Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
schließt die Augen.
Lucius trägt sie hinaus vor die Tür. Sie hat sich wie ein kleines Kind vertrauensvoll und zerbrechlich an ihn geschmiegt. Er setzt sich in den Schnee, sie auf dem Schoß.
Lucy spürt plötzlich, wie etwas Kaltes an ihrer Stirn bis hinab zu ihrem Hals gleitet. Sie ist immer noch mit ihm verbunden. Er hat sich noch nicht wieder verschlossen. Sie will sich nicht von ihm lösen, will sich nie mehr von ihm trennen. Sie gehören zusammen, es war schon immer so.
„Lucy.“ Er lässt sie nun direkt in den Schnee sinken, reibt ihren Bauch mit Schnee ab. „Lucy. Komm zu dir.“
Sie löst sich von ihm und kommt wieder zu sich zurück. Die Kälte lässt sie aufjappsen. Doch sie bleibt liegen, es tut ihr gut.
Lucius kniet neben ihr im Schnee und blickt ihr forschend ins Gesicht. Als sie ihm ein Lächeln schenkt, erwidert er es erleichtert.
„War das genug Lucy für dich?“
Seine Augen blitzen belustigt auf. „Ich dachte, ich überlebe es nicht.“ Er lässt sich neben ihr rücklings in den Schnee fallen und stöhnt. „Du bist ein Raubtier, Lucy.“
Sie richtet sich hoch und kommt zu ihm, legt sich bäuchlings der Länge nach auf ihn. Dann stützt sie den Kopf in die Hand ihres aufgestellten Armes und sieht ihn an.
„Du MUSST ein Raubtier sein“, meint er. „Du hast grüne Raubtieraugen, die mich völlig willenlos machen. Und sie locken unschuldige Hirschkühe an, um sie in ihren Bann zu schlagen.“
Sie kichert. „Dann musst du aber auch ein Raubtier sein. Deine Augen saugen mich ein wie ein Strudel. Ich versinke rettungslos in ihnen.“
Er macht eine überraschte Miene und grinst dann. „Ich bin ja auch ein Wolf.“
Lucy schüttelt den Kopf. „Ich bin kein Raubtier.“
Er lacht herausfordernd auf. „Du hast mir die Hose runtergefetzt, hast mich an der Ofenplatte verbrannt und mich auf die Dielen geknallt, um dich an mir zu bedienen. Du bist ne wilde Raubkatze, Lucy!“
Sie macht ein erschrockenes Gesicht.
Lucius legt eine Hand in ihren Nacken und zieht sie zu sich herunter. „Du hast meine wildesten Phantasien wahr werden lassen.“
Sie lächelt. „Und du meine.“
„Hier war ich noch nicht“, meint Lucy und blickt sich um. Sie hat Lucius in eine Region geführt, in der noch alle toten Bäumchen zu holen sind.
Lucius sieht sich abschätzend um. „Na dann los.“
Sie beginnen mit ihrer schweißtreibenden Arbeit und stoßen die Bäume um. Lucy merkt bald, wie schnell sie mit Lucius vorankommt. Er zieht über das Doppelte an Totholz zur Hütte, als sie. Um nicht zu tief in den Schnee einzusinken, wenn sie die Stämme zur Hütte ziehen, haben sie sich Schneeschuhe angeschnallt. Lucy fragt sich insgeheim, warum sie selbst nie auf diese Idee kam. Sie entledigen sich dann schließlich wieder der Schneeschuhe, um die Stämme an der Hütte zu zerlegen. Lucius übernimmt es, sie zu zerkleinern. Darüber ist Lucy nicht traurig. Es geht viel schneller bei ihm. Er legt die Stämme auf einen größeren umgestürzten Baumstamm, schlägt nur zwei bis drei Mal schräg zu, bis er eine Kerbe gehauen hat. Auf diese tritt er dann einfach mit viel Kraft und der Stamm ist entzwei. Derart zerlegt er einen langen Baumstamm in nur ganz kurzer Zeit. Lucy brauchte mindestens fünf Mal so lang dazu. Aber sie lässt es sich nicht nehmen, die Holzabschnitte zu zerhacken. Mit dem Klotz, den sie nun dafür hat, geht es kinderleicht. Sie arbeiten fast bis zur Dunkelheit, mittags von einer Essenspause unterbrochen. Am Ende des Tages haben sie einen beträchtlichen Holzstapel an der Hütte aufgebaut und Lucy reibt sich zufrieden die Hände.
Lucy sitzt nur im Schein des Kaminfeuers am Tisch. Lucius steht vor ihr, gegen den Ofen gelehnt. Müde und abgespannt trinken sie ein wenig Fichtennadeltee und schweigen.
Sie rappelt sich zuerst auf und steigt hoch in ihren Schlafsack. Lucius trottet ihr wenig später hinterher. Sie haben ihre Schlafsäcke immer noch gekoppelt und Lucy rückt ganz nah an Lucius heran.
Dieser nimmt einen Arm um sie herum und schiebt sich den anderen unter seinen Kopf. „Wir brauchen wieder Fleisch.“
„Hm.“ Lucy gleitet in einen tiefen Schlaf.
Ihre nächste Zeit ist vom Jagen geprägt. Sie wollen sich einen Fleischvorrat anlegen, so lange das Wetter noch so günstig ist und es nicht schneit. Doch sie haben anfangs kein Glück. Tagelang streifen sie Spuren lesend durch die Wälder und verfolgen alles vom Hasen über Hirsch, Karibu und sogar Elch. Das Erste, was Lucius
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