie prallt mit ihm zusammen.
„WAS war das?“ Er sieht mit unergründlichem Blick auf sie herab.
Sie ist irritiert. „Was denn? Der Einzelgänger?“
Er umschlingt plötzlich mit einem Arm ihre Taille und reißt sie hoch, so dass sie mit einem überraschten Schrei herumschwingt und kopfüber gefährlich knapp über der Schneedecke hängt. „Lucius“, lacht sie. „Lass das! Ich nehme nichts zurück!“ Sie versucht, sich strampelnd von ihm loszureißen, kann ihm jedoch nicht das Geringste entgegensetzen.
„Du bist viel zu frech, Lucy!“ Er lässt sie ein wenig an sich herabgleiten, so dass sie mit dem Kopf in den Schnee eintaucht.
Lucy schaufelt ihm Händeweise Schnee entgegen. „Es stimmt doch!“
Er lässt sie einfach in den Schnee plumpsen. „Überhaupt nicht“, widerspricht er herausfordernd.
Sie wirft ihm einen Schneeball entgegen, doch er weicht ihm aus und stemmt die Arme in die Taille. „DU bist doch die Einzelgängerin!“
„Ach was“, schnaubt sie erheitert, wird dann jedoch angesichts seiner spöttischen Miene nachdenklich. „Quatsch“, meint sie nun ärgerlich.
Er reicht ihr die Hand. „Ach wirklich?“
Sie lässt sich von ihm hochziehen. „So ein Unfug, Lucius!“
„Wie du meinst“, grinst er und wendet sich zum Weitergehen. „Denk‘ mal drüber nach!“
„Pah!“ Sie versucht, sich von seiner herablassenden Art nicht hochbringen zu lassen. Doch sie kommt nicht umhin, über seine Worte ins Grübeln zu geraten. Ihre Unnormalität macht sie einsam. Aber sie hält sie geheim. Was wieder einsam macht. Und sie kompensiert ihre Sehnsucht nach Liebe mit Robert und damit, dass er sich noch nicht entschieden hat, zwischen ihr und einem männlichen Partner. Mehreren männlichen Partnern. Es macht sie am Ende wieder einsam und leer. Spürt Lucius ihre Verlorenheit? … Sie sind BEIDE einsam!
Lucius ist beim Wasserloch angekommen und beginnt, die Spuren im verharschten Schnee zu untersuchen.
„Er lag HIER“, raunt er ihr zu, als sie
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